Steve Hackett
– Please Don’t Touch
Nachdem
die ehemaligen Genesis-Mitglieder Phil Collins und auch Anthony Phillips
ihre frühen Alben in remasterter Form auf den Markt bringen, schließt sich
auch Steve Hackett ab dem 27.05.2016 mit überarbeiteten Versionen seiner Frühwerke
als Einzelalbum an (im Jahr 2015 gab es diese schon im Rahmen der
„Premenitions“-Box). Zunächst werden die Soloalben der Jahre 1978 bis
1980 neu als Deluxe Editionen veröffentlicht. Die Editionen erscheinen
jeweils als DoppelCD im achtseitigen Digipack mit einem 20seitigen Booklet
und enthalten darüber hinaus jeweils noch eine DVD mit einem Surround-Mix. Bereits
im Jahr 2005 erschienen die Alben in remasterter Form als EinzelCD und
enthielten einige Bonustracks. Die neuen Versionen weichen in einigen
Punkten davon ab und bieten darüber hinaus noch jeweils eine DVD mit einem
5.1 Surround Sound Mix. Nach
seinem Solodebüt im Jahr 1975 mit dem Album „Voyage Of The Acolyte“,
das sehr erfolgreich war, sowie dem Ausstieg bei Genesis im Jahr 1977
forcierte Steve Hackett seine Solokarriere und veröffentlichte in der Folge
weitere sehr erfolgreiche Alben. 1978
erschien das zweite Hackett-Werk unter dem Titel „Please Don’t Touch“
bei dem er namhafte Musiker wie Phil Erhart und Steve Walsh (beide Kansas)
Richie Havens, Randy Crawford und Chester Thompson (er trommelte bei
Genesis) verpflichten konnte. |
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War
Hackett auf seinem Debütalbum noch sehr dem Stil von Genesis, die er mit
seinem Gitarrenspiel maßgeblich prägte, verhaftet, so zeigt er sich auf
„Please Don’t Touch“ wesentlich abwechslungsreicher und ist doch
unverkennbar typisch Hackett. Das zeigt sich schon im eröffnenden
„Narnia“, das mit typischen Hackett-/Genesis-Akkorden auf der Gitarre
beginnt und dann in einen treibenden Song übergeht, der mehr an Kansas
erinnert. Beim leicht verschrobenen „Carry On Up The Vicarage“ kommt der
Genesis-Stil wieder deutlicher zu Tage. Hackett (Genesis) trifft auf Kansas
kann man auch den Song „Racing In A“ übertiteln. Klassisch wirkt
dagegen das leise „Kim“. Eine Spur Beatles kommt dann in „How Can
I?“ auf. Und „Hoping Love Will Last“ bekommt durch den Gesang von
Randy Crawford eine Spur Soul verpasst. Neben den beiden Bonusstücken
„Narnia (John Perry Vocal Version)“ und „Narnia (Alternative
Version)“ findet sich auf der ersten CD noch mit „Seven Of Cups“ ein
neues Instrumentalstück, das in den Aufnahmesessions entstanden ist und von
Steven Wilson neu gemischt wurde. Apropos
Steven Wilson. Hackett konnte ihn gewinnen von den beiden Alben „Please
Don’t Touch“ und „Spectral Mornings“ einen neuen Stereo Mix sowie
einen 5.1 Surround Sound Mix zu erstellen. Steven Wilson bot sich selbst
an, da er von diesen Alben in frühen Jahren inspiriert wurde. Seine neuen
Mixe der beiden Alben bieten einen wesentlich weicheren Sound. Darüber
hinaus hat er Wert darauf gelegt, dass die einzelnen Instrumente noch mehr
zur Geltung kommen. Vor allem glänzen aber die Stücke in den Surround
Mixen wenn man von den Instrumenten oder den Satzgesängen förmlich von
allen Seiten umarmt wird. Da hat Steven Wilson wieder ganze Arbeit
geleistet. Das
dritte Soloalbum „Spectral Mornings“ erschein im Jahr 1979. Steve
Hackett erinnert sich: „Plötzlich
hatten wir eine tolle Liveband für Tourneen; allesamt unglaubliche
Musiker und Sänger. Ich war nicht mehr allein. Einen großen Teil von
