Soul Secret – Closer To Daylight

Soul Secret – Closer To Daylight
Galileo Records (2011)
(8 Stücke, 62:33 Minuten Spielzeit)

Soul Secret ist ein Progressive-Metal-Quintett aus Italien, das ich während der diesjährigen „Touchstones“-Tour der deutschen Band Subsignal erstmals gesehen und gehört habe. Die fünf Musiker, das sind Fabio Manda (Gesang), Antonio Vittozzi (Gitarre), Luca Di Gennaro (Keyboards), Claudio Casaburi (Bass) und Antonio Mocerino (Schlagzeug), legen mit ihrer zweiten CD „Closer To Daylight“ ein ordentliches Progmetal-Album hin.


Bereits im Jahr 2004 wurde die Band gegründet, von den Urmitgliedern ist allerdings derzeit nur noch Schlagzeuger Antonio Mocerino an Bord. Im Jahr 2008 veröffentlichten die Italiener ihr Debüt „Flowing Portraits“, Ende 2011 folgte dann der Nachfolger „Closer To Daylight“.

Neben den Bandmitglieder haben sich auch noch drei Gastmusiker eingefunden, die sich bei drei der Stücke einbringen. Zum einen ist das Marco Sfogli (James LaBrie), der das zweite Gitarrensolo beim Stück „River’s Edge“ spielt, zum anderen singt Anna Assentato das Stück „If“ und Arno Menses (Subsignal, ex-Sieges Even) beim mehr als 16minütigen Longtrack „Aftermath“. Acht Stücke, von denen fünf Tracks gut acht Minuten und mehr Spielzeit aufweisen, zeigen, dass die Band sich auf Longtracks spezialisiert hat.

Schon der Opener „Checkmate“ bietet knackigen Progmetal mit herrlichen Melodielinien und Soli. Ein mit Pausen durchsetzter Schlagzeugrhythmus sowie ein tickender Rhythmus auf den dann die Keyboards und Gitarren aufsetzten, startet in den ersten Song. Hier geht es schon recht druckvoll zur Sache, was vor allem an Gitarre und Schlagwerk liegt und sozusagen die Blaupause für die kommenden Stücke ist. Fabio’s Stimme passte sehr gut zu dem metallastigen Sound. Wie im Progmetal üblich sind Breaks und Tempowechsel an der Tagesordnung.

Es folgt „River’s Edge“ mit vertrackt angelegten Gitarren und verspielten Keyboards, zu denen Antonio Mocerino dann stakkatoartig seine Felle bearbeitet. Sobald der Gesang einsetzt wird es aber wieder sehr melodisch. Fabio’s Gesang erinnert ein wenig an Rush und auch einige Rhythmen gehen in diese Richtung, obwohl das Gros doch sehr metallastig ist. Fast symphonisch beginnt „If“ mit Streichern und einer sehr zarten aber ausdrucksstarken Gesangsstimme, die von Anna Assenato stammt und diesen Song zusammen mit Fabio interpretiert. Es dauert aber nicht lange und fettes Schlagzeug und Gitarrenwände bauen sich auf. Jetzt ist der Song zu einem kraftvollen Gebilde angeschwollen, ohne aber seine Melodie zu vernachlässigen.

Nach diesem druckvollen Sound tut es den Ohren gut, dass „The Shelter“ mit einer Pianomelodie und warmem Gesang beginnt. Doch auch hier sind die zarten Klänge nur Vorboten für einen fetten Progmetal-Song. Schnell zieht die Schnelligkeit der geschlagenen Gitarrensaiten an und der Titel geht mit viel Druck nach vorne. In diesem fast achtminütigen Song wechseln die Jungs Rhythmik, Melodik und auch Lautstärke und spielen mit den unterschiedlichen Stilmitteln, so wie es ein guter Progressive-Longtrack erwarten lässt. Da kommen dann in den ruhigeren Passagen auch schon  mal Töne hervor, die eher an Neo-Prog erinnern.

Eine Spur Genesis der 70’er Jahre, gepaart mit einer Flamencoartigen Einlage führt in den nächsten Song „Pillars Of Sand“ ein, der aber schnell wieder in die Metalgefilde abdriftet. Die Atempause bekommt man als Hörer dann mit dem 3:34minütigen „October 1917“, das recht melancholisch daherkommt. Hier herrscht die Akustikgitarre vor. Das Highlight des Albums kommt schließlich mit „Behind The Curtain“, das im ersten Teil unwiderstehliche Melodien und Sounds zu bieten hat. Die Melodie geht sofort ins Ohr und ich denke mir „ich will mehr davon“. Aber die Jungs belassen es nicht einfach bei dieser Form von Stadionrock, sondern bieten in den fast neun Minuten reichlich Abwechslung, indem sie auch wieder Breaks und Wechsel einbauen und sich fast in Ekstase zu spielen scheinen. Ein toller Song.

Den Abschluss bildet dann das fast 17minütige „Aftermath“. Bei diesem Stück hat Arno Menses (Subsignal, ex-Sieges Even) das Mikro fest in der Hand. Und auch seine Stimme passt hervorragend zum Sound von Soul Secret. Sehr schöne Keyboards eröffnen den Track, dessen kraftvoller Teil  dann von Sirenen eingeläutet wird. Ab jetzt wird wieder heftig gerockt.

Mit „Closer To Daylight“ haben die Italiener von Soul Secret eine gelungene Progmetal-Scheibe herausgebracht, die sich vor Szenegrößen wahrlich nicht zu verstecken braucht. Zwar kenne ich ihr Debüt nicht, doch diese CD kann auf ganzer Länge überzeugen. Waren die Stücke beim Konzert in Oberhausen nicht in voller Gänze zu genießen, da der Mix zu laut geraten war, so bekommt der Progmetal-Fan auf der CD alle Nuancen zu hören, was für diese Art von Musik auch wichtig ist. Eine tolle Scheibe!!!

Stephan Schelle, Mai 2012

   

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