Steve Wilson - Insurgentes

Steve Wilson - Insurgentes (Neuauflage)
spv/KScope (2009)
(10 Stücke, 55:17 Minuten Spielzeit)

Ende letzten Jahres war über die Internetseite des Porcupine Tree-Masterminds Steven Wilson sein Solo-Album „Insurgentes“ in einer auf 3.000 Stück limitierten Auflage erhältlich. Schon nach wenigen Tagen war das Album vergriffen, nun können sich ab dem 09.03.2009 all diejenigen von der Qualität des Albums überzeugen, an denen – wie mir – das Album vorbeigegangen ist. Andreas Plaeschke hat schon über die limitierte Auflage berichtet, hier kommt nun noch meine Meinung zu dem offiziellen Werk.


Nicht nur Porcupine Tree ist Steven’s Spielwiese, mit No-Man, Bass Communion und Blackfield, um nur einige zu nennen, hat er auch noch reichlich Nebenprojekte am Start und jetzt ist er also auch noch Solo unterwegs. „Insurgentes“ ist sein erstes Solowerk, das er unter seinem Namen präsentiert (bei den ersten Porcupine Tree Alben war er allerdings auch quasi Solo am Werk).

Um es hier schon mal vorweg zu nehmen, die Veröffentlichung als reguläres Album lohnt in jedem Fall, denn Wilson präsentiert hier einen Querschnitt durch seine unterschiedlichen Kreativphasen, auch wenn er hier die experimentelle, ambient mäßige Seite etwas zurückhält, was ich persönlich für gut empfinde.

Zehn Stücke liefert uns der Meister, die recht unterschiedlich sind und doch alle seine Handschrift tragen. Los geht es mir „Harmony Korine“, das nicht nur wie Andreas es beschreibt zu Beginn an U2 erinnert, sondern vor allem auch an Porcupine Tree. Mit sehr schöner Melodie bohrt sich dieser Song sofort ins Ohr des Hörers. Klingt der Song zunächst noch nach der floydigen Phase Porcupine Tree’s, so ändert sich dieses spätestens im Refrain, bei dem härtere Gitarrenlicks eher den aktuellen Stil der Band widerspiegeln.

„Abandoner“ beginnt mit einem Knistern, das an eine Schallplatte erinnert. Stilisticsh bewegt sich Wilson mit diesem Song in ruhigen Porcupine Tree- bzw. No-man-Gefilden. Nach dem achtminütigen „Salvaging“, das mich ebenfalls an die frühen PT erinnert, kommt mit „Veneno Paral Las Hadas“ eines dieser Stücke, bei denen ich als Hörer meine, das Stück schon ewig zu kennen und das mir unweigerlich wohlige Schauer über den Rücken laufen lässt. Auf der Suche nach dem Stück auf älteren Alben bin ich aber nicht fündig geworden. Der Song klingt wie eine Mischung aus der Porcupine Tree-Zeit von „The Sky Moves Sideway“ und bestem No-Man-Stoff. Allein dieser Titel lohnt den Kauf des Albums, denn er geht runter wie Öl und fordert immer und immer wieder die Repeat-Taste.

Bass, Schlagzeug und eine etwas schräg gespielte Gitarre machen aus “No Twilight Within The Courts Of The Sun” einen jazzig angehauchten Titel, der meines Erachtens in der „Signify“-Phase angesiedelt sein könnte. Sanfte ruhige Passagen wechseln sich hier mit lauteren ekstatisch-verqueren Teilen ab. Das hat schon etwas von Psychedelic, ist aber trotz alledem im Prog verhaftet. Ein sehr abwechslungsreicher Song, der den Spannungsbogen jederzeit hoch hält.

Mit „Significant Other“ geht Steven dann wieder an die Anfangstage von PT zurück und würzt ihn mit einem recht lauten Mittelteil, während „Only Child“ ein Song ist, der nach Gitarrenpop klingt und Radiotauglichkeit besitzt. Auch wenn Andreas Gavin’s Spiel hier stupide empfindet, ist es meines Erachtens aber doch passend und strahlt eine gewisse Monotonie aus, die dem Track gut zu Gesicht steht. Nach diesem eher rockig/popigen Stück kommt nun mit „Twilight Coda“ eine atmosphärische Ruhephase, die von Akustik- und E-Gitarre sowie sphärischen Synthieklängen bestimmt wird und sich zum Ende hin durch anziehende Dynamik steigert.

Wie es Andreas schon gesagt hat, geht es bei „Get All You Deserve“ im Stile von Bass Communion weiter um dann mit dem Titelstück, bei dem sich Steven über weite Strecken nur am Piano begleitet, zu enden.

Zum Glück hat sich Steven Wilson entschlossen dieses meisterliche Stück nicht nur einem ausgewählten Kreis zu gönnen, sondern gibt nun auch allen anderen die Möglichkeit die zehn Songs genießen zu können. Das Tracklisting ist identisch mit der limitierten Version und auch eine DVd soll enthalten sein, allerdings ist das Artwork ein anderes und wahrscheinlich ist auch das neue Booklet etwas kürzer geraten. Wer Porcupine Tree und No.Man mag, der kann hier bedenkenlos zugreifen.

Stephan Schelle, Februar 2009

   

CD-Kritiken-Menue