Robert Webb – Liquorish Allsorts
Seacrest Oy Music / Garden Shed Music (2014)
(16 Stücke, 63:43 Minuten Spielzeit)

Robert Webb ist Keyboarder der legendären britischen Band England. Er war in den 70’er Jahren Hauptkomponist des viel beachteten England- Albums „Garden Shed“. Im Jahr 2014 veröffentlichte er sein erstes Soloalbum unter dem Titel „Liquorish Allsorts“ das Stücke enthält, die innerhalb der letzten 40 Jahre (von 1973 bis 2014) in den unterschiedlichsten Aufnahmesituationen entstanden sind. Neben frühen Studioaufnahmen finden sich auch einige bisher unveröffentlichte Stücke die im Homerecording-Verfahren aufgenommen wurden. 


Webb zeigt auf dem Album die unterschiedlichsten Musikstile. Das spiegelt auch seine musikalische Laufbahn wider, die sich in den unterschiedlichsten Facetten wie Pop, Rock, Film- und Theatermusik bis hin zu Interpretationen von bekannten Songs in Coverbands und Jazzchor-Arrangements zeigt.

Die CD erscheint mit einem 20seitigen Booklet, in dem Informationen über die einzelnen Stücke, die Instrumentierung sowie die beteiligten Musiker enthalten sind.

Hymnisch und Soundtrackartig wie eine Ouvertüre beginnt die CD mit dem 38sekündigen „The Ladie’s Valley Prelude“, das am Ende in voller Länge (über 7:43 Minuten) ausgebreitet wird. Dem folgt mit „Why Oh Why“ ein Song aus dem Jahr 1974, der nach dem typischen britischen Pop der frühen 70’er klingt.

„Moog Fugue“ stammt aus dem Jahr 2013 und bietet recht jazzige, swingende Melodien, bei denen Keyboards, Xylophon, Schlagzeug und Perkussionsinstrumente im Mittelpunkt stehen. Das klingt für mich wie eine Komposition fürs Fernsehen. „Grand Canyon Of My Dreams“ ist da schon aus ganz anderem Holz geschnitzt. Der Song aus 1979, der von Jenny Darren gesungen wird, klingt wie eine sanfte Rockpop-Nummer der amerikanischen Band Heart. Jenny kommt auch stimmlich nah an die Wilson-Schwestern heran.

Ebenfalls aus dem Jahr 1979 stammt das Stück „The Journey By Camel“, das sehr elektronisch klingt und einige klassisch wirkende Sounds enthält. Der Rhythmus erinnert in der Tat an einen Kamelritt durch die Wüste. „Limencello“ beginnt mit einer Pianopassage, die sehr stark an die Titelmelodie der Fernsehserie „Männerwirtschaft“ mit Tony Randall und Jack Klugman erinnert und dann in einen barocken Teil übergeht, der wiederum an einen recht proggigen Teil übergeht. Das Stück wurde für die Compilation-CD „Decameron“ eingespielt, das in dieser Version aber eine Alternative Fassung, die von Kimmo Pörsti gemixt wurde.

Das Stück „Bach Flute Sonata Allegro“ ist eine locker leichte Interpretation eines Stückes von Johann Sebastian Bach. „The Cuckoo“ ist ebenfalls eine Interpretation eines Komponisten. Dieses Mal hat sich Webb eines Stückes des französischen Barockkomponisten Louis-Claude Daquin bedient. In diesem Track verbindet er typische Sounds der 90’er Jahre, die sich nach einer Mischung aus dem James Bond-Soundtrack „For Your Eyes Only“ (Keyboardsounds) und dem Stil von Rondò Veneziano anhört. Proggig mit fettem Bass wird es dann in der Downtemponummer „Destiny“ (mit leichtem Ten CC-Einschlag – „One Night in Paris“ lässt bei Teilen des Gesangs und der Sounds grüßen). Diese Auswahl zeigt, wie abwechslungsreich die Musik auf dem Album ist.

Mit „Liquorish Allsorts“ erhält man eine Werkschau des umtriebigen britischen Musikers Robert Webb. Auf dem Album zeigt sich die Bandbreite, in der er sich im Laufe seiner musikalischen Karriere bewegte.

Stephan Schelle, Januar 2015

   

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