Styx
– Crash Of The Crown 2017 meldete sich die amerikanische Rocklegende Styx nach 14 Jahren mit dem grandiosen Studioalbum „The Mission“ mit neuer Musik zurück. Vier Jahre später erscheint am 18.06.2021 der Nachfolger, der den Titel „Crash Of The Crown“ trägt, auf CD und in digitaler Form. Am 25.06.2021 folgt dann eine Vinylfassung des neuen Werkes. Mir lag zur Besprechung die CD-Version vor, die im Jewelcase mit 24seitigem Booklet ausgestattet ist. |
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Bereits
im Herbst 2019 begann die Arbeit am neuen Album in Tommy Shaws Homestudio,
mit dem Song „Common Ground“, einem vertonten Aufruf für mehr
Miteinander. Doch Corona machte auch der Band einen Strich durch die
Rechnung und so gestaltete sich der Aufnahmeprozess schwierig. Auf
besagte Recording-Abstecher nach Music City angesprochen, verfällt
STYX-Bassist Chuck Panozzo, der vor exakt 60 Jahren mit seinem inzwischen
verstorbenen Bruder die ersten Kellersessions in Chicago machte und so
alles ins Rollen brachte, sofort ins Schwärmen: „Ich bin immer wieder
aufs Neue davon fasziniert, wie Tommy es schafft, als Songwriter einen Ton
zu treffen, der über Generationengrenzen hinweg die Menschen berührt“,
freut sich Chuck, der auf „Our Wonderful Lives“ und „Lost At Sea“
zu hören ist. „Er und Will wissen einfach, was den Kern des Menschseins
ausmacht… und schließlich ist das eine Sache, die sich auch in einem
halben Jahrhundert gar nicht so drastisch verändert – ja, selbst in 500
Jahren nicht. Das ist der Grund, weshalb STYX auch nach all diesen Jahren
noch relevant ist, weil wir dieses Menschseins-Verständnis in uns
tragen.“ „Also
eine Protestband waren wir noch nie“, stellt Tommy Shaw klar, der als
wichtiger Songwriter „Crash Of The Crown“ maßgeblich geprägt und
geformt hat – eine Rolle, die er bereits seit Dezember 1975 bei der Band
innehat. „Wir sind stattdessen eher wie ein Gospel-Umzug, der überall
dort, wo er gerade aufschlägt, positive Botschaften verbreiten will.“
Um diese Messages verbreiten zu können, müsse man jedoch „zunächst
die Probleme identifizieren. Erst danach kann man sich überlegen, wie man
es hinbekommt, dass alles wieder okay wird. All das ist ein großer Teil
unserer musikalischen Mission.“ Musikalisch
bietet die Band nicht nur ihren gewohnten Sound, sondern binden ein ums
andere Mal auch Sounds von Bands wie The Beatles oder Queen in ihre Stücke
ein. Gestartet wird mit dem knackigen „The Fight Of Our Lives“, in dem
die Band mit herrlichem Satzgesang besticht. Da wird sofort wieder altes
Styx-Feeling erzeugt, aber auch hier sind schon Hooklines auszumachen, die
an Brian May von Queen erinnern und auch der Satzgesang besitzt
stellenweise den Esprit der Briten. „A
Monster“ wartet mit tollen Gitarren- und Keyboardpassagen auf. Die
Gitarreneröffnung von „Reveries“ lässt mich zunächst an Jethro Tull
denken, doch sobald die Keys und der Gesang einsetzen ändert sich das
Bild. Typische Styx-Elemente vermischen sich hier mit beatlesken
Harmonien. Das klingt richtig gut. Mit
floydartigen Flächen und Akustikgitarren beginnt dann „Hold Back The
Darkness“, das im Strophenteil einen leicht psychedelischen Artrock
artigen Touch aufweist. „Save Us From Ourselves“, das aus einer
Mischung aus besten Styx-Momenten und Neal Morse artigen Klängen besteht,
wird von einigen Zitaten Winston Churchill’s unterlegt. Im
Titelsong kommt es zu einer Neuerung, denn der Song wird von gleich drei
Leadsängern gesungen. Der Song startet mit James „JY“ Young am
Mikrofon, im Mittelteil singt Tommy Shaw und im Finale Lawrence Gowan.
„Ich suche eigentlich immer nach Möglichkeiten für derartige Veränderungen,
nur soll es insgesamt natürlich trotzdem noch wie STYX klingen“, erzählt
Gowan. „Das ist darum auch derjenige Song des Albums, auf den ich
besonders stolz bin. Das Großartige daran ist, dass hier wirklich all
unsere Talente und Stärken in einem einzigen Song zusammenkommen – wie
bei ‘Abbey Road’! Auch ein paar Instrumente kamen dafür zum Einsatz,
von denen ich nie gedacht hätte, dass ich sie jemals auf einem STYX-Album
spielen würde – Tommys Hammond B3-Orgel zum Beispiel, mein Minimoog und
mein Mellotron.“ Der Song ist abwechslungsreich und gewinnt durch
die drei Gesangsstimmen enorm. Sehr
akustisch mit Banjo beginnt der Song „Our Wonderful Lives“, das in
bester Bandtradition steht. „Common Ground“ beginnt wie der Soundtrack
zu „Terminator“ und wandelt sich schnell in den typischen Styx-Sound.
Frische Sounds und herrlich druckvolles Schlagwerk mit Queen-Gitarren
bietet dann „Long Live The King“. Eine Prise indisches Flair kommt
dann durch Percussion und Sitarklänge in „Coming Out The Other Side“
auf. Styx
ist mit „Crash Of The Crown“ ein weiteres tolles Spätwerk gelungen,
das aufzeigt, dass die Band derzeit keinerlei Alterserscheinungen
aufweist. Ganz im Gegenteil, wirken die Songs doch sehr frisch und die
Band äußerst agil und spielfreudig. Stephan Schelle, Juni 2021 |
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