Pink Floyd – The Endless River
Parlophone / Warner Music (2014)
(18 Stücke, 53:04 Minuten Spielzeit)

Als die Nachricht durch die Gazetten ging, dass Pink Floyd ein neues Studioalbum veröffentlichen, war die Spannung und Euphorie groß. Doch wer ist beteiligt, fragten sich viele zumal Roger Waters 1985 die Band verlassen hatte und Rick Wright im Jahr 2008 verstorben war. Dann sickerte durch, dass das Material aus den Aufnahmesession des Albums „The Division Bell“ stammen sollte. Das dämpfte dann die Euphorie denn sollte es etwa Ausschussmaterial sein?


Am 07.11.2014 ist das Album, das den Titel „The Endless River“ trägt, erschienen. Es ist, wie David Gilmour und Nick Mason erklären, ein Tribut an den verstorbenen Keyboarder der Band, der während seiner Zugehörigkeit zu Pink Floyd immer als der ruhige, zurückhaltende Musiker galt und dessen Beitrag sichtlich unterbewertet war.

David und Nick haben 20 Stunden des Materials, das es nicht auf das „The Division Bell“-Album geschafft hat (ursprünglich sollte damals sogar ein zweites Werk mit instrumentalen Tracks erscheinen) durchgehört und wählten Teile daraus, die sie dann für „The Endless River“ mit neuester Technik weiterbearbeiteten. Dabei ist, das kann hier schon mal gesagt werden, aber der Spirit, den Pink Floyd-Werke umweht, erhalten geblieben.

Das fast reine Instrumentalalbum bietet zwar 18 Stücke, jedoch sind viele dieser Tracks nahtlos miteinander verbunden, so dass ein kompaktes Werk aus vier größeren Parts entstanden ist. Lediglich der letzte Track „Louder Than Words“ ist ein gesungenes Stück, im Stile von „The Division Bell“.

Nach Ausschussware klingt das Album in keiner Minute. Vielmehr spannen David und Nick zusammen mit den Parts von Rick Wright, die hier sehr stark in den Vordergrund drängen, einen Bogen zwischen den Alben „Meddle“ und „The Division Bell“. Sehr ambiente Klangformen wechseln sich mit sphärischen und proggigen Passagen ab, für die die Band so berühmt und beliebt war.

In dem einen Moment meint man eine Klangfolge in der Art von „Echoes“ zu hören, dann kommen Strukturen wie von „Dark Side Of The Moon“ auf, um im nächsten Moment recht stark nach „Wish You Were Here“ (z. B. in „It’s What We Do“) oder rhythmisch wie von „The Wall“ zu klingen. Und „Talkin’ Hawkin’“ klingt wie ein weiterer Part des Songs „Keep Talking“. Die Musik ist wie eine Traumreise durch einen bekannten Kosmos, in dem man sanft dahinschwebt und Pink Floyd immer mal wieder mit einem eingestreuten Zitat auf Vergangenes hinweisen.

Das Album wird in verschiedenen Formaten herauskommen. Neben der einfachen CD gibt es noch die Deluxe-Sets, die mit DVD oder BluRay ausgestattet sind. Auf diesen befinden sich neben sechs Video-Tracks der Songs, bei denen die Musiker während der „The Division Bell“-Session zu sehen sind, auch noch drei weitere unveröffentlichte Tracks aus den Sessions.

Das Album wird aufgrund seiner doch sehr atmosphärischen, ambienten und vor allem recht instrumentalen Form die Geister scheiden, zumal es nicht mit den bisherigen Werken vergleichbar ist. Wenn man es aber vor allem als Hommage an den langjährigen Weggefährten Rick Wright und auch als Epilog zur Ära Pink Floyd sieht, dann macht das Album absolut Sinn, zumal es einige sehr schöne Reminiszenzen an vorhergehende Alben enthält.

David und Nick scheinen einen Abschluss des Themas Pink Floyd mit diesem Werk erschaffen zu haben, der viele Zitate aufweist. Darüber hinaus ist dieses Werk eine schöne Hommage an ihren verstorbenen Freund Rick Wright. Empfehlen kann ich vor allem die Deluxe Edition (mit DVD oder BluRay) auf der das Album im DTS-Surroundsound erst richtig zur Geltung kommt.

Stephan Schelle, November 2014

   

CD-Kritiken-Menue