Phil Shoenfelt
– Cassandra Lied Der britische Sänger/Gitarrist/Songwriter/Produzent Phil Shoenfelt, der heute in Prag lebt, gründete 1981 in New York die Post-Punk-Band Khmer Rouge, die regelmäßig im legendären CBGB’s auftrat, sowie als Tour-Support spielte - in den USA für Künstler und Bands wie The Clash, Alan Vega, Nico, Billy Idol und The Gun Club, und in England Mitte der 1980er für The Fall. |
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Am
10.01.2020 erscheint das neueste Werk des britischen Künstlers unter dem
Titel „Cassandra Lied“. Enthalten sind 14 Songs sowie als Bonustrack
eine Coverversion von David Bowie’s „The Man Who Sold The World“.
Neben dem Gesang hat Phil auch die meisten Gitarren-, Bass- und
Keyboardparts eingespielt. Darüber hinaus haben aber auch zahlreiche
weitere Musiker an der Produktion mitgewirkt. Phils
neues Soloalbum Cassandra Lied wurde zwischen August 2018 und November
2019 in Prag aufgenommen. An diesem Projekt beteiligten sich mehrere
namhafte Musiker, darunter Co-Produzent und Bandkollege Chris Hughes
(Drummer bei These Immortal Souls, Mick Harvey, Hugo Race, Alexander
Hacke) und Lapsteel-Gitarrist Kristof Hahn von Swans. Cassandra
Lied ist eine einschneidende Abkehr von Phils früheren Werken und hat
eine lyrische Tiefe, die mit der von Rockpoeten wie Leonard Cohen, Lou
Reed, Patti Smith und Nick Cave vergleichbar ist. Dabei steht die Musik
selbst dem vielschichtigen und atmosphärischen Ansatz von Künstlern wie
Brian Eno, David Bowie und Tony Visconti näher als dem der traditionellen
Rockmusik. Weitere Einflüsse auf diesem Album sind Post-Punk-Bands wie
Joy Division aber auch Krautrock-Bands wie Neu und La Düsseldorf. Das
Album bietet eine große Bandbreite an musikalischen Stilen. So finden
sich Einflüsse von 1950er Rockabilly, Folk, Rock, Punk und Psychedelia,
Post-Punk, Indie und Progressive-Electronic in den einzelnen Songs wieder.
Aus diesem Grund lässt sich das Album auch keinem bestimmten Stil oder
einer Musikrichtung zuordnen. Auch
thematisch lässt sich das Album nicht eindeutig in eine Schublade
einordnen. Mit mehrdeutigen Texten, weit entfernt vom Standard-Pop, wird
hier nichts endgültig festgelegt oder öffentlich beurteilt; auch ein
Song wie „Just A Man“ kann in vielerlei Hinsichten - von „Also
sprach Zarathustra“ und dem Tibetanischen Totenbuch bis hin zu #MeToo
und Black Mirror - interpretiert werden. Selbst der Titel „Cassandra
Lied“ steckt voller Doppeldeutigkeit und lässt Raum für eine Vielzahl
von Interpretationen. Leicht
krautig beginnt das Album im Song „Ghost Song“ mit Gitarren und
Schlagwerk, die an Neu! & Co. erinnern. Darauf setzt Phil dann seinen
Gesang, der einen Hauch von sanftem Billy Idol bei mir wachruft. Diese
Kombination passt aber erstaunlich gut. Auch die zeitlupenartige
Instrumentierung und der stoische Schlagzeugrhythmus in „I Hate Myself
Today“ passen in die Krautrockphase und besitzen auch ein gewisses
Bowie-Flair. Der
nächste Song „Shadowland“ ist dann mehr im poppigen Punk verortet und
besitzt eine eingängige Melodieführung. Das Saxophon gibt dem Track noch
einmal eine besondere Note. Leichten Psychedelia, Rock und US-Folk
vermischt Phil dann in „Just A Man“, das auch durchaus ins Umfeld von
Bands wie The Electric Family passen würde. Treibenden
Punkrock bietet dann „Resurrection Day“, während „Fly Away“ sich
als atmosphärische Ballade zeigt. Eine Spur Rockabilly mischt Phil dann
in den nächsten Song „Complicated“. Etwas kitschig kommt dann
allerdings „Cathy Says“ daher, das stellenweise wie eine
zeitlupenartige Version von Abba’s „Honey Honey“ wirkt. Diese
Beispiele zeigen die Vielseitigkeit des Albums. Der
Bowie-Song „The Man Who Sold The World“, der als Bonus ans Ende der CD
gestellt ist, bekommt durch Phil’s Gesang eine besondere Note, die aber
bei Weitem nicht an das Original heranreicht. Auch
wenn sich das Album sehr vielschichtig zeigt, was die musikalische
Ausrichtung betrifft, so ist es doch vor allem Phil’s Stimme, die das
Album zusammenhält. Ein insgesamt gelungenes Werk des britischen
Musikers. Stephan Schelle, Januar 2020 |
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