Porcupine Tree - Recordings

Porcupine Tree - Recordings
Kscope Records (2001 / 2010)
(9 Stücke, 61:49 Minuten Spielzeit)

Hatte das Projekt Porcupine Tree des britischen Multiinstrumentalisten Steven Wilson auf dem 1991’er Debüt noch recht psychedelisch und progressive die Vorbilder von Pink Floyd in seinem Sound verwoben, so hat sich bis zum heutigen Tage die Musik und auch das Bandgefüge mehrfach verändert. Nach dem Studioalbum „Signify“ kam im Jahr 1999 ein erster kräftiger Stilbruch mit dem Album „Stupid Dream“ in Richtung Artrock, das auch Popeinflüsse enthielt. Ein Jahr später folgte mit „Lightbulb Sun“ ein weiteres, viel beachtetes Werk, das die stilistische Reise fortsetzte.


Bei den Sessions zu diesen beiden Alben nahmen Steven Wilson & Co. eine Anzahl weiterer Stücke auf, die 2001 bei Kscope in einer auf 20.000 Stück limitierten Auflage unter dem Titel „Recordings“ herauskam. Porcupine Tree zeigten auf diesem Album eindrucksvoll, dass so manche Band neidisch auf die Ausschussware dieser Gruppe sein kann, denn qualitativ standen die Stücke in keinster Weise den beiden vorgenannten Alben nach. Vier Stücke waren bisher unveröffentlicht, der Rest wiederum wurde Single-Veröffentlichungen entnommen.

Dieses limitierte Werk fand, ebenso wie „Stupid Dream“ und „Lightbulb Sun“, eine große Anhängerschaft, so dass es mittlerweile seit Jahren ausverkauft und nicht mehr im Handel erhältlich ist. Auf Tauschbörsen wurden für das Album horrende Preise gezahlt.

Im Spätsommer 2010 kommt dieses hervorragende Werk nun endlich wieder in den Handel. Kscope hat die OriginalCD in einem Digipack mit dem Originalcover und einem im Pack eingeklebten Booklet versehen, das die Originalfotos und Texte der limitierten Version enthält.

Schon der Opener „Buying New Soul“, der es auf satte zehneinhalb Minuten bringt, fängt die unglaubliche Atmosphäre von Porcupine Tree ein, die die Band zum Jahrtausendwechsel verströmte. Der Song beinhaltet wunderbare Satzgesänge und atmosphärische Instrumentalparts. Neben der erweiterten Version von „Even Less“, das es hier auf 13:55 Minuten bringt (auf „Stupid Dream“ sind es gerade mal 7:11 Minuten), ist der Opener ein absolutes Highlight. Und auch das hypnotische „Ambulance Chasing“ gehört mit zu den Spitzentracks von „Rercordings“.

„Cure For Otimism“ weist in den ersten zwei Minuten für Porcupine Tree eher ungewöhnliche, spacige Elektroniktunes auf. Dann ändert sich aber der Stil und ein balladesker Song entwickelt sich, bei dem Steven zur Akustikgitarre, untermalt von herrlichen Synthieflächen singt. Das klingt wie eine melancholische Ballade, gesungen in einer Spacestation. Auch das fast neunminütige „Untiteld“ ist zunächst recht ungewöhnlich, vor allem durch Bass und Streicher. Der Instrumentaltrack entwickelt sich aber im weiteren Verlauf.

Es ist gut, dass dieses stark gesuchte Werk nun endlich wieder offiziell erhältlich ist. Leider enthält es keinerlei Bonustracks, so dass Eigner der limitierten Fassung selbst entscheiden müssen, ob sie diese Ausgabe benötigen. Allen anderen kann ich dieses Album nur wärmstens empfehlen. Es wäre eine Schande gewesen, wenn diese Tracks in der Versenkung verschwunden wären.

Stephan Schelle, September 2010

   

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