Seven Steps To The Green Door – The?Lie (The?Book, Part 2)
Progressive Promotion Records (2019)
(11 Stücke, 53:28 Minuten Spielzeit)

Die deutsche Band Seven Steps To The Green Door hat im Jahr 2011 das viel beachtete Konzeptalbum „The?Book“ veröffentlicht. Damals ging es um den Protagonisten Samuel der plötzlich aus seiner heilen Welt gerissen wird und sich in einem unwirklichen dunklen Raum wiederfindet, aus dem sechs Türen hinausführen. Doch auf dem Weg zu diesen Türen bohren sich Nägel – ähnlich wie bei Jesus Christus – durch Samuel’s Hände und Füße. Und jede Tür, die Samuel in der Überzeugung den Ausweg zu finden öffnet, entpuppt sich als Sackgasse. Erst als er sich am Ende wieder auf sich selbst konzentriert, wird er aus dem Martyrium erlöst.


Auf „The?Lie“, dem zweiten Teil einer geplanten Trilogie, steht erneut Samuel im Mittelpunkt des Geschehens. Auch in diesem Teil geht es um religiöse Inhalte, ohne sie einer Weltreligion zuzuordnen. Vor allem der fanatische Glaube wird hier thematisiert, für den Samuel’s Vater steht, der unerbittlich seinen Sohn auf den für ihn richtigen Weg bringen will. Samuel hat ein uneheliches Kind gezeugt und muss sich der daraus entstehenden Konsequenzen bewusst werden sowie eine Entscheidung treffen. Wie schon bei „The?Book“, so stellt auch bei „The?Lie“ eine Geschichte von Thoralf Koss die Grundlage für das Konzeptwerk dar.

Das LineUp hat sich im Vergleich zum ersten Teil vergrößert. Insgesamt elf Musiker und sieben Sänger/innen waren an der Produktion beteiligt. Darunter sind dieses Mal so bekannte Namen wie Peter Jones (Tiger Moth Tales, Camel, Francis Dunnary Band) als Vater von Samuel, Luke Machine (Maschine, The Tangent, Francis Dunnary Band, Damanek ...) der an der E-Gitarre zu hören ist und Steve Unruh (Resistor, UPF, Samurai Of Prog) der Violinensoli beisteuerte.

Vorweg sollte erwähnt werden, dass die Stücke nahtlos ineinander übergehen. So wird aus den insgesamt elf Stücken ein kompaktes Gesamtwerk.

In den ersten knapp drei Minuten spricht Peter Jones einen Text, der mit atmosphärischen Sounds und Effekten wie Gewitter unterlegt ist. Damit beginnt die Story und es wird die Neugier auf die weiteren Stücke geweckt. Mit „Salvation“ kommt dann der erste Song der von basslastigem Schlagzeug und flirrenden Keyboards markiert wird. Sanfte gesungene Melodielinien sorgen für eine angenehme Stimmung, in die dann wieder ein Text gesprochen wird, während Marek Arnold erstmals den Sound um sein wunderbares Saxophonspiel erweitert. Im Laufe des Songs kommen dann druckvolle Riffs und Schlagzeugrhythmen auf.

Mit dem nächsten Stück haben mich Seven Steps To The Green Door aber beim ersten Hördurchgang richtig weggehauen, denn in „A Price To Pray I“ ziehen sie den Härtegrad richtig an, was sich in rifflastigen Passagen und Stakkato artigem Schlagwerk zeigt. Schon im nächsten Stück „A Dream That Strayed I“ wird es dann ruhiger und atmosphärischer mit einer wunderbaren Melodie. Lars Köhler macht hier am Mikro eine gute Figur. Leicht jazzige Passagen fließen in diesen Artrocksound. Marek Arnold’s Saxophoneinlagen und Steve Unruh’s Violinensoli sind dabei das Salz in der Suppe. In „A Dream That Strayed II“ singen Lars Köhler und Anne Trautmann ein wunderbares Duett. Einer der Höhepunkte des Albums ist „The Word Made Flesh“ mit leicht an Popmusik angelehnte sowie akzentuierten Rhythmen, einer sehr schönen Melodie und tollen Gesangsleistungen von Anne Trautmann und Jana-Christina Pöche.

Ruhige Stücke wechseln sich auf dem Album mit kraftvollen ab und bilden so ein abwechslungsreiches Gesamtbild. Zwischendurch werden immer wieder gesprochene Textpassagen eingebunden, was den Fluss der Geschichte unterstreicht.

Mit „The?Lie“ haben Seven Steps To The Green Door einen qualitativ hochwertigen Nachfolger zu „The?Book“ eingespielt. Wer den Vorgänger mochte muss hier ebenfalls zuschlagen. Man sollte aber die Version mit dem zusätzlichen 48seitigen Begleitheft wählen, in dem alle Texte abgedruckt sind.

Stephan Schelle, April 2019

   

CD-Kritiken-Menue