Porn – No Monsters In God’s Eyes – Act III
Echozone / Soulfood (2020)
(13 Stücke, 60:23 Minuten Spielzeit)

Porn ist eine französische Gothic–Metal / Industrial-Rock-Band, die ihren Stil selbst als Murder Rock bezeichnet. Im Jahr 2017 startete die Band mit ihrer musikalischen Trilogie über die mysteriöse Figur des Mr. Stranglers. Das Album hieß „The Ogre Inside – Act I“ und wurde von mir 2017 besprochen. Im Jahr 2019 brachte die Band den zweiten Teil der Trilogie, „The Darkest Of Human Desires – Act II“, heraus, der aber nicht zu mir durchgedrungen ist. Am 27.03.2020 kehren Porn mit dem finalen Akt zurück: „No Monsters In God’s Eyes – Act III“.


Da die Songs eine Story erzählen, haben Porn die Nummerierung der Stücke ihres abschließenden Werkes „No Monsters In God’s Eyes – Act III“ mit den Ziffern 20 bis 32 vorgenommen.

Hier zunächst eine inhaltliche Zusammenfassung der Trilogie aus dem Pressetext: Das Album „The Ogre Inside“ handelt vom inneren Kampf, von dunklen Begierden, davon, wie die Gesellschaft den eigenen Willen unterdrückt. Dies ist ein Kampf, den keiner gewinnen kann. Das Monster, das dich von innen heraus verschlingt, gewinnt immer. Das Album ist eine Beschwörung, um das Monster zu entfesseln, das eigene ‚wahre’ Selbst anzunehmen und den dunkelsten Gelüsten zu erlauben, sich auszudrücken. Es ist ein Aufruf zum Handeln. Der innere Unmensch hat den inneren Kampf gewonnen und somit Mr. Strangler hervorgebracht.

Sein ‚wahres Selbst’ akzeptierend, drückt Mr. Strangler im zweiten Teil seine dunkelsten Impulse ohne Einschränkungen aus und kennt keine Grenzen. Zusammen mit seiner Gang begeht Mr. Strangler Morde und Massaker. Ebenso lädt er jeden dazu ein, einen Schritt weiterzugehen und zu handeln, die eigenen dunklen Begierden auszudrücken und seinem Todeskult beizutreten. Für Mr. Strangler und seine Bande ist das Monster frei. Sie lassen die dunkelsten, menschlichen Gelüste zu: Mord.

Im letzten Teil endet Mr. Stranglers blutige Odyssee. Er sitzt im Gefängnis und wartet auf seine Hinrichtung. Dieser finale Akt ist sein Testament. Angesichts des bevorstehenden Endes seines Lebens zieht er Bilanz über dieses und beginnt einen Dialog mit seinem Tod. Er mahnt jeden eindringlich, sein Werk fortzusetzen … das Werk Gottes. Denn falls Gott existiert, dann ist alles seins. Dann sind selbst die schlimmsten Monster Kinder Gottes. Es gibt keine Monster im Angesicht Gottes.

Sehr melodisch geht es im ersten 6:38minütigen Song „Dead In Every Eyes“ los. Ein sehr atmosphärischer Song, der neben Goth auch Wave und leichte Rockpop-Elemente aufweist. Mit leichtem elektronischen Industrial-Flair ist „High Summer Sun – Part 1“ durchzogen. Retro klingende Gitarren-Licks eröffnen dann „A Lovely Day“ das den Gothsound mit einigen Metalklängen verbindet.

Dem Titel entsprechend wirkt der Sound von „Low Winter Hope – Part 1“ recht unterkühlt und mystisch. Mit sehr schöner Melodie zeigt sich die Midtemponummer „In An Endless Dream“. In diese bauen sie dann auch noch geisterhafte Synthsounds ein, die an alte Horrorfilm-Soundtracks erinnern. Sehr gelungen. Mit einem düsteren „Mr. Stranglers Last Words“, bei dem mysteriöse Synthsounds den gesprochenen Text unterlegen, endet das Album.

Diese Beispiele zeigen, dass die Band auf dem neuen Album sehr abwechslungsreich und melodisch an die Arbeit gegangen ist. Hatte der Gesang auf „The Ogre Inside – Act I“ bei mir noch einige Ermüdungsescheinungen ausgelöst, kann ich das vom aktuellen Werk nicht behaupten.

Mit „No Monsters In God’s Eyes – Act III“ haben Porn einen gelungenen Abschluss ihrer Mr. Stranglers-Trilogie vorgelegt.

Stephan Schelle, Januar 2020

   

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