Steve Miller Band – Selections From The Vault
Capitol/Universal Music (2019)

(13 Stücke, 60:33 Minuten Spielzeit)

Steve Miller öffnet am 11.10.2019 sein Archiv und veröffentlicht ein Boxset, bestehend aus 3 CD’s plus DVD unter dem Titel „Welcome To The Vault“. Ein Auszug aus dem Boxset bietet die EinzelCD „Selections From The Vault“, die mir zur Besprechung vorlag. Weiterhin gibt es noch eine Vinylausgabe die acht bisher unveröffentlichte Titel enthält. Die EinzelCD präsentiert einen Auszug von 13 Stücken, die die ganze Bandbreite von Steve Millers Musik umfasst. Darunter sind zwölf Stücke, die in diesen Versionen bisher unveröffentlicht waren.


Das Set aus 3CDs + DVD dokumentiert seine inzwischen über sechs Dekaden lange Karriere mit 52 Songs auf 3CDs. Es vereint eine Reihe seiner größten Hits mit Rock ´n´ Roll- und Blues-Klassikern, darunter 38 bisher unveröffentlichte Aufnahmen wie Demos, Probenaufnahmen, Outtakes und Konzertmitschnitte sowie fünf neu entdeckte Steve Miller Band-Songs, die in den 1960er und 1970er Jahren aufgenommen wurden. Die beiliegende DVD bietet 21 Liveauftritte von legendären TV-Auftritten und Konzerten. „Welcome To The Vault“ präsentiert weiterhin ein 100-seitiges Buch mit zahlreichen Fotos und einem exklusiven Essay des renommierten Rockjournalisten David Fricke. Neben der Box erscheinen die 52 Songs von „Welcome To The Vault“ auch digital am 11. Oktober bei Capitol/Universal Music.

Die CD startet mit einer alternativen Version von „Industrial Military Complex Hex“ aus dem Jahr 1970, das einige Gitarrenlicks enthält, die an Jimi Hendrix erinnern. Poppig mit 80’er-Jahre Flair wird es dann im Song „Macho City“, das 80’er Jahre Sounds mit typischem Steve Miller Flair und Zappaesken Gesangseinlagen verbindet. „Don’t Let Nobody Turn You Around“ ist der älteste Song und stammt aus dem Jahr 1969. Hier war noch ein Mix aus Rock’N’Roll und Beat angesagt.

Daran schließt sich dann das bisher unveröffentlichte „Love Is Strange“ aus dem Jahr 1974 an, dass den typischen Miller-Stil verströmt. Ein klasse Song. Die alternative Version des Klassikers „Rock’n Me“ macht Spaß, weil sie richtig abgeht. Mit „Crossroads“ findet sich dann eine wunderbare Interpretation des Bluesklassikers von Robert Johnson auf der CD, die es auf 7:22 Minuten Spielzeit bringt.

Eine außergewöhnliche Version des Hits „Take The Money And Run“ findet sich ebenfalls auf dem Album. Dabei handelt es sich um eine 4:29minütige Big Band-Interpretation mit dem texanischen Gitarren-Hero Jimmie Vaughan - live aufgenommen beim New Yorks Jazz im Lincoln Center, wo Steve Miller als Kurator, Pädagoge und Performer mit dem Schwerpunkt Blues-Musik engagiert ist. Mit „Tain’t It The Truth“ und „Freight Train Blues“ sind zwei weitere bisher unveröffentlichte Songs auf dem Album.

Das Highlight aus meiner Sicht ist aber die alternative Version von „Fly Like An Eagle“, die in dieser Fassung wesentlich rauer und nicht so clean wie im Original daherkommt. Die Gitarren sind recht atmosphärisch und auch der Rhythmus ist durch Keyboard ein wenig verändert. Tolle Fassung. Nach der Jimmy Reed-Nummer „I Wanna Be Loved“, die in einem Livemitschnitt vorliegt, kommt mit „Jet Airliner“ ein weiterer Miller-Klassiker in einer alternativen Version, die etwas langsamer gespielt ist als im Original. Die CD endet mit Steve Millers Interpretation von „Lollie Lou“ beim 2016er Tribute-Konzert „T-Bone Walker: A Bridge from Blues to Jazz“. Hier kommen wieder jazzige Big Band Sounds auf.

Wer nicht zu der teuren Setausgabe „Welcome To The Vault“ greifen will, der bekommt mit „Selections From The Vault“ einen sehr schönen Querschnitt mit bisher unveröffentlichten Aufnahmen des amerikanischen Musikers Steve Miller. Einige bekannte und beliebte Stücke wechseln sich hier mit eher unbekannteren und im Stil für Miller ungewöhnlichen Songs ab. Aber genau das ist der Reiz an der CD, die im Jewelcase mit sechsseitigem Booklet erscheint.

Stephan Schelle, Oktober 2019

   

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