Stealing The Bride - Roommates

Stealing The Bride - Roommates
Eigenvertrieb / www.stealingthebride.de (2009)
(10 Stücke, 41:34 Minuten Spielzeit)

Im Bereich Alternative-Gothic-Hard-Rock ist die aus Mainz stammende Band Stealing The Bride zu Hause. Das Quartett bestehend aus Sängerin Patricia Wosnitzka, Gitarrist Uli Paulus, Schlagzeuger Robert Schreml und Bassist Alexander Schmitt ist bereits seit dem Jahr 2005 zusammen, veröffentlicht aber erst im Frühjahr 2009 ihr Debütalbum, das den Titel „Roommates“ trägt.


Sehr humorvoll beschreibt Rolf Hüffer vom SWR-Fernsehen die Band mit folgenden Worten, die auf der eigenen Band-Homepage nachzulesen sind: „Wer klaut die Braut? Mal sehen wer sich traut... vier Bodyguards für eine Elfe (!) und so klingt das auch... Eingerahmt, aber nicht gefangen im Sperrfeuer der Band züngeln Patricias Arme durch diesen offenen Käfig wie ihre glockenhellen Gesangsmelodien. Und das rutscht nie ins Kitschige ab, denn sie ist eine schwarze Braut über die eine „böse“ Band argwöhnisch wacht: Aufpasser - mit Lizenz zum tönen.“ Zudem ist zu lesen, dass die Vier einen Musikgeschmack haben, der ein sehr breit gefächertes Spektrum aufweist. Es werden beispielsweise so unterschiedliche Künstler darunter gezählt wie AC/DC, Pink Floyd, Miles Davis und Dream Theater. Das klingt doch schon sehr viel versprechend, aber kann die Band das auch halten?

Zehn Stück mit Laufzeiten zwischen 2:46 und 5:31 Minuten Länge zeugen davon, dass es eher nicht Progressive orientiert bei den Stücken losgeht, sondern dass die Band ihre Stücke in zumeist radiotaugliche Päckchen geschnürt hat.

Was zunächst auffällt ist der sehr gute Klang der Aufnahme, wenn schon bei „The Desert Inside“ die ersten Gitarrenklänge ertönen. Hab ich oben geschrieben, dass sich die Band nicht im Progressive Rock bewegt? Hhm, da muss ich zumindest bei diesem Opener einen Rückzieher machen, denn neben eher gemäßigtem Gothic-Look zeigt der Song einige Metalriffs, Proglastige Sounds, klassische Elemente und Breaks sowie gute Melodielinien. Und Patricias Stimme fügt sich sehr wohltuend und glasklar in diesen Sound ein. Ein prima Eröffnungsstück für das Album.

Der nächste Track „Agravic Grooves“ beginnt mit einem Hard-Rock-Riff, der irgendwo zwischen AC/DC und heftigerem Metal liegt. Patricias sanfte Stimme stellt einen sehr guten Kontrapunkt zu den härteren Riffs. Allerdings klingt der Song etwas, als hätte man Soundtechnisch ein wenig die Handbremse angezogen, da er etwas poliert rüber kommt. Das kommt meinem Geschmack aber wieder entgegen, da es bei mir nicht unbedingt rau und hart zugehen muss. Diese Politur wurde im Übrigen auf alle Stücke der Platte angewandt.

Eine Mischung aus harten Riffs und filigran gespielten melodischen Passagen, das bietet „Going To Extremes“. Eine besonders gelungene Mischung, wie ich finde. „Cry Wolf“ ist dem Namen entsprechend ein härteres Brett zum headbangen. Eine unglaublich gespielte E-Gitarre, die sehr atmosphärisch wirkt, hat die Midtemponummer „La Mala Vida“ zu bieten. Ein Stück, das mir sehr gut gefällt, ab dem Mittelteil aber durch ein psychedelisch wirkendes Chaos (u. a. durch Samples, die nach Stimmgewirr klingen) unterbrochen wird.

Ein Gitarren orientierter Popsong ist „Contagious“, der mit einigen sägenden Gitarren den Schulterschluss zum Hardrock legt. Aber die Gesangslinie und die sehr melodische Lead-Gitarre gehen schon sehr unter die Haut. Toller Song!! Der folgende „Train Song“ verbreitet zunächst wieder einen Hauch von AC/DC, dieses Mal aber mit Ska- und jazzigen Rhythmen und darüber hinaus mit eingängigen Pop/Rock artigen Riffs versehen. Der Titelsong beschließt dann das Album.

Dieses Debüt von Stealing The Bride gefällt mir recht gut und ich bin mir sicher, dass derjenige, der des Nachts diese Braut gestohlen hat, sie im Hellen nicht wieder zurück bringen wird. Die Band legt eine gute Mischung aus einem Hauch von Gothic und Hardrock hin. Dazu bieten sie gute Rhythmen und eingängige Melodien, die fesseln können. Allerdings klingt der Sound etwas poliert, was vielleicht der einzige Kritikpunkt an diesem Debüt ist. Der Band sollte man aber unbedingt ein Ohr leihen, das kann man Probeweise über die Internetseiten www.myspace.com/stealingthebride oder www.stealingthebride.de.

Stephan Schelle, Mai 2009

   

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