Sampler – New Rides Of The Furious Swampriders

Sampler – New Rides Of The Furious Swampriders
Sireena Records / Broken Silence Distribution (2012)
(14 Stücke, 49:31 Minuten Spielzeit)

Sie reiten wieder, die Swampriders, die Tom „The Perc“ Redecker bereits im Jahr 1990 das erste Mal auf den Trail schickte. Kurz zur Vorgeschichte dieser ungewöhnlichen Samplerreihe: Alles begann 1990 damit, dass Tom „The Perc“ Redecker (The Perc Meets The Hidden Gentleman, The Electric Family, Taras Bulba) zu seinem geplanten Soloalbum zahlreiche Gäste aus der damaligen deutschen Indie-Szene einladen wollte.


Die Liste wurde dermaßen lang, dass Redecker das Konzept umwarf und stattdessen ein neues entwarf: The Perc Presents The Furious Swampriders. Die Songs sollten anders sein, gern schräg und kantig, selbst geschrieben oder gecovert. Egal ob auf Akustikgitarre oder Synthesizer, egal ob Folk, Punk, Rockabilly, Krautrock oder Minimal-Beat. Mit tatkräftiger Unterstützung des Labelchefs von Strange Ways Records, Lothar Gärtner wurde die Idee umgesetzt. Mit dabei waren u.a. M. Walking On The Water, Rumble On The Beach, Element Of Crime, Der Beat From Bagdad, The Strangemen, Billy Moffet’s Playboy Club, Ferryboat Bill, Die Mimmi’s, Romeos und viele spontane Projekte, die sich im Studio zusammenfanden und aufnahmen. Das Album erschien im Oktober 1990 auf CD und Doppelalbum und wurde ein unerwarteter Erfolg.

Drei Jahre später legte man den zweiten Teil nach, bei dem neben bereits bewährten deutschen Swampriders auch einige internationale Acts wie zum Beispiel Jonathan Richman oder The Walkabouts mitritten. Es dauerte dann aber nochmals sieben Jahre bis der dritte Teil im Jahr 2000 herauskam. Auf dem Sampler versammelten sich wieder reichlich Künstler darunter auch einige internationale Rockgrößen. Da Lothar Gärtner, der zusammen mit Redecker die Samplerreihe herausbrachte in 2005 verstarb, brauchte der vierte Teil nochmals zwölf Jahre bis zu seiner Fertigstellung. Am 08.06.2012 erscheint dieser vierte Teil unter dem Titel „New Rides Of The Furious Swampriders“.

Acht der 14 Stücke erschienen bereits bzw. erscheinen auf Alben der jeweiligen Künstler, die restlichen sechs Tracks sind dagegen bisher unveröffentlicht. Die meisten der 14 Stücke sind in den Jahren 2011 / 2012 entstanden. Aber auch ältere Songs finden sich auf dem Album. Die CD bietet ein buntes Sammelsurium verschiedenster Musikstile, was ja auch von Anfang an so geplant war.

Psychedelische Sounds im Rockgewand von Wovenhand und Sixteen Horsepower treffen auf eine Blues durchtränkte Nummer von Deborah Harry (Debbie Harry), TexMex-Rock von The Raymen, atmosphärischen Rock mit Folkeinschlag bei M. Walking On The Water mit ihrem Depeche Mode-Cover „Enjoy The Silence“, Westernpolka der spaßig/schrägen Art von The Dad Horse Experience, symphonisch/sakrale Orgelsounds von The Perc, Indie-Rock von Lydia Lunch, Dave Alvin & The JLP Session Project und Golden Kanine, einer Zeitlupenakustiknummer des Kirschbaum-Weishoff-Trio’s mit ihrer Coverversion von „Heartbreak Hotel“, treibendem Rock mit nostalgischem Popeinschlag von The Walkabouts, rockigem Bigbandsound von Velvetone W/ The Fat Honks, eine schräge Nummer von Johnny Dowd, die sich jeglicher Kategorie entzieht und einer schönen Gitarrennummer von Harry Payuta. Das zeigt welch unterschiedliche Stile hier aufeinander treffen. Eine Nummer hervorzuheben fällt schwer, denn die Stücke haben alle ihren ganz eigenen Reiz.

Dem Digipack ist ein 16seitiges Booklet beigefügt, aus dem die Musiker der einzelnen Acts hervorgehen. So ist ihm zu entnehmen, dass Nick Cave bei der Deborah Harry-Nummer „Lucky Jim“ am Piano Platz genommen hat und Brian Wilson Schlagzeug bei der Johnny Dowd-Nummer „Constant Waiting“ spielt.

Zwar kenne ich die drei Vorgänger nicht, aber mit The Perc Presents „New Rides Of The Furious Swampriders“ hat Tom Redecker eine hochgradig interessante und fesselnde Zusammenstellung völlig unterschiedlicher und teils gegensätzlicher Musiker/Stücke auf diesem Sampler versammelt, der gerade deswegen besonders hörenswert ist.

Stephan Schelle, April 2012

   

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