Sylvan – Posthumous Silence The Show
Progrock Records / spv (2008)
(15 Stücke, 80 Minuten Spielzeit + 95 Minuten Bonusmaterial)

Zehn Jahre besteht die Progressive-Rock-Band Sylvan aus dem deutschen Norden schon. Grund genug dies gebührend zu feiern. Und das tun die Jungs aus Hamburg nicht nur selbst, sondern bescheren den Fans mit der DVD „Posthumous Silence – The Show“ endlich auch einen Livemitschnitt eines ihrer Konzerte. Und nicht nur für Fans der Band, sondern für alle Freunde gut gemachter Rockmusik stellt die DVD eine absolute Empfehlung dar.

Aber was schreibe ich da, nicht irgendein Konzert wird veröffentlicht, sondern Sylvan haben extra für diesen Zweck am 01.09.2007 im Hamburger Kampnagel ihr Konzeptalbum „Posthumous Silence“ in voller Länge live aufgeführt. Darüber hinaus spielten die Jungs auch noch eine Art Best Of-Show ihrer restlichen fünf Alben, die aber bis auf den Bonustitel „Artificial Paradise“ nicht auf der DVD zu finden ist.


Die gut 80minütige Show beginnt kurz vor Beginn des Konzertes mit verschlossenem Vorhang und schon erwartungsvoll klatschenden Fans. Volker’s Synthieflächen im Intro weisen schon darauf hin, dass es gleich losgehen wird. Sehr anspruchsvolle Bilder (z. B. Sylvan Logo und „Posthumous Silence“-Cover oder ein einzelner Baum im Sonnenuntergang) werden auf den noch geschlossenen Vorhang projiziert und es folgt das Intro „Eternity Ends“. Sobald die Pianomelodie von „Bequest Of Tears“ erklingt, wird Volker Söhl von Scheinwerfern angestrahlt und somit in die Szene des immer noch geschlossenen Vorhangs eingebaut. Das sieht wirklich imposant aus, wie er auf der einen und der blattlose Baum auf der anderen Seite steht.

Sobald Marco’s zarter Gesang einsetzt, wird auch er angestrahlt und erscheint in der melancholischen Szenerie. Dazu spielt Stefanie Richter Cello (sie hat auch auf dem Studioalbum mitgewirkt). Die Landschaft verschwindet zwar, der Vorhang bleibt aber noch verschlossen und so sind Volker, Marco und Stefanie nur schemenhaft durch den Vorhang zu sehen. Während zum Ende von „Bequest Of Tears“ Sebastians markanter Bass zu hören ist, scheint nur die Silhouette von Guido Bungenstock durch den jetzt hell erleuchteten Vorhang. Das ist optisch wirklich toll gemacht. Beim nahtlosen Übergang zu „In Chains“ fällt der Vorhang und die Band startet ihren faszinierenden Gig mit einer Lightshow, die der Musik endlich gerecht wird. Zwar waren bei den bisherigen Auftritten die Lichteffekte gut, aber in dieser Show setzen sie noch mal einen gehörigen Schlag drauf.

Neben Schlagzeuger Matthias Harder, der wieder für sehr ausgeklügelte Rhythmussequenzen sorgt, sind an der E-Gitarre Jan Petersen, der seit 2007 offiziell zur Band gehört und Guido Bungenstock zu sehen, der nach Kay Söhl’s Austritt bis in den Herbst 2007 bei den Livekonzerten als Gitarrist ausgeholfen hat. Außerdem hat sich die Band noch mit Stephanie Hundertmark, Petra Schechter und Miriam Schell (wem dieser Name bekannt vorkommt, sie ist musikalische Partnerin von Matthias Harder bei Rain For A Day) drei Background-Sängerinnen hinzugeholt, die zwar stimmlich im Hintergrund bleiben, dem Sound aber trotzdem etwas mehr Volumen verleihen und Marco unterstützen.

Streckenweise wird die sehr schöne Lightshow auch noch durch Filme, die im Hintergrund auf einer großen Leinwand ablaufen, unterstützt. Allein dieser Konzertmitschnitt, der dem Konzeptwerk „Posthumous Silence“ endlich den gebührenden Rahmen verleiht, ist den Kauf dieser DVD wert. Einziges Manko, ich hätte mir auch die anderen Stücke des Livekonzertes (noch mal 76 Minuten), die auf der DoppelCD „Leaving Backstage“ zu finden sind, als Konzertmitschnitt auf der DVD gewünscht. Man kann von den Jungs nämlich nicht genug haben!

Aber Sylvan bieten ja noch eine ganze Reihe an Extras mit 96 Minuten Spielzeit, die es so richtig in sich haben und für den Fan wirklich viel bieten. Zum einen ist da die 19minütige Version von „Artificial Paradise“, bei der die Musiker das Stück regelrecht zelebrieren (Gänsehaut garantiert).

Das komplette Konzert ist darüber hinaus mit Kommentaren von Matthias, Sebastian, Marco, Jan und Volker versehen. So etwas kennt man eigentlich nur von Kinofilmen. Toll, dass sich eine deutsche Band dazu entschließt, zu ihrem Konzert einen Kommentar zu sprechen. Der Zuschauer erfährt so viel über das Album, die Musiker und die Show. Auch kann man sich den deutschen Text der einzelnen Songs einblenden lassen.

Als weiteren Bonus gibt es neben einer Slideshow und ausführlichen Interviews mit den Musikern (hier sind auch die Outtakes mit viel Humor zusammengestellt worden) auch noch drei Features, die uns Einblicke in die Albumproduktion und die Entstehung der Show zeigen. Lustig dabei ist, dass sich die Macher (oder ist es auf die Musiker zurückzuführen) als Fans der amerikanischen Actionserie „24“ outen, denn das Feature „34 Days“ ist ganz im Stil der Actionserie aufgebaut. Das zeigt sich u. a. in den Schriftzügen, dem rhythmisch/digitalen Geräusch der verstreichenden Sekunden und den Splitscreens. Und beim Betrachten dieses Features hat man das Gefühl direkt dabei gewesen zu sein. Dieses Bonusmaterial ist wirklich vom Feinsten und macht den Kauf der DVD damit unverzichtbar.

Ich hatte bereits die Gelegenheit die Jungs persönlich kennen zu lernen (nach Konzerten und während eines Interviews), diese sympathischen Musiker kommen genau so natürlich, wie sie sind, auch auf der DVD rüber.

Sylvan ist mit der DVD „Posthumous Silence – The Show“ ein wahres Meisterwerk gelungen, das sich vor keiner großen Produktion verstecken muss, sondern vielmehr den Majorcompany's und großen Acts das Fürchten lehrt. Die Jungs haben nicht nur Perfektionismus walten lassen, sondern das Teil mit soviel Liebe und Herzblut erstellt, dass sich dieses Gefühl auch auf den Zuschauer überträgt. Für mich ist diese Hammer-DVD ein absolutes Muss und ich kann nur hoffen, dass nicht wieder 10 Jahre vergehen, bis es eine weitere DVD von dieser, einer der besten Progbands Deutschlands gibt.

Fazit: Unbedingte Kaufempfehlung!!!!!!!

CD-Rezension

   

Stephan Schelle, Juli 2008


 
 

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