Solstice - Spirit

Solstice - Spirit
Festival Music / Just For Kicks Music (2010)
(7 Stücke, 59:59 Minuten Spielzeit + Live DVD 105 Minuten)

Solstice ist eine britische Band, die im Jahr 2010 bereits ihr 30jähriges Jubiläum feiern kann. Allerdings hab ich bisher nichts von diesem Sextett gehört und so ist für mich „Spirit“ der Einstieg in den Soundkosmos von Solstice, die dieses Jahr auch zum LineUp des 5. Night Of The Prog-Festivals, das am 03. und 04. September auf der Loreley über die Bühne geht, gehören. Kopf der Band ist sicherlich Gitarrist Andy Glass, die anderen Positionen wurden im Laufe der Zeit des Öfteren ausgetauscht. Sehr arbeitsam ist die Band allerdings nicht, denn mit „Spirit“ erscheint gerade mal das vierte Album. Und vier Alben in 30 Jahren ist nicht gerade viel.


Das Album kommt im Jewelcase heraus und hat neben der CD auch noch eine DVD zu bieten, auf der ein kompletter Livemitschnitt (Pitz Club Show aus 2009), der es auf 98 Minuten Spielzeit bringt sowie als Bonus ein gut siebenminütiges Interview, enthalten sind.

Die aktuelle Bandzusammensetzung lautet: Andy Glass (Gitarre, Gesang), Emma Brown (Gesang), Robin Phillips (Bass), Steve McDaniel (Keyboards), Pete Hemsley (Schlagzeug) und Jenny Newman (Violine, Viola).

Sechs Songs hat das britische Sextett mit Laufzeiten zwischen 6:56 und 11:41 Minuten auf dem Album platziert. Klanglich ist die Produktion einwandfrei, denn der Sound kommt transparent und klar aus den Boxen. Stilistisch bewegen sie sich auf einer Art folkigen Progressive-Rock-Schiene (im Stile von z. B. Mostly Autumn) mit Hippie-Einschlag. Die Songs die alle fast mehr als sieben Minuten lang sind, beginnen mit ausufernden Instrumentalintros. Das mag ganz nett sein, doch auf die Dauer ist es bei einigen Songs etwas ermüdend (weil sich oft wiederholende Passagen geboten werden), so wie beim fast zehnminütigen Opener „Solomon’s Bridge“, bei dem es ganze fünf Minuten dauert, bis die Band zum Wesentlichen kommt. Dann aber entwickelt sich ein schöner balladesker Song, der von Emma Brown’s sanfter Stimme getragen wird. Und auch eine Spur Bluesrock weht durch den Song.

Wesentlich knackiger geht es im achteinhalbminütigen „Sky Path West“ zur Sache, bei dem die Violine eine Kansas-artige Atmosphäre verströmt, während der Gesang mich auch an Bands wie Magenta erinnert. Die Soli / Instrumentalpassagen dürfen hier natürlich auch nicht fehlen und so wurden sie in den hinteren Teil des Songs verlegt.

Das perkussive und ethnisch wirkende „Freedom“ klingt wie eine Liveaufnahme und besticht durch eine sehr schöne, von Emma intonierte Melodie. Durch die ethnischen Elemente (afrikanische Rhythmen und Chöre, dazu irisch/keltische Flöten) erinnert mich der Song ein wenig an Bands wie Afro Celt Sound System. Auch „Flight“ hat durch die Violine einen Kansas-Ansatz, doch singt Emma hier stilistisch eher so wie man es von Yes oder auch Magenta kennt. Ein recht rockender Song, der vor allem in der zweiten Hälfte etwas frickelig wirkt.

Schaut man mal ins Booklet, so liest man bei dem in zwei Teile unterteilten Stück „Oberon’s Folly“ im ersten Part „Puit d’Amour“ als Komponisten Cole/Bronski/Somerville, deren Namen bei den Bands Bronski Beat und The Communards auftauchen. Da dieser Teil sehr sanft und fast orchestral gespielt ist, kommen einem die Synthpopper da eher nicht in den Sinn. Part 2 „Lady Muck“ ist dann wieder ein ausuferndes Instrumental. Es folgen noch das recht rockige „Here & Now“ und das mit seinen fast zwölf Minuten Spielzeit etwas langatmige Titelstück, das neben Sitarklängen, die für ethnische Momente sorgen auch einige Jazzige Passagen aufweist.

Das 30jährige mit einer CD/DVD-Kombination zu verbinden finde ich sehr gelungen. Auch wenn die Songs in einigen Fällen etwas zu lang geraten sind, so kann das Album doch überzeugen. Ich bin mal sehr gespannt, wie die Band die Songs auf der Loreley auf die Bühne zaubern wird.

Stephan Schelle, Mai 2010

   

CD-Kritiken-Menue