Sonisk Blodbad – The Shores Of Oblivion
Apollon Records (2022)
(8 Stücke, 71:51 Minuten Spielzeit)

Sonisk Blodbad ist ein musikalisches Projekt des Norwegers Ole Christensen. „The Shores Of Oblivion“ ist das vierte Album von Sonisk Blodbad und erscheint am 29.04.2022. Die Band aus Bergen präsentiert laut Pressetext düstere, elektronische Musik der 80er Jahre im Stile von Coil und Cabaret Voltaire, gepaart mit atmosphärischem Krautrock (u. a. Klaus Schulze) und frühen Pink Floyd.


An der Einspielung waren die folgenden Musiker beteiligt: Ole Christensen, Kristian Stangebye, Niklas Rundquist, Nils Wohlrabe, Heidi Torsvik, Ulf Knudsen, Sam Fossbakk, Haavard Tveito, Wolfgang Seidel, Conrad Schnitzler, Tord Litleskare, Laurie Amat, Katje Elise Janisch, Beate Jacobsen, Helene Rickhard, Oliver Kersbergen, Steven Cerio, Jan-Morten Iversen und J. S. Theracon og Sandra Minter.

Wie schon bei den drei Vorgängeralben beginnt das Album mit einem Song aus dem Archiv von Conrad Schnitzler (Tangerine Dream, Kluster, Eruption). Ole Christensen besuchte die Kraut-Legende bis zu seinem Tod 2011 mehrfach und erhielt die Erlaubnis, unveröffentlichtes Material - oft in Zusammenarbeit mit Wolfgang Seidel (Eruption, Ton Steine Scherben) - frei zu verwenden.

Der erste Track „Sonisk Blodbad 4“ ist dann auch ein Track, der auf einem Stück von Conrad Schnitzler und Wolfgang Seidel beruht. Sehr elektronisch mit flirrenden und quäckenden Synthies mit Sequenzerrhythmen und Schlagzeug bewegt sich dieser Track im Bereich des Krautrock.  

Dem folgt das sechsminütige Stück „Alan Vega 2.0“, das laut Ole Christensen wie ein „Reboot“ des verstorbenen Sängers von Suicide klingen sein soll. Es wurde größtenteils von Niklas Rundquist (Lustans Lakejer, The Leather Nun) zusammen mit Gitarrist Nils Wohlrabe (The Leather Nun) eingespielt. Hier werden Klänge zu einer Wall of Sounds zusammengestellt, auf der dann immer wieder Textzeilen von Niklas Rundquist gesungen werden. Die Musik wechselt von kraftvollen zu ruhigen Passagen, ist aber über weite Strecken recht verstörend. Ole: Es begann damit, dass ich einen kleinen Synthesizer-Part schrieb, und Niklas spielte dann damit herum. Sein Gesang soll Alan Vega nacheifern, es ist also eine offensichtliche Referenz.  

Weiter geht es mit dem 4:26minütigen „Photons“, einer düsteren Hommage an Death in June. Dies ist der einzige Song, in dem das ursprüngliche Mitglied Haavar Tveito zu hören ist, der in diesem Fall so klingt, als wäre er in einer alten Fabrikhalle gefangen und hätte keine andere Möglichkeit, der Monotonie des Lebens zu entkommen, als seinen leicht beschleunigten Herzschlag langsam ins Schwarze abklingen zu lassen. Der Song wird von einem Herzschlagrhythmus bestimmt, der durch düstere Flächen und Harmonien ergänzt wird. Haavar singt hier in einer sehr eindringlichen Art, die ein wenig an die 80’er Jahre erinnert.

Heidi Torsvik spielt auf dem neuen Sonisk Blodbad-Album eine wichtige Rolle, vor allem auf dem von Pink Floyd inspirierten „Shores of Oblivion“, wo ihre Stimme als hypnotischer Soundeffekt unter einer warmen Decke aus Ole Christensens gedämpften Morsesignalen und Synthesizern liegt, die von Sam Fossbakks (Elektrisk Regn, Tip Top Professor) David-Gilmour-artiger Gitarre ergänzt wird. Kurz gesagt, es ist wunderschön. So schön wie weiße Wolken, die träge vor einem blauen Himmel dahinziehen. So schön wie ein Blumenfeld, das kein Ende nimmt. Das Lied war ursprünglich etwa dreimal so lang, also haben wir es auf etwa neun Minuten gekürzt. Aber es hätte genauso gut noch viel länger sein können. erzählt Christensen. Er freut sich schon darauf, den Song in seiner Gesamtheit live zu spielen. Dieses 9:40minütige Titelstück gehört zu den Highlights des Albums, da es eine sehr schöne atmosphärische Stimmung verbreitet. Weite Flächen ziehen durch den Raum, auf die Violinenartige Sounds und Heidi’s Stimme sich sanft ausbreiten.

Auch der nächste Track, das 7:24minütige „Dark Clouds Passing By“ zeigt sich von einer sehr atmosphärischen Seite. Ein sanfter Rhythmus und herrliche harmonische Flächensounds bilden den Grundstock für diesen Track. Mit einer gepfiffenen Melodielinie beginnt dann das 6:42minütige „An Echo In The Dungeon Of My Heart“. Sich nur langsam verändernde, leicht wabernde Klangflächen sorgen hier für eine relaxte Stimmung.

„Aspik“ bringt es dann auf 11:20 Minuten Spielzeit. Recht sphärische Klänge, die sich ebenfalls nur sehr langsam entwickeln ziehen recht monoton dahin, sorgen aber für eine sehr starke Ruhe und man kann hier richtig runterkommen. Den Abschluss bildet dann mit 23 Minuten Spielzeit der längste Track des Albums, „Blue Triptych“, der als Bonus nur auf der CD-Version erhältlich ist. Flächen auf die sich Klänge von Klangschalen legen sorgen auch hier für eine meditative Stimmung.

„The Shores Of Oblivion“ von Sonisk Blodbad ist ein zum größten Teil sehr meditatives und ambientes Album. Lediglich die ersten drei Stücke sind recht rhythmisch. Der Toptitel ist aber das Titelstück.

Stephan Schelle, April 2022

   

CD-Kritiken-Menue