Romix - Romix
Eigenvertrieb (2004)

Die Berliner Amateurband (das ist nicht abwertend gemeint, vielmehr handelt es sich bei den Mitgliedern um Hobbymusiker) Romix derzeit bestehend aus der Stammmannschaft Stefan an der Gitarre, Nils am Bass, Alwin am Schlagzeug und Thorsten Gesang und Keyboards sowie dem zeitweise als Gastmusiker fungierenden Gitarristen Meikel hat es die Musik von Grobschnitt angetan. Die Jungs spielen einige Grobschnitt-Songs live und traten am 08.05.2004 beim Fantreffen in Betzdorf kostenlos auf. Jawohl, so etwas gibt es noch.
 

 
 

Kurz vor ihrem Auftritt in Betzdorf verließ Gitarrist Hans die Band, so dass Meikel sowohl einige Passagen auf der mir vorliegenden CDR als auch bei ihrem Auftritt in Betzdorf spielte. Zu diesem Event hatten sie eigens ihre erste CDR gepresst, die dort zu einem wirklich fairen Preis von 5 Euro verkauft wurde. Kein geringerer als EROC himself hat die sechs Aufnahmen gemastert. Auf 48 Minuten Spielzeit erwarten den Hörer Stücke aus den Alben Ballermann bis Merry-Go-Round.

Die CD startet mit dem Magic Train vom 74’er Album Ballermann. Hier wird leider auch der meines Erachtens einzige Makel der Band recht deutlich hörbar, nämlich die nasale und etwas hohe Gesangsstimme von Thorsten, die manchmal auf mich wie ein Fremdkörper wirkt. Musikalisch ist aber an der Interpretation des Stückes nichts auszusetzen.

Es folgt Anywhere von Rockpommels Land. Hier ist der Gesang passender. Dann folgen Excursion Of Father Smith von Jumbo und Merry-Go-Round vom gleichnamigen Album. Das Highlight der CD stellt für mich aber eindeutig der Song Nummer 5, Sahara von Ballermann dar. Während sich die anderen Stücke nah an den Originalen ausrichten, haben Romix Sahara mit Reaggea-Elementen ein neues Gewand übergestreift. Jetzt werden die Hardcorefans vielleicht sagen: „Was für ein Frevel!“ Ich muss euch aber sagen, hört euch das Teil an, es ist absolut genial gemacht.

Dann folgt der letzte Titel. Und mit diesem wagen sich die Berliner an die Hymne der Hagener Rocklegende und kommen - wie einst Ikarus - der Sonne sehr nahe, stürzen allerdings nicht ab. In einer über 20minütigen Version zelebrieren sie Solar Music.

Es zeugt schon von einem gewissen Mut und Selbstbewusstsein, dass sich die Berliner an die Stücke der Hagener Band Grobschnitt gewagt haben, denn die Fans achten auf ihre Schätze und verzeihen keine Leichenfledderer. Aber sind wir doch mal ehrlich, auch Grobschnitt haben sich zu ihrer Lebzeit (hier ist natürlich die der Band gemeint) nicht nach der Meinung anderer gerichtet und das gemacht, was sie wollten. Und das war auch gut so.

Sehen wir also diese CD als Huldigung an die beste Liveband, die wir in den 70’er und 80’er Jahren hatten. Musikalisch kann die CD nämlich - bis auf die teils verbesserungswürdigen Gesangspassagen - überzeugen. Das die Jungs ihre Instrumente beherrschten, zeigten sie in Betzdorf und begeisterten sogar die „alten Recken“ von Grobschnitt.

Für den Fan stellt die CD meines Erachtens ein Muss dar und sollte die Sammlung vervollständigen. Allein die herrliche Version von Sahara rechtfertigt den Kauf dieser CD. Der CD liegt übrigens ein vierseitiges Booklet bei, in dem die Texte abgedruckt sind (endlich hat man die paar Zeilen, die Willi bei Solar Music immer so genuschelt hat, in Textform).

Stephan Schelle, Mai 2004

 
   

CD-Kritiken-Menue