Pymlico - Directions

Pymlico - Directions
Eigenvertrieb / Spider House Records (2012)
(6 Stücke, 56:16 Minuten Spielzeit)

Pymlico ist ein Musikprojekt des aus dem norwegischen Oslo stammenden Multiinstrumentalisten Arild Brøter. Arild veröffentlichte bereits im Jahr 2011 sein erstes Album unter dem Projektnamen Pymlico, das den Titel „Inspirations“ trug. Ein Jahr später, im Winter 2012, erscheint nun mit „Directions“ das zweite Werk. Auf seinen Alben präsentiert Arild instrumentalen, symphonischen Progressive Rock, der von zahlreichen Genregrößen inspiriert ist, daneben auch von Filmmusik, Fusion, Worldmusic, Ambient und auch Popmusik, was man an einigen Stellen auch heraushören kann. Als weiteres Element flechtet er drüber hinaus auch stellenweise jazzige Passagen ein.


Arild Brøter spielt auf „Directions“ Schlagzeug, Keyboards, Akustikgitarre (darunter auch eine 12-seitige) sowie E-Gitarre. Daneben wirken als Gastmusiker mit: Axel Toreg Reite (Bass), Geir-Anders Haugen (Gitarren), Mads Tvinnereim Horn (Gitarren), Matthias Krohn Nielsen (Gitarren), Fredrik Sydow Hage (Saxophon), Øyvind Brøter (Grand Piano, Hammondorgel), Julie Falkevik Tungevåg (Grand Piano, Rhodes Piano) und Karoline Torkildsen (Querflöte). Und diese Freunde, die sich an Arild’s Projekt beteiligen, können auch durchaus wechseln. So sind beispielsweise eine Reihe von befreundeter Musiker dieses Mal nicht dabei, dafür sind zwei neue hinzugekommen.

Sechs Stücke, von denen zwei mit 14:01 und 18:11 Minuten Spielzeit gleich mal als Longtracks durchgehen (der Rest liegt bei maximal sechseinhalb Minuten), finden sich auf dem Album. Schon beim ersten Hördurchgang hinterließ das Album eine sehr positive Grundstimmung bei mir, denn die einzelnen Tracks sind alle harmonisch angelegt. Allerdings baut Arild das ein oder andere Mal auch Breaks ein.

Das sich Arild nicht nur für ältere Progressive Rockbands erwärmt, sondern auch der jüngeren Garde sehr angetan ist, zeigt sich gleich im Opener „Compliments Of Sharkey“, der stellenweise Klänge und Rhythmen aufweist, die man so auch von schwedischen Bands wie The Flower Kings, Kaipa oder Circus Brimstone her kennt. Allerdings tauchen nur Nuancen in seinen Stücken auf, so dass die Musik nicht zu einem Plagiat verkommt. In diesem ersten Track verbindet er dann auch noch Elemente aus AOR, so dass hier etwas gänzlich Neues entsteht.

Als zweiten Track hat er den ersten Longtrack „Heroes“, das mit 14:01 Minuten zu Buche schlägt, gesetzt. Während eine wunderbare Akustikgitarre das Stück eröffnet, kommen als nächstes Keyboardsounds hinzu, die stark an die Spieltechnik eine Tomas Bodin erinnern. Und auch die folgenden Sounds gehen – dieses Mal noch deutlicher – in Richtung The Flower Kings. Nach gut zweieinhalb Minuten ändert sich aber das Bild durch den Einsatz von Akustikgitarre und Querflöte. Vor allem Karoline Torkildsen’s zartes Flötenspiel (dazu kommen später noch Mellotron artige Sounds und eine E-Gitarre) verleiht diesem Stück eine romantische und zerbrechliche Note. Sobald aber die E-Gitarre den Ton angibt, wird daraus ein klasse, atmosphärischer Progressive Rock-Titel mit Anklängen an die 70’er (vor allem auch durch das Mellotron). Für mich ist dieses Stück das Highlight des Albums, da es auch einige Wendungen zu bieten hat und zu jeder Zeit einen hohen Spannungsbogen hält.

Ein bisschen jazzig bzw. experimentell-proggig wird es dann im nächsten Stück „The Little Grey Cells“. Atmosphärische Synthies weisen in das nächste Stück „R.W.“. Nach gut anderthalb Minuten kommt zu den herrlichen Flächen eine Pianomelodie. Das Stück hat etwas von einer sehnsuchtsvollen, verträumten Ballade. Hammondorgel und eine atmosphärisch gespielte E-Gitarre lassen die Gedanken fliegen.

Es folgt das knackige „2280“, das von Synthierhythmen und E-Gitarre bestimmt wird. Arild bietet eine Kombination aus Progrock, Symphonicrock und 70’er Melodicrock bzw. Krautrock und würzt dies im zweiten Teil mit einem großen Schuss Elektronikmusik. Da zirpt und zwirbelt es, wie in den guten alten 70’er/80’er Jahren. Das letzte Stück nennt sich „Regulus“ und ist mit 18:11 Minuten der längste Track des Albums. Der Track wirkt aber wie eine Aneinanderreihung von mehreren Tracks, daher ist er nicht mein Favorit des Albums geworden, denn die einzelnen Teile wirken nicht immer harmonisch. Man merkt die Stückelung von unterschiedlichen Passagen doch zu deutlich – auch dadurch, das kurze Pausen eingebaut sind. Einzelne Passagen haben aber absolut ihren Reiz und bieten klasse Melodiebögen.

Das Album ist auf Arild’s eigenem Label Spider House Records herausgekommen und kann darüber hinaus auch als digitaler Download bei zum Beispiel iTunes oder Amazon erworben werden.

Leider kenne ich das erste Album „Inspirations“ von Pymlico nicht. Das leider bezieht sich darauf, da mir das Zweitwerk „Directions“ sehr gut gefällt. Aber was nicht ist, kann ja noch nachgeholt werden. Arild Brøter hat mit seinem zweiten Album ein wirklich gutes Instrumentalwerk vorgelegt, das man als Freund gut gemachter Progressive Rock-Musik beachten sollte und das ich empfehlen kann. Infos und Hörproben in Form eines fast zehnminütigen Teasers zum Album kann man über die Interneseite http://pymlico.no bekommen.

Stephan Schelle, Dezember 2012

   

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