Rod Stewart – The Great American Songbook

Rod Stewart – The Great American Songbook
Sony Music / j records (2012)
(55 Stücke, 189:01 Minuten Spielzeit)

Wenn der Begriff Charmeur in der Rock- und Popmusik fällt, dann fallen einem eigentlich vornehmlich zwei Namen ein. Zum einen Bryan Ferry und zum anderen Rod Stewart. Bekannt wurde Rod Stewart vor allem als Sänger der Band Small Faces, bevor er seine unglaublich erfolgreiche Solokarriere begann. Auf zahlreiche Hits kann er mittlerweile zurückblicken wie zum Beispiel „Maggy Mea“, „Sailing“, „Tonight’s The Night“, „Da Ya Think I’m Sexy“, „Passion“, „Baby Jane“ oder „Hot Legs“ um nur einige Beispiele zu nennen. Wer jetzt aber bei „The Great American Songbook“ eine „Best Of“-Scheibe erwartet, der wird enttäuscht, denn mit dieser aktuellen Box werden vier Teile der „The Great American Songbook“-Reihe zusammengefasst, die Neuinterpretationen von bekannten Jazznummern beinhalten.


2002 veröffentlichte Stewart eine Sammlung mit Jazz-Standards unter dem Titel „It Had To Be You - The Great American Songbook.“ Das Album war ein großer Erfolg und wurde mehrfach mit Platin ausgezeichnet. Seither folgten vier weitere „The Great American Songbook“-Veröffentlichungen. Insgesamt wurden davon  weltweit mehr als 17 Millionen Exemplare verkauft. Auf den CDs interpretiert Rod Stewart mit seiner unverwechselbaren Stimme große Song-Klassiker der amerikanischen Geschichte - hauptsächlich Klassiker der 1930er und 1940er Jahre. Darunter fantastische Neuinterpretationen von Songwritern wie Irving Berlin, Cole Porter, George und Ira Gershwin.

Vielleicht hat man sich schon gefragt, warum die Box vier CDs enthält, wo die Stücke von ihrer Gesamtlaufzeit auch auf drei gepasst hätten. Das liegt einfach daran, dass jeder der vier Teile von „The Great American Songbook“ auf einer CD enthalten ist. Die einzelnen Teile tragen die Namen „Volume I – It Had To Be You …“, „Volume II – As Time Goes By …“, “Volume III – Stardust …” und “Volume IV – Thanks For The Memory …” und haben Laufzeiten zwischen 43 und 50 Minuten Länge.

Rod Stewart hat eine im Rock- und Popbusiness unvergleichliche Stimme, die den Reiz seiner Songs noch mal deutlich unterstreicht. Seine etwas kehlige und rauchige Singweise hat eine gewisse Erotik, die auch ganz hervorragend zu traditionellen Jazz-Nummern und Songklassikern der 30’er und 40’er Jahre passt. In dieser Form kann man sich den charismatischen Sänger sehr gut in einer verrauchten Bar an einem Piano stehend oder auf einer großen Showbühne in Las Vegas vorstellen. So sanft hat man Rod Stewart, der hier den Rockstar völlig an die Seite geschoben hat (wird er etwa im Alter noch zahm?), noch nicht gehört. Aber auch das steht ihm gut. So ein wenig scheint er damit auch in die Fussstapfen von Tom Jones, Frank Sinatra & Co. zu treten.

Wer jetzt Songs im bekannten Rod Stewart-Stil erwartet, dem sei gesagt, dass hier eine völlig andere Stimmung – allerdings mit einer gehörigen Portion Sexappeal á la Stewart – geboten wird. Man hört Streicher, Bläser und wunderbare Pianobegleitungen, die den klassischen Songs die richtige Atmosphäre verpassen. Bei den Stücken der Alben handelt es sich vornehmlich um zarte, verträumt Balladen. Als Beispiel sei hier nur die wunderbare Interpretation von Herman Hupfeld’s „As Time Goes By“ genannt, das durch den Hollywood-Klassiker „Casablanca“ (mit Ingrid Bergmann und Humphrey Bogart) zu Weltruhm gelangte. Diesen Song interpretiert Rod zusammen im Duett mit Queen Latifah. Weitere Unterstützung bei einigen der Songs erhielt Rod von so namhaften Freunden und Musikern wie Eric Clapton, Cher, Bette Midler, Stevie Wonder, Dolly Parton, Diana Ross, Chaka Kahn, Elton John oder George Benson. Auch sind einige sehr bekannte Klassiker wie zum Beispiel „Blue Moon“ oder „What A Wonderful World“ unter den Stücken.

Satte 55 Jazz-Standards bietet dieses umfangreiche Werk, das in einem hochkantigen Buchformat ausgeliefert wird. Im Innenteil ist ein 20seitiges Booklet angebracht, das zahlreiche Fotos, Infos zu den Songs sowie ausführliche Linernotes von Alan Light enthält.

Mit „The Great American Songbook“ werden die ersten vier Teile der Serie zusammengefasst. Rod Stewart hat auf diesen Scheiben wunderbare Interpretationen von Songs aus den 30’er und 40’er Jahren zusammengestellt, die bestens für die „blauen Stunden“ geeignet sind.

Stephan Schelle, Oktober 2012

   

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