Scope - First Manche Dinge brauchen etwas mehr Zeit. So hat sich das deutsche Label Sireena Records nahezu 10 Jahre darum bemüht, die beiden Alben der niederländischen Jazzrock-Formation Scope, die ursprünglich in den Jahren 1974 und 1975 erschienen sind, erstmals auf CD herauszubringen. Glücklicherweise ist das Label hartnäckig geblieben und so werden am 03.07.2020 nun diese beiden Perlen des Jazzrocks wiederveröffentlicht. |
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Die
Vorläuferband von SCOPE nannte sich Strange Power und wurde gegen 1969 in
Zwolle/Holland gegründet. Rik Elings, Henk Zomer (drums) und Bassist Erik
Raayman hatten das Fusion-Projekt gegründet und bereits eine Single veröffentlicht,
die der ersten SCOPE-CD als Bonus hinzugefügt wurde. Mit dem Einstieg von
Gitarrist Rens Nieuwland 1972 wurde aus Strange Power SCOPE. In der
Folgezeit machte sich der holländische Jazzrock-Vierer sowohl in Holland
als auch in Deutschland einen guten Namen. Ein Talentscout von
WEA/Atlantic wurde auf die Band aufmerksam und verpflichtete sie für sein
Label. 1973 fand sich die Band im Hamburger Studio Maschen wieder, um
unter Regie von Jochen Petersen ihr Debütalbum „Scope“ einzuspielen.
Das Resultat war ein spannendes abwechslungsreiches Fusion/Jazzrock-Album,
das eine Menge Improvisationen enthielt und das handwerkliche Können der
vier Musiker vortrefflich widerspiegelte. Die Presse war begeistert, und
SCOPE ging wieder auf die Straße, um das neue Album auch live zu präsentieren. Das
selbstbetitelte Debütalbum enthält acht Stücke, deren Laufzeiten
zwischen 1:40 und 9:55 Minuten liegen. Darüber hinaus spendierte man
diesem Erstling von Scope noch die unter dem Bandnamen Strange Power im
Jahr 1971 eingespielten Stücke „Tenderfoot“ und „Spring“ als
Bonustracks. Strange
Power machte Anfang der 70’er Jahre instrumentale Rockmusik. Die beiden
Tracks „Tenderfoot“ und „Spring“ (sie wurden ans Ende des Albums
gestellt) werden vor allem durch treibende Rhythmen und dem Flöten- und
Saxophonspiel von Bas Munniksma bestimmt. Dieser verleiht den Tracks unter
anderem Jethro Tull-Flair. Diese beiden Stücke sind einfach nur toll,
enthalten allerdings keine bzw. nur geringe jazzige Ansätze. Das
sich Scope dem melodischen Jazzrock verschrieben haben, merkt man von der
ersten Minute des Openers „Watch Your Step“ an. In ihre Musik haben
sie aber auch Funk- und Progressive Rock-Elemente mit eingebaut, was ihren
Sound besonders macht. Sehr abwechslungsreich agieret das Quartett Rik
Elings (Fender Rhodes Piano, Hammondorgel, Grand Piano, Flöte, Minimoog),
Rens Nieuwland (Gitarren), Erik Raayman (Bass, Grand Piano, Percussion)
und Henk Zomer (Schlagzeug, Percussion), das noch von Jochen Petersen bei
„Kayakokolishi“ und „Description“ am Sopransaxophon unterstützt
wird. So wechseln sich sehr rhythmische mit sanften, fast schon ambienten
Passagen ab. Ein
tiefer Bass und Schlagzeug steigen dann in den Track „Can You Follow
Me“ ein. Das hat zunächst zeitlupenartiges Format. Darauf setzt eine
mit Echoeffekten versetzte Gitarre ein. Das ist recht jazzlastig. Nach gut
zwei Minuten zieht der Rhythmus dann an und es entsteht eine Mischung aus
Jazz, Prog und Kraut. Durchzogen ist dieses Stück wie auch die anderen
mit herrlichen Soli. Sehr
melodisch geht es dann im 7:26minütigen „Kayakokolishi“ zu, was auch
am Sopransaxophon liegt. Aber auch die Tasteneinlagen von Rik Elings, aus
dessen Feder das das Stück stammt (er hat im Übrigen den Hauptteil der
Tracks komponiert), sind erstklassig und tragen sowohl zur rhythmischen
wie melodischen Stimmung des Stückes bei. Im weiteren Verlauf wird es
dann sehr jazzig und funkig. Das
nur 1:41minütige „Yesternight’s Dream“ ist dann ein kurzes
Zwischenspiel, das von Gitarre und Flöte bestimmt wird und einen recht
proggigen Anstrich aufweist. Mich erinnert das ein wenig an eine Mischung
aus Camel und Anthony Phillips. Das ist aber nur ein kurzes Gastspiel,
denn im nächsten Track „Description“ geht es dann schon wieder recht
jazzig zur Sache. Hier - wie auch in den anderen Tracks - zeigen die
Musiker ihre technische Klasse. „Walpurgis
Night“ wird dann streckenweise von einer sehr markanten Basslinie
bestimmt und Schlagzeuger Henk Zomer bekommt hier Zeit für ein längeres
Solo. In „Chewing Gum Telegram“ gehen Flöte und Gitarre eine sehr schöne
Liaison ein und die Keys perlen dahin. Das
Album erscheint als remasterte CD in einem vierseitigen Digipack mit
achtseitigem Booklet. Im Booklet befinden sich neben einem Bandfoto und
Infos zur Produktion auch Linernotes von Rik Elings. Die
Band zeigt auf ihren Stücken ihres selbstbetitelten Debüts eine Mischung
aus durchkomponierten und improvisierten Parts. Spieltechnisch zeigen sich
die Musiker dabei auf höchstem Niveau. Ein Glück, dass Sireena so hartnäckig
geblieben ist und diese Perle des Jazzrock gehoben hat. Zeitgleich
erscheint das qualitativ ebenso hochwertige „Scope II“. Stephan Schelle, Mai 2020 |
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