RPWL - Stock
insideout spv (2003)

Das Jahr 2003 ist noch frisch und schon bescheren uns die Prog-Rocker RPWL aus dem Süddeutschen Raum ihr drittes Album. Allerdings muss man anmerken, dass es sich nicht um neues Material handelt, sondern um Stücke, die man auf den beiden Vorgängeralben nicht untergebracht hat.

Nun, da bringt also eine Band, die gerade mal zwei CDs veröffentlicht hat schon ihre „Ausschussware“ auf einer weiteren CD heraus. Ganz schön dreist könnte man meinen, aber wer die CD gehört hat, der wird feststellen, dass dieses Material so manch anderer Band gerne eingefallen wäre. Was hier wieder an Perlen zu finden ist, finde ich bemerkenswert.

 


Die leider mit knapp 43 Minuten sehr kurz geratene CD bietet insgesamt 10 Titel mit Laufzeiten zwischen 0:24 und 10:17 Minuten. Gleich zu Beginn wird es sehr psychedelisch, denn RPWL bieten ihre Version einer Syd Barret-Komposition mit dem Titel „Opel“. Diesen Song haben sie bei Proben oft gespielt und so fand er nun auch auf diese CD.

Der nächste Song heißt „The Way It Is“ und ist ein sehr schöner ruhiger Song, der nicht nur während der Aufnahmen zu „God Has Failed“ entstand, sondern auch in dem Stil gehalten ist. Toller Song, der unter die Haut geht (inkl. geiler Genesis-Keyboard-Passage).

Die nächsten beiden Titel bringen es gerade mal auf knapp 1 ½ Minuten und sind praktisch als Brücken zu anderen Titeln geplant gewesen. Es folgt mit „Gentle Art Of Swimming“ der längste Track des Albums. Augen zu und genießen. Es wird ein sehr abwechslungsreiches von diversen tollen Sounds verfeinertes Stück geliefert, das einem so manchen wohligen Schauer über den Rücken laufen lässt.

Es folgt „Who Do You Think You Are“, das wieder einige Beatles-Elemente (Keyboards) aufweist. Der Song fällt etwas aus dem bisherigen Prog-Rock-Sound heraus, zeigt damit aber die Ganze musikalische Bandbreite, die diese fünf Jungs besitzen.

Der nächste Titel ist mit 0:24 Minuten wieder eher eine Brücke, dem der Song „Sun In The Sky“ folgt. Bei diesem Stück, das erst unaufdringlich beginnt, dann aber sofort ins Ohr geht, ertappe ich mich gleich beim ersten Durchlauf dabei, wie ich den Refrain lauthals mitsinge.

„Forgive Me“ Part 2 und 3 bilden mit jeweils knapp über 3 Minuten dann den Abschluss dieser gelungenen CD. In Part 2 zeigen RPWL ihre melancholische Seite. Der Song hat etwas trauriges bzw. besinnliches. Part 3 schließt direkt an. Er ist zwar auch eher der ruhigeren Fraktion zuzuordnen, verleitet jedoch eher zum träumen. Leider stoppt der Silberling nun. Ich hätte noch gerne eine weitere halbe Stunde zugehört.

Die CD ist zwar nur gut 43 Minuten lang (ich möchte noch mehr von dem Stoff), aber sie bietet noch einen Leckerbissen. Neben der normalen CD enthält das Digipack nämlich noch eine DVD. Auf ihr ist die komplette CD in DolbySurround enthalten. Außerdem gibt es noch ein fast 20minütiges Video, in dem die Bandmitglieder gezeigt werden und sie erzählen, wie es zur heutigen Bandbesetzung gekommen ist. Angereichert ist das Ganze durch Aufnahmen von Konzerten (sehr ansprechend gemacht). Als Bonbon ist ab dem Abspann des Videos noch der Song „Side By Side“ in DolbySurround zu hören.

Das mitgelieferte Booklet (ein sechsseitiges Faltblatt) ist im Gegensatz zu den Vorgängeralben eher dürftig ausgefallen. Doch das, was hier fehlt, liefert die DVD. Wirft man sie in den DVD-Player, erscheint ein Menue aus dem man dann zwischen dem Abspielen der gesamten Songs, einzelne Titel, Video und den Credits auswählen kann. Auch die Audioeinstellungen lassen sich hier verändern. Spielt man die Audiosongs ab, so erscheinen auf dem angeschlossenen Monitor oder Bildschirm zu jedem Titel kurze Erläuterungen und die Songtexte. Das finde ich sehr gelungen. Einziger Kritikpunkt ist, dass man bei den Songtexten teils auf die Refrains hinweist, sie aber nicht textlich wiederholt, was schade ist, denn man kann sich, wenn weitergeblättert wird nicht mehr an den Wortlaut erinnern.

Für mich ist ganz klar, dass die DVD die meisten Runden drehen wird, denn was Yogi da für einen tollen Sound gezaubert hat, ist einfach nur klasse. Früher war Stereo, heute ist RPWL. Aber auch der Sound der CD ist von allererster Güte. Yogi scheint das „goldene Ohr“ (ähnlich wie EROC) zu haben.

Wer gute Rockmusik liebt, der kommt an RPWL nicht vorbei. Die CD/DVD ist eine absolute Kaufempfehlung und gehört für mich in jeden gut sortierten Plattenschrank. Auch live werden RPWL wieder im Frühjahr (März 2003) durch unsere Lande reisen. Wer die Möglichkeit hat sie zu sehen, sollte dies unbedingt nutzen, denn sie zaubern auch live einen absolut sauberen und mit DolbySurround angereicherten Sound.

Mit RPWL, Sylvan und Martigan haben wir drei relativ junge Bands in Deutschland die für mich zu den absoluten Hoffnungsträgern im Rockgeschäft gehören. Liebe Radioanstalten: "schlaft ihr noch oder lebt ihr schon" (wie man frei nach einem Werbespot einer Möbelfirma sagen könnte)? Diesen Bands gehört die Zukunft und müssen einem breiteren Publikum bekannt gemacht werden. Hier leistet vor allem das deutsche Musikmagazin ECLIPSED hervorragende Arbeit, die neben Artikeln und CD-Besprechungen auch immer Hörproben auf den beiliegenden CDs veröffentlichen.

Stephan Schelle, Anfang März 2003

 
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