Roger Waters – The Wall
Sony Music / Columbia / Legacy Recordings (2015)

(29 Stücke, 103:05 Minuten Spielzeit)

Über 200 Shows spielte Roger Waters mit seiner Band in den Jahren 2010 bis 2013 weltweit, bei denen er das Pink Floyd-Meisterwerk „The Wall“ inszenierte. Damit wurde das „The Wall“ erstmals seit 1990 wieder komplett live aufgeführt. Lange haben die Fans auf eine Veröffentlichung dieser grandiosen Shows warten müssen. Im November kommen nun sowohl der Konzertfilm wie auch ein Audiomitschnitt mit Aufnahmen, die bei verschiedenen Konzerten entstanden sind, heraus.


Am 20.11.2015 erscheinen verschiedene Versionen des Audiomitschnitts. Neben einer DoppelCD, die mir zur Besprechung vorlag, gibt es das Album noch als Dreifach-Vinyl-LP und als digitalen Download.

Wer nun glaubt dieses Album nicht zu benötigen, da er bereits das Studioalbum oder den Livemitschnitt „Is There Anybody Out There? The Wall Live 1980/81“ besitzt, dem sei gesagt, dass Roger Waters auf seiner Tour die Stücke in leicht veränderten Versionen gespielt hat. Es wird hier besonders deutlich, wie stark das Werk von ihm geprägt ist. Dieser Mitschnitt ist für Fans von Pink Floyd und Roger Waters unverzichtbar und stellt darüber hinaus eine schöne Erinnerung an die Konzerte dar.

Roger Waters (Gesang, Gitarre und Bass) trat bei den hier vorliegenden Aufnahmen mit seiner Band, bestehend aus Dave Kilminster (Gitarren), Snowy White (Gitarren), G.E. Smith (Gitarren), Jon Carin (Keyboards), Harry Waters (Hammond & Piano), Graham Broad (Schlagzeug), Robbie Wyckoff (Gesang) sowie den Backgroundsängern Jon Joyce, Pat Lennon, Mark Lennon und Kipp Lennon, auf.

Zwar waren die Auftritte von der Bildgewalt des Bühnenaufbaus und der Videoprojektionen bestimmt, doch wird erst in der Audiofassung deutlich, welch kraftvolle Auftritte Roger & Band während ihrer Tour hinlegten. Der Sound der CD ist grandios und drückt den Hörer vor den Boxen quasi in den Sessel. Die Liveatmosphäre wurde dabei ebenfalls hervorragend eingefangen, denn man hat das Gefühl das Konzert erneut zu erleben.

Die Effekte wie das abstürzende Flugzeug im Opener „In The Flesh?“ oder die einstürzende Mauer am Ende des Konzertes wirken sehr plastisch. Damit kommen die Bilder des Konzertes unweigerlich wieder hoch. Aber auch wenn man nicht die Möglichkeit hatte, die Konzerte zu besuchen, verbreitet das Werk seine ganze Strahlkraft. Die Protagonisten versuchen dabei gar nicht erst den Stil der anderen Pink Floyd-Musiker wie beispielsweise David Gilmours Gitarrenspiel nachzuahmen, sondern drücken dies durch ihre eigene Spielweise aus. Das funktioniert aus meiner Sicht sehr gut und die Stücke verströmen eine neue Energie/Atmosphäre.

Die DoppelCD erscheint in einem sechsseitigen Digipack mit 20seitigem Booklet, in dem zahlreiche Fotos der Auftritte abgedruckt sind.

„The Wall“, das als Original Soundtrack zum gleichnamigen Konzertfilm von Roger Waters erscheint, ist ein tolles Album, das auch ohne die gewaltigen Bilder der Shows funktioniert. Man muss die Musik, die Klassiker wie „Another Brick In The Wall (Part 2)”, „Run Like Hell” oder „Comfortably Numb” enthält, einfach auf sich wirken lassen. Diese Veröffentlichung gehört für mich in jede gute Rocksammlung. Es macht darüber hinaus Appetit auf den Konzertfilm.

Stephan Schelle, Oktober 2015

   

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