Quantum Fantay – Yemaya Orisha
Progressive Promotion Records (2019)
(5 Stücke, 45:26 Minuten Spielzeit)

Das achte Album der aus dem Nachbarland Belgien stammenden Spacerock-Band Quantum Fantay ist „Yemaya Orisha“ betitelt. Dieses neue Werk, dass mittlerweile Vierte, das beim deutschen Progressive Promotion Records-Label erschienen ist, kann als kleines Jubiläum angesehen werden, existiert die Band, die sich stilistisch im Umfeld der Ozric Tentacles bewegt, in diesem Jahr doch bereits seit 15 Jahren. Gleichzeitig ist das belgische Musikerkollektiv auch schon fünf Jahre beim deutschen Label unter Vertrag.


Die Stammformation Pete Mush (Synthesizer, Programmierung), Jaro (Bass), Luis Verlinden (Schlagzeug) und Tom Tas (Akustische und elektrische Gitarre) überrascht auf dem aktuellen Output dieses Mal mit Charles Sla an der Flöte und bietet mit Refaela und Maera erstmals weiblichen Stimmen als weitere Stilelemente.

Die fünf Tracks auf dem Album liegen alle bei Spielzeiten von mehr als sieben Minuten. Die beiden ersten Stücke „Yemaya Orisha“ (12:51 Minuten) und „Mami Wata“ (9:56 Minuten) stellen dabei das zusammenhängende „Veautifull Mocean“ dar. Das Titelstück startet zunächst sanft mit rauschenden Klängen wie eine frische Brise am Strand. Anfangs noch ruhige Percussion und Flötenklänge mischen sich in diese Stimmung, während langsam schon im Hintergrund flirrende und flächige Synthiewolken aufziehen. Nach 1:45 Minuten sorgt Tom Tas mit atmosphärischen Gitarrenlicks zusammen mit den nun typischen Synthiesounds für eine spacige Atmosphäre. Nach einer weiteren Minute startet dann der Track richtig durch und rockige, druckvollere Sounds geben nun – wie bei Quantum Fantay üblich – den Ton an. Hier tritt dann die Nähe zu den Ozric Tentacles deutlich zu Tage. Ein klasse Track bei dem die Protagonisten herrlich jammen und durch sich verändernde Strukturen diesen Longtrack jederzeit spannend halten. So wechseln sie stetig zwischen sehr ruhigen, sanften und fast schon explosiven Passagen, bei dem die Gitarre heult und das Schlagzeug losrast.

Sanftes Synthierauschen und relaxte Klanglandschaften stellen die nahtlose Schnittstelle zum zweiten Track „Mami Wata“ dar. Nach dem ruhigen Beginn sorgen Nähmaschinenartige Synthierhythmen zunächst für eine etwas unterkühlte Stimmung, die sich dann in einer waren Rhythmusorgie entlädt. Es klingt, als seien die Belgier in einem Hochgeschwindigkeitszug unterwegs. Charles Sla’s Flöte bietet dabei immer wieder ruhige Pole zu dem druckvollen Spiel des Stammtrios.

In „Riddles Of The Sphinx“ sind einige Worte von Maera in die Musik eingewoben. Das ist aber so sehr im Hintergrund verankert, so dass man die Stimme kaum wahrnimmt. Zunächst aber beginnt der Track mit recht jazzigen Elementen, gepaart mit den typischen Sounds aus flirrenden Synthies, treibendem Schlagwerk, Bass und Gitarreneinwürfen. Eine tolle Mischung aus Spacerock, Rock, Elektronik und Jazz. „Gemini Flower“ wirkt auf den Hörer zu Beginn wie eine Fata Morgana. Die Sounds erstellen vor dem geistigen Auge eine flirrende Szenerie um dann, sobald Schlagzeug und E-Gitarre ihre Arbeit aufnehmen, atmosphärischen Rock in den Mittelpunkt zu stellen. Das Flötenspiel von Charles Sla fügt sich dabei perfekt ein. Trotz des Rhythmus ist „Gemini Flower“ in der ersten Hälfte eher ein ruhiges Stück, das sich auch als Soundtrack einer Raummission eignet. Nach drei Minuten kommen dann aber auch asiatisch anmutende Sounds sowie ein sehr schönes rockiges Gitarrensolo auf, was dem Track noch mehr Verve verleiht.

Mit dem 7:12minütigen Stück „Serra Da Estrela“ endet die CD. Dieser Track ist der Zweite in dem Quantum Fantay eine Stimme eingebaut haben. Dieses Mal wird sie von Rafaele dargeboten. Ihre Stimme ist in diesem Stück deutlich zu hören, während Synthierhythmen und proggige Gitarrenlicks aufziehen und in den Instrumentalteil überleiten, dessen Dynamik sich dann steigert und im Verlauf gar hymnische Momente annimmt.

„Yemaya Orisha“ der belgischen Band Quantum Fantay ist mal wieder ein Füllhorn an wunderbaren Spacerock-Sounds. Die Formation um Pete Mush lässt es wieder wie gewohnt blubbern und flirren und untermalt diese herrlich abgedrehte Stimmung mit eingängigen Melodien und tollen Soli. Typisch Quantum Fantay und doch erfrischend neu.

Stephan Schelle, Juli 2019

   

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