Saga – The Human Condition

Saga – The Human Condition
insideout / spv (27.03.2009)
(9 Stücke, 47:10 Minuten Spielzeit)

„The Human Condition“ ist die lang erwartete neue CD der kanadischen Band Saga, nach dem Austritt ihres charismatischen Sängers Michael Sadler. Viele Musikbegeisterte und vor allem Fans fragen sich, wie es nun weitergeht. Schon beim ersten Durchlauf der Scheibe wird klar, Saga klingt nicht mehr wie zu Zeiten von Sadler. Und das liegt nicht nur an der Stimme des neuen Sängers Rob Moratti. Der typische Sound ist zwar an einigen Stellen immer noch vorhanden, doch hat sich die Grundausrichtung mehr in Richtung Melodic Rock mit Hard Rock-Einflüssen bewegt.


Schon Mitte der 90’er hatten die Kanadier versucht mit den Alben „Generation 13“ und „Pleasure & The Pain“ eine etwas härtere Gangart einzuschlagen um sich von ihrem sehr proggigen Stil zu entfernen. Zwar sorgte „Generation 13“ für einige sehr positive Kritiken, doch bei den Fans kam dieser Wandel nicht wirklich an und die Band orientierte sich wieder mehr an ihren Wurzeln.

Jetzt, nach dem Ausstieg von Michael Sadler, vollzieht der kanadische Fünfer die Trendwende mit dem neuen Album. Der Opener, das Titelstück der CD, ist ein nahezu sehr proggiges und sogar mit jazzigen Elementen versehenes Instrumentalstück. Lediglich der Titel wird in einer Art verfremdeten Satzgesang dargeboten, bei dem man die Qualitäten des Neuen am Mikro noch nicht zu erkennen vermag. Das ist - für Saga-Fans zwar ein ungewöhnlicher - aber schon mal ein gelungener Einstieg in die CD.

Ab Track Nummer 2, „Step Inside“, ist dann Rob’s Stimme deutlich zu vernehmen. Und ich muss sagen, die rockt ganz gut, hat aber wenig mit Sadler zu tun. Dies und der Umstand, dass auch die anderen vier Instrumentenkünstler mehr Rockorientiert zu Werke gehen (Ian Crichton bearbeitet seine Saiten in einem ganz anderen Stil, als man es gewohnt ist), lässt die neuen Songs mehr in den Bereich des Hardrock bzw. des Melodic Rock umschwenken. Ich muss aber sagen, dass die neuen Stücke schon einen gewissen Reiz haben und bin sehr gespannt, wie die dann live auf der Bühne rüberkommen.

Mit „Hands Of Time“ haben sie eine sehr proggige Ballade am Start. Und wenn dann „Avalon“ angestimmt wird, dann kommt erstmals Saga-Feeling auf, obwohl das Stück einige sehr folklastige Sounds aufzuweisen hat. Dieses Stück hat darüber hinaus durch seine sehr schöne Melodie Hitqualitäten. Allerdings ist der Mittelteil (wenn Jim Gilmour den Gesangspart übernimmt) dann doch etwas sperrig geraten.

Auch „A Number With A Name“ verbreitet durch Rhythmus und Sounds den Flair, der Saga in den Jahren ihrer Karriere so beliebt machte. Aber auch dieses Stück ist etwas sperriger, als die früherer Alben. Bei der zu Beginn von „Now Is Now“ startenden Perkussion dachte ich zunächst, jetzt käme ein Genesis-Stück vom „We Can’t Dance“-Album, doch weit gefehlt. Schnell entwickelt sich das Stück, das im weiteren Verlauf recht funkig und fusionmäßig (auch sind unterschiedliche Stilelemente zu hören) abgeht. Und nicht nur Ian Crichton geht an seiner Gitarre anders zu Werke, auch Jim Gilmours Tastenarbeit hat sich, im Vergleich zum Vorgängeralbum durch weitere Stilelemente verändert. Vor allem bei „Let It Go“ klingt Jim so befreit und experimentell, als hätte man ihn gerade erst von der Leine gelassen.

„Crown Of Thorns“ ist ein Rocker, der sich durch seine Gitarrenattacken und das treibende Schlagzeug in der Sparte Progmetal gut machen wird. Mit dem proggigen „You Look Good To Me“ endet das erste Album des neuen Saga-Zeitalters.

War ich beim ersten Hören zunächst enttäuscht, so machte schon der nächste Durchgang einen wesentlich besseren Eindruck. „The Human Condition“ ist ein Album, dass man auf sich wirken lassen und bei dem man die Erwartungen an ein Saga-Album zurückstecken muss, dann entfaltet sich die Kraft des neuen Werkes. 

Stephan Schelle, März 2009

   

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