Raven Sad – Polar Human Circle
AMS Records (2024)

(7 Stücke, 56:36 Minuten Spielzeit)

„Polar Human Circle“ ist das fünfte Album von Raven Sad, einem Projekt, das 2005 auf Initiative des Multiinstrumentalisten und Hauptkomponisten Samuele Santanna gegründet wurde. Neben Samuele Santanna (Gitarren) wirkten an der Produktion – soweit ich das recherchieren konnte - noch Gabriele Marconcini (Gesang), Fabrizio Trinci (Keyboards, Backgroundgesang), Marco Geri (Bass), Francesco Carnesecchi (Schlagzeug), Morgana Bartolomei (Backgroundgesang) sowie bei einzelnen Stücken Andrea Benassai (Piano), Alessandro Drovandi (Trompete) und Karoline Gierymski (gesprochener Text) mit.


„Polar Human Circle“ ist eine weitere fesselnde, progressive Reise durch intensive Klanglandschaften mit einer starken Beschwörungskraft, ein Konzept, dessen Texte, gesungen von Gabriele Marconcinis ausdrucksstarker Stimme, den Hörer dazu bringen, die tatsächliche Überlebensfähigkeit unserer Spezies zu hinterfragen. Innerhalb einer international ausgerichteten Klangtextur, die dank einer harten Kante und einer obskuren Seite - beispiellos im Musikstil der Band - 90er Jahre Prog-Metal (Queensrÿche) mit moderneren Klängen (Riverside, Porcupine Tree, aber auch die jüngsten Werke von Marillion) mischt, kombinieren Raven Sad Songs, die hier kürzer und unmittelbarer als in der Vergangenheit sind, mit einem epischen Titeltrack, der sich in fast 27 Minuten zwischen Psychedelia, orchestralen Abschnitten und dissonanten Fugen entfaltet.

Die oben besprochene Mischung wird schon im Opener „Andenes“ deutlich. Der Song beginnt mit einem Pianointro und atmosphärischen Gesangsparts, die zunächst mit Flächen unterlegt sind. Dann kommt eine Neo-Prog-Passage mit einem intimen Gesangspart auf. Ab der Mitte wird mehr Druck aufgebaut. Zum Ende hin gibt es noch ein sehr schönes Gitarrensolo.

Auch der zweite Song „When The Summer Collapses Into Fall“ startet Neo-Prog artig und sehr melodisch. Für Freunde des britischen Neo-Prog genau das Richtige. Die Band wechselt dabei zwischen druckvollen und atmosphärischen Parts und verziert das Ganze mit herrlichem Satzgesang.

Das 1:42minütige „Coda: A Tiny Passage To Outer State“ ist ein von Piano und Streichersounds getragenes, instrumentales Zwischenspiel, das sanft durch den Raum zieht. Das führt dann über zum nächsten Song „Point Nemo (Nautilus Last Voyage)“. Ein sehr melodischer Song mit atmosphärischem Charakter. Karoline Gierymski spricht in einem sehr atmosphärischen Instrumentalteil einen Text und Alessandro Drovandi bringt am Ende mit seinem Trompetenspiel einen weiteren Akzent in diesen Song.

Kraftvoll schallt dann „The Obsidian Mirror“ aus den Boxen. Druckvolles Schlagwerk und kraftvolle Gitarren leiten in den Song, der aber, sobald der Gesang einsetzt, sich sanfter zeigt. Wieder sehr melodisch.

Auch „The Bringer Of Light“ bietet musikalisch Neo-Prog und kommt damit in die Nähe von Bands wie Pendragon & Co. besitzt aber einen eigenen Stil und verbindet dies mit einem Sound der an Bands wie Queensryche denken lässt, wenn man Vergleiche ziehen will.

An das Ende hat die Band den fast 27minütigen Titeltrack „Polar Human Circle“ gestellt, der aus sechs Parts besteht („Weltanschauung“, „The Vanishing Line”, „Dance On The Frozen Black Lake”, „Back To Andenes”, „A Descent Into The Maelström” und „The Medicine Wheel“). Dieser abwechslungsreiche Track ist das Highlight des Albums, der nochmal alle Stärken der Band in sich vereint.

„Polar Human Circle“ der italienischen Band Raven Sad ist ein sehr schönes Rockalbum, das sich vorwiegend im Neo-Prog bewegt. Gesungen wird auf Italienisch und die Songs sind melodisch und von herrlichen Instrumentalparts durchzogen.

Stephan Schelle, Januar 2025

   

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