Stephan Thelen – Fractal Guitar
Moonjune Records (2018)

(5 Stücke, 67:48 Minuten Spielzeit)

Am 18.01.2019 erschien das erste Soloalbum des aus der Schweiz stammenden Gitarristen Stephan Thelen. Thelen ist Gitarrist, Komponist und Mitglied der Minimal Groove Band Sonar. Daneben hat er in Musikprojekten wie den Schweizer Bands Radio Osaka, License To Chill, Broken Symmetry und Root Down mitgewirkt. Für sein Soloalbum, bei dem Thelen Gitarre und Orgel spielt, sowie einige Samples beisteuert, hat er sich einige musikalische Gäste an die Seite gestellt wie die Gitarristen Markus Reuter, David Torn, Matt Tate, Jon Durant, Bill Walker, Henry Kaiser und Barry Cleveland sowie am Schlagzeug Manual Pasquinelli und Benno Kaiser und an Percussion Andi Pupato.


Wie man schon am LineUp erkennen kann ist die Musik – dem Albumtitel entsprechend – sehr Gitarrenlastig. Die fünf Stücke des Albums bewegen sich dabei zwischen 8:42 und 18:37 Minuten Spielzeit, was genügend Raum für ausufernde Soloparts lässt. 

Proggig, psychedelisch, atmosphärisch und hypnotisch zeigt sich die Musik, in der die Gitarre auch mal sägende, flirrende und kreischende Sounds von sich gibt.

Das eröffnende, 18:37minütige „Briefing For A Descent Into Hell“ (der Titel ist an das 1971 erschienene gleichnamige Buch der in Persien geborenen, britischen Schriftstellerin Doris Lessing angelehnt) beginnt mit atmosphärisch, psychedelischen Klangfarben um nach einigen Momenten von einem treibenden Bass und akzentuiertem Schlagzeug in einen rhythmischen Part überzugehen. Dabei versprüht der Track eine gewisse hypnotische Wirkung in die man förmlich hineingezogen wird. Durchzogen wird das Ganze von elektronischen Gitarreneffekten, die integraler Bestandteil der Stücke sind. Der Track zieht unaufhörlich dahin, ohne dass sich wirkliche Melodien entwickeln, dafür wirkt die Musik aber doch sehr harmonisch und aufeinander abgestimmt und entwickelt sich immer weiter. Das wirkt wie eine musikalische Reise mit mehreren Etappen.

Sägende Gitarrensounds stehen im Stück „Road Movie“ in direktem Kontrast zu herrlichen, mit Hall versehenen Gitarrenflächen. Unterlegt wird das Ganze mit einem treibenden Rhythmus sowie rhythmischen Gitarrenlicks, die für den nötigen Drive sorgen. Diese ungewöhnliche Mischung hat eine hohe Anziehungskraft, die ich kaum beschreiben kann.

Das Titelstück wartet mit sehr schönen Delayeffekten auf und zeigt sich so ebenfalls von einer sehr atmosphärischen Seite. Während im Hintergrund der Rhythmus voranschreitet setzt Stephan Thelen hier mit seiner Gitarre Klangtupfer, die sehr atmosphärisch durch den Äther ziehen. Das ist betörend und fesselnd zugleich. Im weiteren Verlauf kommen proggige und jazzige Motive hinzu. Die weiteren Stücke versprühen den gleichen Esprit, wobei das abschließende „Urban Nightscape“ eine etwas schwierigere Kost darstellt und crimsoneske Elemente aufweist.

„Fractal Guitar“ des Schweizer Gitarristen Stephan Thelen ist insgesamt eine faszinierende musikalische Reise mit fesselnden Instrumentaltracks, die vor allem die Gitarre in den Mittelpunkt stellt. Proggig, psychedelisch, atmosphärisch und hypnotisch zieht sie in ihren Bann. Ein tolles Album dem man sich kaum entziehen kann.

Stephan Schelle, Januar 2019

   

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