Styx – Crash Of The Crown
Alpha Dog 2T/Universal Music (2021)
(15 Stück, 43:12 Minuten Spielzeit)

2017 meldete sich die amerikanische Rocklegende Styx nach 14 Jahren mit dem grandiosen Studioalbum „The Mission“ mit neuer Musik zurück. Vier Jahre später erscheint am 18.06.2021 der Nachfolger, der den Titel „Crash Of The Crown“ trägt, auf CD und in digitaler Form. Am 25.06.2021 folgt dann eine Vinylfassung des neuen Werkes. Mir lag zur Besprechung die CD-Version vor, die im Jewelcase mit 24seitigem Booklet ausgestattet ist.


Wie schon auf „The Mission“ besteht das LineUp aus den Gründungsmitgliedern James „JY” Young (E-Gitarre, Gesang) und Chuck Panozzo (Bass) – er hat bei zwei der neuen Songs mitgewirkt - sowie dem langjährigen Mitglied Tommy Shaw (Gitarren, Mandoline, Banjo, Gesang) und den Musikern Todd Suchermann (Schlagzeug, Percussion), Lawrence Gowan (Tasteninstrumente, Gesang) und Ricky Phillips (Bass).

Bereits im Herbst 2019 begann die Arbeit am neuen Album in Tommy Shaws Homestudio, mit dem Song „Common Ground“, einem vertonten Aufruf für mehr Miteinander. Doch Corona machte auch der Band einen Strich durch die Rechnung und so gestaltete sich der Aufnahmeprozess schwierig.

Auf besagte Recording-Abstecher nach Music City angesprochen, verfällt STYX-Bassist Chuck Panozzo, der vor exakt 60 Jahren mit seinem inzwischen verstorbenen Bruder die ersten Kellersessions in Chicago machte und so alles ins Rollen brachte, sofort ins Schwärmen: „Ich bin immer wieder aufs Neue davon fasziniert, wie Tommy es schafft, als Songwriter einen Ton zu treffen, der über Generationengrenzen hinweg die Menschen berührt“, freut sich Chuck, der auf „Our Wonderful Lives“ und „Lost At Sea“ zu hören ist. „Er und Will wissen einfach, was den Kern des Menschseins ausmacht… und schließlich ist das eine Sache, die sich auch in einem halben Jahrhundert gar nicht so drastisch verändert – ja, selbst in 500 Jahren nicht. Das ist der Grund, weshalb STYX auch nach all diesen Jahren noch relevant ist, weil wir dieses Menschseins-Verständnis in uns tragen.“

„Also eine Protestband waren wir noch nie“, stellt Tommy Shaw klar, der als wichtiger Songwriter „Crash Of The Crown“ maßgeblich geprägt und geformt hat – eine Rolle, die er bereits seit Dezember 1975 bei der Band innehat. „Wir sind stattdessen eher wie ein Gospel-Umzug, der überall dort, wo er gerade aufschlägt, positive Botschaften verbreiten will.“ Um diese Messages verbreiten zu können, müsse man jedoch „zunächst die Probleme identifizieren. Erst danach kann man sich überlegen, wie man es hinbekommt, dass alles wieder okay wird. All das ist ein großer Teil unserer musikalischen Mission.“

Musikalisch bietet die Band nicht nur ihren gewohnten Sound, sondern binden ein ums andere Mal auch Sounds von Bands wie The Beatles oder Queen in ihre Stücke ein. Gestartet wird mit dem knackigen „The Fight Of Our Lives“, in dem die Band mit herrlichem Satzgesang besticht. Da wird sofort wieder altes Styx-Feeling erzeugt, aber auch hier sind schon Hooklines auszumachen, die an Brian May von Queen erinnern und auch der Satzgesang besitzt stellenweise den Esprit der Briten.

„A Monster“ wartet mit tollen Gitarren- und Keyboardpassagen auf. Die Gitarreneröffnung von „Reveries“ lässt mich zunächst an Jethro Tull denken, doch sobald die Keys und der Gesang einsetzen ändert sich das Bild. Typische Styx-Elemente vermischen sich hier mit beatlesken Harmonien. Das klingt richtig gut.

Mit floydartigen Flächen und Akustikgitarren beginnt dann „Hold Back The Darkness“, das im Strophenteil einen leicht psychedelischen Artrock artigen Touch aufweist. „Save Us From Ourselves“, das aus einer Mischung aus besten Styx-Momenten und Neal Morse artigen Klängen besteht, wird von einigen Zitaten Winston Churchill’s unterlegt.

Im Titelsong kommt es zu einer Neuerung, denn der Song wird von gleich drei Leadsängern gesungen. Der Song startet mit James „JY“ Young am Mikrofon, im Mittelteil singt Tommy Shaw und im Finale Lawrence Gowan. „Ich suche eigentlich immer nach Möglichkeiten für derartige Veränderungen, nur soll es insgesamt natürlich trotzdem noch wie STYX klingen“, erzählt Gowan. „Das ist darum auch derjenige Song des Albums, auf den ich besonders stolz bin. Das Großartige daran ist, dass hier wirklich all unsere Talente und Stärken in einem einzigen Song zusammenkommen – wie bei ‘Abbey Road’! Auch ein paar Instrumente kamen dafür zum Einsatz, von denen ich nie gedacht hätte, dass ich sie jemals auf einem STYX-Album spielen würde – Tommys Hammond B3-Orgel zum Beispiel, mein Minimoog und mein Mellotron.“ Der Song ist abwechslungsreich und gewinnt durch die drei Gesangsstimmen enorm.

Sehr akustisch mit Banjo beginnt der Song „Our Wonderful Lives“, das in bester Bandtradition steht. „Common Ground“ beginnt wie der Soundtrack zu „Terminator“ und wandelt sich schnell in den typischen Styx-Sound. Frische Sounds und herrlich druckvolles Schlagwerk mit Queen-Gitarren bietet dann „Long Live The King“. Eine Prise indisches Flair kommt dann durch Percussion und Sitarklänge in „Coming Out The Other Side“ auf.

Styx ist mit „Crash Of The Crown“ ein weiteres tolles Spätwerk gelungen, das aufzeigt, dass die Band derzeit keinerlei Alterserscheinungen aufweist. Ganz im Gegenteil, wirken die Songs doch sehr frisch und die Band äußerst agil und spielfreudig.

Stephan Schelle, Juni 2021

   

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