Ray Wilson – The Weight Of Man
Jaggy D (2021)
(11 Stücke, 51:14 Minuten Spielzeit)

Nach seinen Erfolgen mit den Bands Cut, Stiltskin und dem letzten Studioalbum mit Genesis ist Ray Wilson als Solokünstler äußerst aktiv und erfolgreich. Der Brite, der durch seine markante Stimme einen hohen Wiedererkennungswert hat, tourt nicht nur intensiv durch Europa sondern veröffentlicht seit 2003 zahlreiche Alben unter seinem Namen. Fünf Jahre sind seit dem letzten Studioalbum vergangen bis dann am 28.08.2021 das neueste Werk mit dem Titel „The Weight Of Man“ erscheint.


Das Album beinhaltet zehn neuen Songs und mit dem abschließenden „Golden Slumbers“ eine Coverversion eines Beatles-Songs aus der Feder von Lennon / McCartney. Es ist das erste Mal, dass er eine Coverversion der Fab Four auf einem eigenen Album veröffentlicht.

Zahlreiche Musiker hat Ray erneut um sich geschart, die bei der Einspielung des Albums geholfen haben, darunter sein langjähriger musikalischer Weggefährte Ali Ferguson an der Gitarre und Yogi Lang (RPWL) bei zwei Songs an den Tasten.

Das Gewicht, das wir in diesen Zeiten mit uns herumschleppen scheint immer schwerer zu werden. Neben den Umwelt-/Klimaschäden die wir verursachen hat die Welt ein Virus im Griff und keiner weiß was die Zukunft bringt. Teilweise sind dies auch die Themen, die Ray Wilson in seinen Songs verarbeitet und die den Albumtitel bestimmen. Musikalisch zeigt sich der Brite aber von einer sehr gereiften Seite, denn das Album ist sehr stimmungsvoll geworden.

Bereits ab Herbst letzten Jahres hat Ray angefangen einige Songs aus dem Album vorab zu veröffentlichen. Drei davon eröffnen das Album, das mit dem stimmungsvollen Song „You Could Have Been Someone“ startet. Vor allem die von Marcin Kajper gespielte Klarinette sorgt hier für eine einfühlsame Stimmung. Hier zeigt sich Ray Wilson bereits von einer seiner besten Seiten, da sich der Song unter die Haut schiebt. Ein grandioser Einstieg ins neue Album.

Piano und eine bluesige Gitarre eröffnen den ruhigen, atmosphärischen Song „Mother Earth“, der von der ersten Sekunde an fesselt. Dem folgt dann das wunderbare „We Knew The Truth Once“ mit einer eingängigen Melodieführung. Ray Wilson schafft es ein ums andere Mal den Spannungsbogen mit teils sehr intimen Sounds und Melodien aufzubauen und kontinuierlich hoch zu halten. Nach den ersten drei intimen Songs geht es in „I, Like You“ nach einem einfühlsamen Beginn recht rockig weiter, bei dem Ali Ferguson an der Leadgitarre glänzt. Da kommt ein ums andere Mal leichtes Floyd-Feeling in seinem Spiel auf. Ein traumhafter Song mit tollen Soli.

„Amelia“ steht dem in Nichts nach und bietet neben rockigen Klängen auch noch einige Progrock- und Worldmusic-Elemente. Noch so ein grandioser Song.  

Der mit 6:47 Minuten Spielzeit längste Song des Albums ist der Titeltrack, der mit ambienten Sounds beginnt und sich langsam aufbaut und entwickelt. Ein wunderschöner Song, der zum Ende hin durch Ali Fergusons Saitenbearbeitung noch einmal floydiges Feeling aufkommen lässt. Da ist Gänsehaut angesagt.

„The Last Laugh“ ist ein typischer Wilson-Song und nach den wunderbaren „Almost Famous“ und „Symptomatic“ kommt mit „Cold Like Stone“ eine akustische Nummer, bei der Ray nur von Gitarre und Bass begleitet wird.

Den Abschluss bildet dann das Beatles-Cover „Golden Slumber“ (vom Album „Abbey Road“), den er in einer sehr intensiven Art, allerdings sehr am Original ausgerichtet, interpretiert. Normalerweise bin ich immer ein Freund von Coverversionen, die musikalisch mehr vom Original abweichen, doch Ray schafft es mit seiner Stimme und dem leidenschaftlichen Gesang sich diesen Song zu Eigen zu machen, so als wäre er ihm auf den Leib geschrieben.

Das Warten hat sich definitiv gelohnt, denn das neue Album von Ray Wilson, „The Weight Of Man“, ist ein stimmungsvolles, intimes, abwechslungsreiches und fesselndes Werk geworden. Die Soli sind teils zum niederknien und Ray’s Stimme ist einfach grandios. Eines seiner besten Soloalben.

Stephan Schelle, August 2021

   

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