Pulse – Adjusting The Space
NRT-Records (2020)
(13 Stücke, 55:54 Minuten Spielzeit)

2014 von Nemesis, dem Mastermind der österreichischen Black Metal Band Astaroth gegründet, legten PULSE zügig ihren Grundstein für die Kreuzung aus Cyberpunk und Metal. Mit ihrem 2015 über CCP Records erschienenen Debütalbum „Extinction Level Event“, hinterließen sie einen bleibenden Eindruck in der Gothic, Electro und Metal Szene. Neben Sänger und Gitarrist Nemesis sind Bassist Vidar, Schlagzeuger Pulsar und Gitarrist Dom Mitglieder des PULSE Squads, um der Menschheit den Sound ihres Heimatplaneten näherzubringen.


Als erstes fällt das Cover auf, das eine Art intergalaktischen Overlord zeigt, der ziemlich düster ausschaut. Und wenn man dann noch auf die Trackliste schaut, dann heißt dort der zweite Track „We Won’t Come In Peace“. Das zeigt, dass Pulse keine Gefangenen machen wollen. Und ihr treibender Sound aus elektronischen Klängen und harten Riffs/Schlagwerk haut einen auch sofort um. Allerdings bieten sie immer Melodien und Harmonien, so dass eine fesselnde Stimmung entsteht.

Los geht es aber erst einmal mit dem instrumentalen „X 31’ 26’43 NY 109’ 430“W“, das eine Anspielung auf den Roswell-Zwischenfall 1947 ist. Das klingt zunächst wie eine Geräuschkulisse eines Kriegsfilmes bzw. eines Kriegsberichtes. Da fliegen einem die Kugeln nur so um die Ohren. Nach gut einer Minute kommen dann treibende Elektronikklänge und ein stampfender Schlagzeugrhythmus hinzu. Das klingt zunächst nach Industrial.

Es folgt die zweite Singleauskopplung „We Won’t Come In Peace“, mit der sie eine markante Warnung aus dem Outer Space der Spezies Mensch aussprechen. Sie warnen eindringlich davor, dass wir unseren eigenen Planeten mit mehr Respekt behandeln müssen, da ansonsten die Aliens in nicht friedlicher Absicht landen werden. Nemesis kratzig diabolische Stimme sorgt neben treibenden, tanzbaren Beats und harten Riffs für eine unheimliche Stimmung. Der Song geht richtig gut ab und begeistert schnell.

Das doppeldeutige „New Elastic Freak“, gleichzeitig auch die dritte Single, handelt von der schizophrenen Szenerie eines mit einer Sexgummipuppe spielenden Psychopathen bzw. der Untersuchung eines Alien-Leichnams. Mit dem melodischen Titeltrack stellen sich die vier kosmischen Musiker offiziell den Erdbewohnern vor und erlauben diesen eine neue Generation des Lebens willkommen zu heißen. Die Melodielinie weist auch einige Electropop-Elemente auf und versetzt sie mit pumpenden Beats und Industrial.

Das 6:30minütige „Encounter“ stellt dann einen gewissen Ruhepol in dem treibenden, heftigen Sound von Pulse dar. Schwebende Klanggemälde beruhigen in diesem Stück die Seele. Nach etwas mehr als zwei Minuten entfaltet sich gar eine wunderbar sanfte Melodie. Seit 13.000 Jahren umkreist der so genannte „Black Knight“ Satellit unsere Erde. Doch was ist sein Auftrag? Überwachung? Oder ist seine Aufgabe doch mit unserem Schicksal verbunden? Auch das 6:44minütige „The Passage Entry“ zeigt sich mit schwebenden Klanglandschaften, die hier aber etwas technisch wirken und im weiteren Verlauf gar orchestrale Ausmaße annehmen, was diesem Stück einen Soundtrack mäßigen Charakter verleiht.

Am Ende des Albums bieten Pulse noch eine Coverversion von Peter Schilling’s „Major Tom“, das bereits zahlreich gecovert wurde (unter anderem auch von Captain Kirk-Darsteller William Shatner). Sirenen einer Raumstation starten in diesen Track, der von Pulse in einer Hochgeschwindigkeitsversion dargeboten wird. Der düstere, doomartige Gesang von Nemesis wirkt dabei äußerst dämonisch. Zum Finale hat sich der preisgekrönte venezolanische DJ und Remixer Zardonic (Bullet For My Valentine, Corroded, Liv Sin) mit „AlienAngel“ (Zardonic Remix) einen Klassiker der Band vorgenommen und diesen gekonnt und brutal in seinen Style transformiert. Das ist allerdings recht heftiger Stoff und wirkt wie eine dreiminütige Kanonen-/Maschinengewehrsalve auf die Ohren.

Aus dem Industrial Cyber Metal kommend und diesem Genre frischen Wind verleihend, veröffentlichen PULSE mit „Adjusting The Space“ am 06.11.2020 ein Album, das nicht nur Fans der Industrial Szene überzeugen wird. Heftige Beats werden auf dem Album mit herrlichen elektronischen Sounds kombiniert, die dann mit der doomartigen Stimme von Nemesis eine ganz eigene Stilistik bekommt. Allerdings sind die Stücke alle sehr eingängig.

Stephan Schelle, September 2020

   

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