Santana – 3 Original Album Classics

Santana – 3 Original Album Classics
Columbia / Sony Music (2010)
(29 Stücke, 138:37 Minuten Spielzeit)

Carlos Santana gehört zu den umtriebigsten Musikern, die sich immer wieder mit verschiedenen Musikstilen befassen und doch durch ihre Spielart immer eine eigene Note und Handschrift mit in den Sound bringen. Zu Beginn seiner Karriere legte er mit „Santana“, „Abraxas“ und „3“ wegweisende Alben vor, auf denen Carlos mit Klassikern wie „Jingo“, „Black Magic Woman“, „Oye Como Va“ und nicht zu vergessen „Samba Pa Ti“ den Latin-Rock erfand.


1972 überraschte er die Musikwelt mit Jazz angehauchter Musik auf dem Album „Caravanserai“, das nicht so ganz in den bisherigen Output passen wollte. Und auch wer das faszinierende Livealbum „Lotus“ aus dem Jahr 1974 auflegt, der wird erstaunt sein mit welchen stilistischen Mitteln (hier sind es beispielsweise spacige Keyboardpassagen) er zu Werke ging.

Seine Vielseitigkeit hat er sich bis zum heutigen Tag bewahrt. Ende Januar erscheint nun eine 3-CD-Box im Rahmen der „Original Album Classics“-Reihe bei Sony Music. In diesem Pack sind drei Alben enthalten, die er als Devadip Carlos Santana (Der Namenszusatz weist auf seinen Guru-Namen hin.) herausgebracht hat. Die Alben zeigen einen teilweise einen esoterischen, dem indischen Mantra verbundenen Musiker, der trotzdem seine lateinamerikanische Spielweise nicht verleugnet. Aber auch jazzige Momente sind auf den Produktionen zu finden.

Das erste enthaltene Album ist „Illuminations“ aus dem Jahr 1974, das Santana mit Turiva Alice Coltrane aufgenommen hat. Die Musik auf diesem Album ist eine Mischung aus herrlichen Gitarrenpassagen, so wie man sie von Santana kennt, und meditativen, atmosphärischen, symphonischen und jazzigen Klangmalereien. Das ist Musik zum abheben und wegfliegen. Da geben sich E-Gitarre, Streicher und Harfe die Hand, während im nächsten Moment jazzige Klänge durch die Boxen schweben. In „Angel Of Sunlight“ entführen uns Santana/Coltrane ins ferne Indien. Hier erklingen Tablas, Sitar und Carlos spielt ebenfalls eine sehr orientalische Gitarre. Das ganze geht dann in sehr jazziger Parts über, in denen die Musiker schon ekstatisch zu Werke gehen.

Zweites Album dieser Box ist das 79’er Werk „Oneness – Silver Dreams, Golden Reality“. Das Cover zeigt mehrere Buddha-Statuen, aber der Schein trügt, denn die Musik auf dem Album klingt im Gegensatz zu „Illuminations“ nicht nach Meditation und Weltmusik, sondern ist ein Livemitschnitt, der bei zwei Konzerten entstanden ist. Das Album ist wesentlich Bandlastiger und mit Keyboards viel elektronischer gehalten. Stilistisch hat es mehr jazzige Elemente und die Band fügt den Stücken auch noch eine Prise Funk und Latin bei. Zum Großteil handelt es ich bei den Stücken um Instrumentaltitel. Das balladeske „Silver Dreams Golden Smiles“ sticht ein bisschen heraus, denn es klingt wie ein Song aus den 50’er Jahren mit Streichern und einem Gesang wie ihn Frank Sinatra & Co. zu bieten hatten. Lediglich Carlos an der Gitarre setzt moderne Akzente. „Cry Of The Wilderness“ zeigt einen Track, der so ganz nach dem typisch rockigen Santana klingt, einfach mitreißend. Das Album, das unter dem Namen Devadip erschienen ist, hätte auch gut unter dem Bandnamen Santana herauskommen können, denn es liegt stilistisch nah an dem was die Band in der zweiten Hälfte der 70’er veröffentlichte.

Der dritte Silberling stammt aus dem Jahr 1980 und heißt „The Swing Of Delight“. Auf diesem Werk, das unter dem Namen Devadip Carlos Santana veröffentlicht wurde, bietet uns Carlos eine rockige Mischung aus Jazz, Blues und Latin-Rock. Mal rockig mit Jazzanteilen wie im Opener „Swapan Tari“, oder zunächst rein auf Akustikgitarre fixiert um dann in Fusion Jazz zu wechseln, wie in „Phuler Matan“ bis hin zu mitreißendem Latin-Rock mit funkigen Rhythmen versehen in „Song For My Brother“ reicht die Bandbreite auf dem Album.

Diese Box zeigt mehrere der vielen Gesichter des Carlos Santana, der wesentlich mehr als ein zeitloses „Samba Pa Ti“ zu bieten hat. Wer bisher nur den Latino-Santana kannte, der wird hier neue, höchst ansprechende Seiten von ihm kennen lernen. Diese – eher unbekannteren - Veröffentlichungen von Santana sind allerdings sehr empfehlenswert.

Stephan Schelle, Januar 2010

   

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