Sieges Even - Paramount
 

Sieges Even - Paramount
insideout / spv (2007)
(10 Stücke, 61:42 Minuten Spielzeit)

Nach dem wirklich sehr guten Prog-Metal Album „The Art Of Navigating By The Stars“ aus dem Jahr 2005 kommt am 21.09.2007 das neueste Werk der deutschen Band Sieges Even auf den Markt. „Paramount“ nennt sich ihr mittlerweile siebtes Album.

Das erste, was auffällt, wenn man sich die Trackliste ansieht, ist, dass die Stücke im Vergleich zum Vorgänger wieder kürzer geworden sind. Sieben der zehn neuen Tracks liegen unter der Sechsminutenmarke und machen die einzelnen Songs kompakter. Und wie Markus Steffen sagt, legen sie im Vergleich zu früher, heute auch mehr Wert auf den einzelnen Song.


Da hat Markus nicht unrecht, denn klang der ein oder andere Song des vorangegangenen Albums noch etwas überladen, so wurden die neuen Stücke von allem unnötigen Ballast entfrachtet und klingen in sich geschlossener.

Gleich der Opener „When Alpha And Omega Collide“ bringt die neue Stärke von Sieges Even auf den Punkt. Kraftvolle Gitarrenparts treffen eine tolle Gesangsmelodie, die zwischen einer ebenfalls kraftvollen und einer einschmeichelnden Variante wechselt. Darüber hinaus bietet der Song noch einen sehr ausgefeilten Schlagzeugrhythmus, der absolut faszinierend ist und mitreißt. Der Song setzt das Thema gut um, in dem man das Gefühl hat, dass hier zwei unterschiedliche Welten aufeinander treffen.

Dann kommen die für meinen Geschmack besten Tracks, die Sieges Even bisher veröffentlicht hat. „Tidal“ und „Eyes Wide Open“ erzeugen bei mir Gänsehaut und vor allem bei letzterem bin ich gezwungen den Refrain mitzusingen. „Tidal“ beginnt erst recht hart doch nach gut einer Minute wechselt die Stimmung und eine unter die Haut gehende Kombination aus Gitarre, treibendem Schlagzeug und Gesang nimmt sofort gefangen. Das gesungene „We are ..“ brennt sich mir sofort ins Gehirn ein und ich will immer mehr davon haben. Man wird förmlich süchtig nach diesem Part. Da ist den vier Jungs wirklich ein großer Song gelungen. „Eyes Wide Open“ ist eine tolle Ballade, die erst sehr zart beginnt um dann in einen druckvollen Refrain überzugehen. Allein diese beiden Songs rechtfertigen den Kauf der CD. Auch die anderen Songs können überzeugen. So hat „Where Our Shadows Sleep“ ebenfalls einen wunderbaren Satzgesang und sehr akzentuiert eingesetzte Instrumentalpassagen.

Wer kennt nicht die bewegende Rede von Martin Luther King, mit seinem in die Geschichte eingegangenen Satz „I Have A Dream“. So mancher Musiker hat sich schon an dieser Passage orientiert und sie musikalisch mehr oder weniger gelungen umgesetzt. In „Mounting Castles In The Blood Red Sky“ widmen sich nun auch Sieges Even dieser Rede. Sie machen aber nicht den Fehler um die vier Worte eine belanglose Melodie zu weben und dies als Refrain zu verwenden. Die Auszüge aus King’s Rede sind zum einen ausführlicher als man es von anderen Produktionen kennt, zum andern ist die Musik - vor allem in den gesprochenen Passagen - zart und zerbrechlich (ausschließlich von Gitarre getragen) gehalten, was dem Thema gut zu Gesicht steht. Als Akzente setzten sie dann in den Redepausen härtere Riffs dagegen, was den Track höchst interessant und emotional macht.

Musikalisch bieten die Jungs eine Vielfalt an Melodien, perfektem Instrumenteneinsatz, vertrackt angelegten Passagen und wechselnden Härtegraden, die jeden Song zu einem Erlebnis machen. Und Arno’s Stimme ist mittlerweile ebenfalls zu einem Markenzeichen der Band geworden und nicht mehr aus dem Gesamtbild wegzudenken.

Sieges Even ist mit „Paramount“ ein großes Album gelungen. Die Entfrachtung von überflüssigem Ballast hat den Songs gut getan, ohne dass auf vertrackt angelegte Passagen verzichtet wurde. Auch haben die vier ihren Stil weiter fortgeführt, der einen hohen Wiedererkennungswert besitzt.

Wer die bisherigen Alben kennt bzw. ihr letztes Album mochte, der kann hier bedenkenlos zugreifen. Alle anderen an gutem ProgMetal / Rockmusik interessierten Musikfreunde sollten ebenfalls zugreifen, denn das Album hat eine Menge Substanz und entfaltet bei jedem Hördurchgang neue Details, die es zu entdecken gilt. Für mich ist „Paramount“ das bisher beste Album des süddeutschen Quartetts und bietet ProgMetal auf höchstem Niveau.

Stephan Schelle, August 2007

   

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