Sorcery - Stunt Rock Soundtrack
RidingEasy (2022)

(11 Stücke, 41:58 Minuten Spielzeit)

Sorcery sind eine Hardrockband aus Los Angeles, die sich 1975 gründete und im Jahr 2021 neu formiert hat. In der Ära der theatralischen Exzesse des Rock in den 1970er Jahren lieferten Sorcery Auftritte auf höchstem Niveau, bei denen auf der Bühne ein Kampf zwischen Illusionisten, die Merlin gegen Satan darstellten, stattfand. „Stunt Rock Soundtrack“ ist die Musik des Low-Budget-B-Movie von 1978, das mit einem ausgeklügelten Konzept aufwartet, vereint Hardrock, Magie, gefährliche Stunts und eine frühe Form des Mockumentary-Films zu einem epischen Spielfilm über einen australischen Stuntman, der in L.A. seinen amerikanischen Cousin (und Sorcery-Mitglied) wiedertrifft, und die Hölle bricht los.


Während Alice Cooper und KISS Kostüme, Gore und Blitzlichtgewitter in den Mainstream brachten, integrierten die Hardrocker aus Los Angeles Live-Magie, theatralisches Drama und das Durchbrechen der vierten Wand in ihre Darbietungen, um neue Höhen des musikalischen Geschichtenerzählens zu erreichen. Während Sorcery aus professionellen Musikern besteht - die Kerngruppe besteht aus Gitarrist Richard (Smokey) Taylor, Sänger Greg Magie und Bassist Richie King - stehen bei ihren Live-Auftritten auch zwei Zauberer auf der Bühne. Die fast sofortige lokale Popularität der Band seit ihrem Debüt im Jahr 1975 machte sie auch zu einer gefragten Band für Film und Fernsehen. Auftritt: Stunt Rock.

Sorcery komponierten den Soundtrack - der auch als Debütalbum der Band diente - und werden im Film bei der Aufführung von Songs gezeigt. Der Stunt Rock-Soundtrack zeigt den goldenen Mittelweg zwischen der verspielten, campy okkulten Symbolik der 70er Jahre, bevor die Satanic Panic und die Empörung der religiösen Rechten die Bands dazu brachten, die Dinge zugunsten von Glam-Pomp abzuschwächen. Was man hier bekommt, ist purer, knorriger okkulter Heavy Metal, der ein wenig wie Sin After Sin der Judas Priest-Ära mit Robert Plant am Gesang klingt, gekreuzt mit dem Melodrama von Alice Cooper und den Rockopern von The Who. Die Songs sind straff, wechseln schnell von Teil zu Teil, von Motiv zu Ouvertüre. Die Melodien sind unendlich eingängig und mit aufmerksamkeitsstarken Titeln wie „Talking To The Devil“, „Mark Of The Beast“, „Stuntrocker“ und „Burned Alive“ versehen. Oberflächlich betrachtet scheint der Film Stunt Rock campy und verrückt genug zu sein, um angenommen zu werden, selbst wenn die Musik nicht so aufregend wäre, aber Sorcery beweist, dass ihre Arbeit es verdient, im Kanon des klassischen Rock ernsthaft gewürdigt zu werden.

Elf Stücke mit Laufzeiten von 3:04 bis 4:48 Minuten Spielzeit sind auf dem Longplayer enthalten. Das Album beginnt mit dem 4:40minütigen „Sacrifice“ und zeigt schon mal in welcher Richtung die Band unterwegs war, nämlich kraftvollem Hardrock. Der Opener rockt ordentlich und Sänger Greg Magie klingt in einigen Passagen verdächtig nach Alice Cooper. Im Mittelteil wird dann ein ausgiebiger Instrumentalteil geboten. Das macht schon zu Beginn ordentlich Spaß. Bluesrockig mit einer Spur Glamrock mit Alice Cooper-Feeling präsentiert sich dann das 4:48minütige „Wizard’s Council“. Auch die anderen Songs zeigen sich von einer sehr rockigen Seite und im Umfeld von Bands der Marke Alice Cooper & Co. Dabei gehen sie immer recht melodisch zur Sache, wie im eingängigen „Stuntrocker“.

„Stunt Rock Soundtrack“ wird am 15. Juli 2022 digital und am 28. Februar 2023 über RidingEasy Records auf Vinyl als authentische Reproduktion des Original-Gatefold-Covers veröffentlicht.

Die bisher unter dem Radar fliegende amerikanische Band Sorcery kann ab Juli 2022 endlich einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden. Ihr druckvoller Hardrock ist in den 70’er Jahren verortet und bietet treibende Songs, die abgehen und Spaß machen. Dabei wandelt die Band stilistisch im Umfeld von Bands der Marke Alice Cooper.

Stephan Schelle, Juli 2022

   

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