Phyria – The Colors Among Us  
Kick The Flame Records / Itunes/Radar (2017)
(11 Stücke, 65:23 Minuten Spielzeit)

Phyria nennt sich ein Rock-Quartett aus deutschen Landen. Mit „The Colors Among Us“, das Anfang Oktober 2016 erschienen ist (die Pressekopie ging mir allerdings erst im Februar 2017 zu), veröffentlichten Benjamin Hammans (Gesang), Fabian Swars (Bass), Jonas Janßen (Gitarre, Gesang) und Michael Zettl (Schlagzeug) nach dem 2012’er „Like Slipping Through Dust“ ihren zweiten Longplayer.


Beheimatet sind die Vier im Alternative Rock mit Zutaten aus Hard- und Progressive Rock. Auf der Bandseite ist zu lesen: „The Colors Among Us” zeichnet über 65min lang das komplette (Farb)spektrum der Musik in kontrastreichen Facetten und monochromen Ausprägungen. Mal gestochen scharf auf den Punkt gebracht und mal ausschweifend verschwommen, so dass mit jedem Hören ein neues Detail auf der akustischen Leinwand in den Fokus rückt. Dabei greifen die Musiker in erster Linie auf die typischen Instrumente und Sounds des Rock zurück und scheuen sich auch nicht vor deren effektreichen Verfremdung. Dabei gestalten sich Soundwelten aus rhythmischen Gitarrenriffs und atmosphärischen Strophen, die teils brutal ausarten. Eine treffende Beschreibung, wie ich finde, denn die Band geht auf dem Album mächtig ab.

Der Opener „Chasing Melody“ hat Ohrwurmqualitäten und haut einen nach dem Einlegen regelrecht um. Tolle Melodien treffen auf kraftvolles Schlagzeug und hartes Riffing. Dem steht der angenehme, teils mehrstimmige Gesang gegenüber. Auch verbinden Phyria Alternative Rock mit Pop, Hard- und Progressive Rock zu einer sehr ansprechenden Melange. Hier klingen sie wie eine auf Hardrock gezogene Version von Coldplay & Co.

In „Speak“ kommen weitere Klänge hinzu, die einen leichten Folktouch besitzen. Diese werden wiederum mit Hardrock- bzw. Metalriffs durch den Wolf gedreht. In den Strophen gehen die Vier dann aber ein bisschen sanfter zu Werke. Stimmlich und von der Melodie erinnern mich die Jungs hier an Bands der Marke Anathema (aktueller Stil gewürzt mit einer härteren Gangart). Das steht der Band richtig gut zu Gesicht.

Flirrende Gitarren bestimmen dann in „Mono:Chromatic“ das Bild. Dieser Song schraubt die Riffgewitter zurück und bewegt sich eher in ruhigeren, aber nicht weniger druckvollen Gefilden. Erst im Mittelteil kommen die harten Riffs wieder ans Tageslicht und man kann sich im Refrain vorstellen, wie das bei einem Konzert abgeht. „Circles“ ist ein atmosphärischer Song, „Town“ lässt wieder eine Spur Anathema mit einfließen, während „Narrow Lines“ in einigen Passagen an die norddeutsche Band Sylvan denken lässt.

Phyria haben eine intensive und mitreißende Mischung aus Alternative-, Hard-, Progressive Rock und Pop auf ihrem neuen Album „The Colors Among Us“ verschmolzen. Das Ergebnis kann sich wahrlich hören lassen. Ein klasse Album von einer Band, von der man hoffentlich in Zukunft noch mehr hören wird.

Stephan Schelle, Februar 2017

   

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