Silver Dust – The Age Of Decadence
Fastball Music / Escudero Records (2017)
(10 Stücke, 43:48 Minuten Spielzeit)

Im Jahr 2013 gründete sich die Schweizer Band Silver Dust und veröffentlichte noch im gleichen Jahr ihr Debütalbum „Lost In Time“. Es folgten zahlreiche Livekonzerte, bei denen sie unter anderem mit Bands wie den Deftones, The Offspring oder Lordi auf der Bühne standen. Fast vier Jahre hat es gebraucht um einen Nachfolger einzuspielen, der am 23.06.2017 unter dem Titel „The Age OF Decadence“ veröffentlicht wird.


Das Cover und auch die Fotos der vier Bandmitglieder, das sind Lord Campbell (Gesang, Gitarre, Keyboards, Programming), Tiny Pistol (Gitarre, Backgroundgesang), Kurghan (Bass) und Mr. Killjoy (Schlagzeug), weisen auf eine Gothic-Band hin. Silver Dust überraschen den Hörer aber, da sie verschiedene Elemente wie Hardrock, Metal, Gothic, Alternativerock, Electro und weitere musikalische Stile homogen vermischen. Als Gastmusiker wirkten auf der Platte noch Carlyn Monnin (klassischer Sopran beim Stück „Forgive Me“) und David Grillon (Gitarrensolo bei „Now We Request“) mit.

Die Texte werden zum größten Teil in englischer Sprache gesungen. Es finden sich aber auch Songs darunter, bei denen die Band auf Französisch singt und im eröffnenden „Welcome“ mit einigen englischen Strophen versetzt ist.

Zehn Songs voller Kraft und Melodie finden sich auf dem Album, wobei der letzte Song „Forgive Me“ (der Bonustrack) aus dem Rahmen fällt, da er auf akustischen Instrumenten gespielt wurde. Aber genau dieser Song stellt für mich das Highlight der Produktion dar.

Kraftvoll begrüßt den Hörer aber zunächst der fast fünfminütige Opener „Welcome“. Sägende Metalriffs und ein treibendes Schlagwerk geben ordentlich Gas. Dazu kommen auch einige gegrowlte Passagen hinzu, die aus dem Anfang der CD druckvollen Metal machen. Der Growlgesang steht dabei im starken Kontrast zu dem französisch gesungenen Text. Fast klassisch wirkt dagegen der Anfang von „Heaven Knows“, da die Keyboardsounds celloartig wirken. Dann aber setzen wieder harte, metalmäßige Gitarrenriffs ein. Sobald aber der Gesang einsetzt wird aus dem Song eine herrliche Nummer mit Alternativerockflair. Eine klasse Mixtur.

Electro und Wave mischt die Band dann in ihren Song „My Heart Is My Savior“ zusammen mit Gothic und Alternative. Das folgende „Shame On You“ gibt dem Hörer dann eine volle Breitseite Metal mit Highspeed-Riffs und donnerndem Schlagzeug. Im Refrain wechseln dann Melodie und Stil recht krass, um in den Strophen wieder Vollgas zu geben.

Sehr elektronisch mit Industrial- und Metalklängen sowie einer dominanten Basslinie zeigt sich „Princess de ma chair“, das für mich aber der schwächste Titel des Albums ist. Wie frühe Jahrmarktsmusik mit Piano klingt „Morte d’aimer“, bei der Lord Campbell anfangs seine Stimme hoch und zerbrechlich anstimmt. Ab der Mitte zieht die Band dann den Druck an und bewegt sich nun im Hardrock mit symphonischen Sounds.

Der Titeltrack wartet mit fetten Gitarren á la Rammstein auf, während mich Melodie und Gesang ein wenig an die deutsche Band Sylvan erinnert. Hier hinein platziert die Band noch arabisch gesungene Passsagen. Auch „Now We Request“ schlägt durch die fetten Riffs in die Rammstein-Kerbe. Und mit „The Judgement Day“ hauen sie noch mal ein heftiges Metalbrett raus, bevor dann mit dem herrlichen „Forgive Me“ das Album beendet wird. Dieser letzte Song ist einfach betörend. Die Sopranstimme von Carlyn Monnin unterstreicht dies noch.

Silver Dust haben auf ihrem zweiten Album „The Age Of Decadence“ einen bunten Blumenstrauß an Stilen miteinander vermischt, der gut funktioniert. Dadurch wird das Album auch sehr abwechslungsreich.

Stephan Schelle, April 2017

   

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