‘Spectral Mornings’ hatte ich schon live getestet. Das Publikum war so
heiß darauf, wie ich es mir in meinen kühnsten Träumen nicht hätte
vorstellen können. Und auch hier war es die Kombination aus klassisch
ausgebildeten Musikern und Autodidakten, die bei diesen Songs das gewisse
Etwas ausmacht.“ Das
Album enthält neben dem Titelstück noch weitere Klassiker, die lange im
Liveprogramm von Hackett zu finden waren. Darunter das eingängige
„Every Day“, das damals auch als Single ausgekoppelt wurde sowie
„Clocks - The Angel Of Mons“. Auch auf „Spectral Mornings“ zeigt
sich Steve Hackett von einer sehr abwechslungsreichen Seite und hatte
seinen eigenen Stil gefunden, den er über die Jahre immer
weiterentwickelte. Als Bonusstücke werden „Every Day“ in der Single
Version, „Clocks - The Agel Of Mons“ (Single Version) und „The
Caretaker“ (ein 1:41minütiger Track mit Geräuschen) geboten. Die
2005’er Version enthielt dagegen sieben Bonustracks, von denen sich hier
nur einer wieder findet. Disc 2 enthält ebenfalls einen neuen Stereomix
und die DVD einen 5.1 Surround Sound Mix, bei von Steven Wilson. Die
80’er Jahre eröffnete Hackett dann mit seinem vierten Soloalbum
„Defector“. Über die „Defector“-Zeit sagt Steve Hackett: „Nach der Flöte auf ‘Steppes’ ganz am Anfang, die ein bisschen
nach Schlangenbeschwörung klingt, dröhnten heidnisch anmutende Trommeln
aus der Kirche nebenan, die uns als Hallraum diente. Ich war immer noch völlig
begeistert von dieser Wahnsinnsband, die einfach die Vielseitigkeit in
Person war. Es war zwar hart, einen Nachfolger für ‘Spectral
Mornings’ zu produzieren, aber ‘Defector’ schaffte es sogar in die
Top 10 Charts!“ Der
Opener „Steppes“ beginnt in der Tat mit Flöten, die an
Schlangenbeschwörung erinnern, mündet dann aber in einen Track der wie
eine Mischung aus Rock und „Carmina Burana“ anmutet. Ein absolut
faszinierendes Stück, das den Stil von Hackett sehr gut widerspiegelt.
Fast ein bisschen Pop und AOR fließen in „Time To Get Out“ ein. Und
„Slogans“ zeigt sich als musikalischer Wirbelwind. Dagegen wirken
„Leaving“ und „Hammer In The Sand“ sehr verträumt. Erneut kommt
Pop in „The Show“ auf, das vor allem durch einen markanten Bass überzeugen
kann. Mit dem Song „Sentimental Institution“, der wie aus den 20’er
Jahre wirkt, endet dann das Album Bis
auf drei nicht enthaltene Livebonustracks ist diese erste CD mit der
2005’er Version identisch. Dafür enthält die zweite CD keinen
alternativen Mix sondern einen 58minütigen Livemitschnitt vom Reading
Festival aus dem Jahr 1981. Auf
der Bonusdisc kann man sich von der Livequalität der Band um Steve
Hackett überzeugen. In diesem Set waren Highlights seiner vier Solowerke
enthalten. Hackett glänzt darüber hinaus ein ums andere Mal durch
herrliche Soli. Bei „Slogans“ können sich Hackett und Band dann so
richtig austoben. Die DVD bietet einen neuen, Pseudo 5.1 Surround Mix, der
von den Originalbändern erstellt wurde. Wer für diesen verantwortlich
zeichnet ist mir nicht bekannt. Zwar ist dieser auch nicht schlecht,
reicht aber an die Transparenz, die Wilson bei seinen Mixen erzeugt hat,
nicht heran. Diese
drei Alben von Steve Hackett gehören definitiv in jede gute Rocksammlung.
Durch den neuen Mix - vor allem in der 5.1 Surround-Version - bekommen
diese Werke noch einmal mehr Glanz. Stephan Schelle, Mai 2016 |
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