Sampler – HanNOver Fun FUN Fun

Sampler – HanNOver Fun FUN Fun
Sireena Records (2010)
(12 Stücke, 40:58 Minuten Spielzeit)

Zusammen mit dem Fanzine-Macher Hollow Skai gründete die Hannoveraner Band Hans-A-Plast das No Fun-Label Anfang 1980. Eine der ersten Taten war dann der Mitschnitt des 2. No Fun-Festivals, das am 07. und 08.03.1980 im UJZ Glocksee in Hannover vor rund 2.000 Besuchern abgehalten wurde. Es traten dort einige Punkbands auf, mit denen der Veranstalter vereinbart hatte, dass von den Einnahmen des Festivals ein Sampler auf Vinyl mit Mitschnitten der Konzerte veröffentlicht werden sollte. Dieser Sampler erscheint nun im September erstmals bei Sireena auf CD.


Zwölf Tracks von elf unterschiedlichen Künstlern beinhaltet die CD. Den Anfang machen Splizz, die in ihren Punksong „Tripping On Minster Beach (GB)/ Private Keep Out“ eine punkige Passage von The Who’s „My Generation“ einfügen. Anarchischer Punk mit „Dachau-Disco“ von den Cretins folgt als nächstes. Während „Das Disco-Lied“ von Der Moderne Mann ebenfalls im Punk angesiedelt ist, bieten The 39 Clocks mit „39 Explosion Heat“ einen elektronischen New Wave. Das Stück war aber erstaunlicherweise nicht auf dem Band des Livemitschnitts enthalten. So dass die Band ihn im Studio – unter Verwendung von Applaus der Band Hans-A-Plast – neu einspielte. Der Song klingt erstaunlicherweise live und fügt sich nahtlos in das Gesamtbild des Albums ein.

Hans-A-Plast zeigen bei „Amerikaner“ eine Mixtur aus New Wave, Neue Deutsche Welle (NDW) und Punk. Als Gag wird aus dem Musical-Song „America“ (West Side Story) ein Schnipsel in den ansonsten sehr rhythmischen Song eingefügt. Neben Applaus wurden teilweise auch die Ansagen mit aufgenommen, was den Zeitgeist noch mal gut widerspiegelt. Ziemlich heftig geht es bei dem Song „De Sade war hart“ von Rosa zu, dessen Sänger unter anderem die Zuschauer beschimpft.

Daily Terror bieten mit „Andere Zeiten“ einen Punk-Reggae/Ska, der trotz der rotzigen Gesangsstimme gut ins Ohr geht. Die Band ist als einzige mit einem zweiten Song vertreten, dem heftigen, nur anderthalbminütigen „Schmutzige Küsse“, bei dem man die Zuschauer förmlich Pogo tanzen sieht. Die Band Schwanzkann’s singt ihrem Bandnamen entsprechend den provokativen Titel „Ich und mein Schwanz“, während die Kaltwetterfront ihren Song „Disco Boy“ wieder auf die Tanzfläche verlegt. Letztere klingen musiktechnisch mehr nach NDW. Phosphor besingen den „Wald“ und Rotzkotz beschließt mit „No Name“ das Album.

Sireena hat ein Zeitdokument ausgegraben und in remasterter Form sehr liebevoll wieder hergestellt. Die CD beinhaltet ein 16seitiges Booklet, das reichliche Informationen enthält. „Gewidmet ist die CD dem Gründer und Sänger von Daily Terror, Pedder Teumer, der im letzten Jahr nach schwerer Krankheit verstarb. Leider konnte er die Wiederveröffentlichung dieses Albums nicht mehr miterleben.“

Wer auf Punk der frühen 80’er steht, der bekommt hier eine gute Zusammenstellung heimischer Bands, die den Zeitgeist der damaligen Zeit Revue passieren lässt.

Stephan Schelle, August 2010

   

CD-Kritiken-Menue