Die gut 80minütige Show beginnt kurz vor
Beginn des Konzertes mit verschlossenem Vorhang und schon erwartungsvoll
klatschenden Fans. Volker’s Synthieflächen im Intro weisen schon darauf hin,
dass es gleich losgehen wird. Sehr anspruchsvolle Bilder (z. B. Sylvan Logo
und „Posthumous Silence“-Cover oder ein einzelner Baum im Sonnenuntergang)
werden auf den noch geschlossenen Vorhang projiziert und es folgt das Intro
„Eternity Ends“. Sobald die Pianomelodie von „Bequest Of Tears“ erklingt,
wird Volker Söhl von Scheinwerfern angestrahlt und somit in die Szene des
immer noch geschlossenen Vorhangs eingebaut. Das sieht wirklich imposant
aus, wie er auf der einen und der blattlose Baum auf der anderen Seite
steht.
Sobald Marco’s zarter Gesang einsetzt,
wird auch er angestrahlt und erscheint in der melancholischen Szenerie. Dazu
spielt Stefanie Richter Cello (sie hat auch auf dem Studioalbum mitgewirkt).
Die Landschaft verschwindet zwar, der Vorhang bleibt aber noch verschlossen
und so sind Volker, Marco und Stefanie nur schemenhaft durch den Vorhang zu
sehen. Während zum Ende von „Bequest Of Tears“ Sebastians markanter Bass zu
hören ist, scheint nur die Silhouette von Guido Bungenstock durch den jetzt
hell erleuchteten Vorhang. Das ist optisch wirklich toll gemacht. Beim
nahtlosen Übergang zu „In Chains“ fällt der Vorhang und die Band startet
ihren faszinierenden Gig mit einer Lightshow, die der Musik endlich gerecht
wird. Zwar waren bei den bisherigen Auftritten die Lichteffekte gut, aber in
dieser Show setzen sie noch mal einen gehörigen Schlag drauf.
Neben Schlagzeuger Matthias Harder, der
wieder für sehr ausgeklügelte Rhythmussequenzen sorgt, sind an der E-Gitarre
Jan Petersen, der seit 2007 offiziell zur Band gehört und Guido Bungenstock
zu sehen, der nach Kay Söhl’s Austritt bis in den Herbst 2007 bei den
Livekonzerten als Gitarrist ausgeholfen hat. Außerdem hat sich die Band noch mit Stephanie
Hundertmark, Petra Schechter und Miriam Schell (wem dieser Name bekannt
vorkommt, sie ist musikalische Partnerin von Matthias Harder bei Rain For A
Day) drei Background-Sängerinnen hinzugeholt, die zwar stimmlich im
Hintergrund bleiben, dem Sound aber trotzdem etwas mehr
Volumen verleihen und Marco unterstützen.
Streckenweise wird die sehr schöne
Lightshow auch noch durch Filme, die im Hintergrund auf einer großen
Leinwand ablaufen, unterstützt. Allein dieser Konzertmitschnitt, der dem
Konzeptwerk „Posthumous Silence“ endlich den gebührenden Rahmen verleiht,
ist den Kauf dieser DVD wert. Einziges Manko, ich hätte mir auch die anderen
Stücke des Livekonzertes (noch mal 76 Minuten), die auf der DoppelCD „Leaving
Backstage“ zu finden sind, als Konzertmitschnitt auf der DVD gewünscht.
Man kann von den Jungs nämlich nicht genug haben!
Aber Sylvan bieten ja noch eine ganze
Reihe an Extras mit 96 Minuten Spielzeit, die es so richtig in sich haben
und für den Fan wirklich viel bieten. Zum einen ist da die 19minütige
Version von „Artificial Paradise“, bei der die Musiker das Stück regelrecht
zelebrieren (Gänsehaut garantiert).
Das komplette Konzert ist darüber hinaus
mit Kommentaren von Matthias, Sebastian, Marco, Jan und Volker versehen. So
etwas kennt man eigentlich nur von Kinofilmen. Toll, dass sich eine deutsche
Band dazu entschließt, zu ihrem Konzert einen Kommentar zu sprechen. Der
Zuschauer erfährt so viel über das Album, die Musiker und die Show. Auch
kann man sich den deutschen Text der einzelnen Songs einblenden lassen.
Als weiteren Bonus gibt es neben einer
Slideshow und ausführlichen Interviews mit den Musikern (hier sind auch die
Outtakes mit viel Humor zusammengestellt worden) auch noch drei
Features, die uns Einblicke in die Albumproduktion und die Entstehung der
Show zeigen. Lustig dabei ist, dass sich die Macher (oder ist es auf die
Musiker zurückzuführen) als Fans der amerikanischen Actionserie „24“ outen,
denn das Feature „34 Days“ ist ganz im Stil der Actionserie aufgebaut. Das
zeigt sich u. a. in den Schriftzügen, dem rhythmisch/digitalen Geräusch der
verstreichenden Sekunden und den Splitscreens. Und beim Betrachten dieses
Features hat man das Gefühl direkt dabei gewesen zu sein. Dieses Bonusmaterial ist
wirklich vom Feinsten und macht den Kauf der DVD damit unverzichtbar.
Ich hatte bereits die Gelegenheit die
Jungs persönlich kennen zu lernen (nach Konzerten und während eines
Interviews), diese sympathischen Musiker kommen genau so natürlich, wie sie
sind, auch auf der DVD rüber.
Sylvan ist mit der DVD „Posthumous Silence
– The Show“ ein wahres Meisterwerk gelungen, das sich vor keiner großen
Produktion verstecken muss, sondern vielmehr den Majorcompany's und großen
Acts das Fürchten lehrt. Die Jungs haben nicht nur Perfektionismus walten
lassen, sondern das Teil mit soviel Liebe und Herzblut erstellt, dass sich
dieses Gefühl auch auf den Zuschauer überträgt. Für mich ist diese Hammer-DVD ein absolutes Muss und ich kann nur hoffen, dass nicht wieder 10
Jahre vergehen, bis es eine weitere DVD von dieser, einer der besten
Progbands Deutschlands gibt.
Fazit: Unbedingte Kaufempfehlung!!!!!!!
CD-Rezension