Doch was bringt uns die neue CD?
Sie beginnt mit dem Titelstück. Der Hörer wird mit - für die Band -
ungewöhnlichen Gitarrenriffs und einem asiatischen Touch begrüßt. Der Titel ist sehr
kraftvoll und bringt gleich frischen Wind in die Gehörgänge. Mag der Song anfangs etwas
ungewöhnlich klingen, so geht er doch nach kurzer Zeit direkt ins Blut und setzt sich
schnell im Ohr fest. Laut dem Sänger Yogi steht der Song für eine gewisse
Aufbruchstimmung der Band.
Ab Titel zwei "Waiting For A Smile" sind wieder gewohntere
Klänge zu hören. Es handelt sich dabei um einen sehr ruhigen und melodischen Song mit
einem tollen Chorgesang. Der Instrumentalteil in der zweiten Hälfte des Liedes lässt
Vergleiche zu den Veröffentlichungen von Genesis in den 70ern zu.
"I Dont Know" beginnt zunächst mit Sitarklängen. Der
Titel entwickelt sich schnell zu einem eingängigen, schönen Rocksong, der sofort ins Ohr
geht. Zwischendrin weist er psychedelische Elemente auf. Leider endet mir der Titel ein
wenig zu abrupt.
Mit Kaffehausgeräuschen, die in härtere Gitarrenklänge übergehen,
kommt mit "Sugar For The Ape" ein Song, der aus dem Gesamtbild der CD etwas
herausfällt. Dazu trägt auch Yogis Gesang bei, der mittels Megaphon aufgenommen
wurde. Nach ca. zwei Minuten mischen sich aber wieder die für RPWL typischen warmen
Melodielinien hinzu. Man muss sich erst an den Song gewöhnen. Wirkt er bei den ersten
Durchläufen etwas störend, entwickelt er nach mehrfachem Hören seinen Reiz und weiß zu
gefallen. Das RPWL bei diesem Song die Wut rausgelassen hat, kann man bei diesem
härtesten Stück des Albums akustisch gut nachvollziehen.
Mit "Side By Side" wird es wieder ruhiger. Das Stück lädt
zum Träumen ein. Beim Instrumentalteil, der mit Naturgeräuschen unterlegt ist, fühlt
man sich auf eine Sommerwiese versetzt, auf der man im Gras liegend dem Treiben der Wolken
am Himmel zusieht.
Auch der sechste Song "You" ist wieder ein verträumter
Titel, der einen tollen Gitarrenpart aufweist. Es folgt mit "Tell Me Why" wieder
ein Rocksong, bei dem man gut mitgehen kann. Danach bietet "Believe Me" die
melancholische Seite der Band.
"Sunday Morning" ist ein langsamer Titel der meines Erachtens
im Stil zwischen Pink Floyd und Alan Parsons anzusiedeln ist.
Mit dem längsten Titel der CD "Home Again" werden wir dann
aus dem Album verabschiedet. Er beginnt mit Geräuschen und Babygebrabbel, welchem ein
wirklich opulenter Sound folgt. Die Melodie beim Refrain nimmt für mich ungewohnte
Wendungen (ich will die Melodie immer anders weiterführen) und einen unvorhergesehen
Verlauf (kann ich schwer beschreiben), ist aber sehr ausgeklügelt. Ein toller Song.
RPWL nur mit anderen Bands zu vergleichen wäre unfair und wird ihnen
auch nicht gerecht, obwohl es manchmal zur Orientierung beiträgt. Mit dem neuen Album
setzen sie noch mal einen drauf. Meiner Meinung nach haben sie sich im Vergleich zum
Vorgänger gesteigert und mittlerweile ihren eigenen Stil gefunden. Auch das absolut
professionelle Booklet und die Covergestaltung gefällt. Wenn die nächsten Produktionen
diesen Standard halten, bin ich überzeugt, dass RPWL noch groß rauskommen werden.
Verdient haben sie es allemal.
Lange Zeit hat mich nicht mehr eine deutsche Band so überzeugt, wie
sie es tun. Mit diesem neuen Album und dem Auftritt in der Essener Zeche Carl haben sie
mit mir einen neuen Fan gewonnen. Wer sie auch live erlebt hat, wird mir zustimmen, dass
sie die Musik perfekt - nicht steril - auf der Bühne umsetzen. Sollten sie wieder im
Ruhrgebiet auftreten, werde ich wieder hinfahren. Auch euch kann ich mit gutem Gewissen
empfehlen, sie euch live anzuschauen, wenn sie in euerer Nähe sind.
Zum Schluss noch der Hinweis, das sie es nach Erscheinen der CD
schlagartig bis auf Platz zwei der Lesercharts in der Zeitschrift ECLIPSED geschafft
haben. Das sagt doch wohl auch einiges aus.
Mein Fazit: Absolute Kaufempfehlung !!!!!!!!!!!!!!
Stephan Schelle, Juli 2002 |