Phil Collins – Hello, I Must Be Going!
Phil Collins – Dance Into The Light
Warner Music Entertainment (1982 /2016)
Warner Music Entertainment (1996 /2016)
(21 Stücke, 98:34 Minuten Spielzeit)
(23 Stücke, 107:36
Minuten Spielzeit)

Es geht Schlag auf Schlag, denn gerade erst sind die ersten beiden Reissues von Phil Collins-Alben erschienen, da geht es kaum einen Monat später am 26.02.2016 auch schon in die zweite Runde der „Take A Look At Me Now“-Reihe. Wie schon bei den ersten beiden Alben „Vace Value“ und „Both Sides“, so werden „Hello, I Must Be Going!“, Collins zweites Album aus dem Jahr 1982 und „Dance Into The Light“, das sechstes Werk aus dem Jahr 1996, in einer Deluxe Edition als DoppelCDs im sechsseitigen Digipack, als Download mit umfangreichem Bonusmaterial sowie als 180g Vinyl mit dem Original-Tracklisting (ohne Bonus-Content) erhältlich sein. Mir lagen zur Besprechung die Deluxe Editions als DoppelCD vor.

Die Coverfotos der Originale wurden aktuell nachgestellt und zeigen Phil Collins anno 2015. Eine gelungene Idee die Veränderung des Künstlers zu zeigen. Das passt gut zu den Bonusstücken - hier wieder auf der jeweils zweiten CD -, die die Veränderungen von Klang und Dynamik aufzeigen sollen. Beide CDs enthalten darüber hinaus ein 16seitiges Booklet, das zu einem Poster ausgefaltet werden kann und Linernotes von Phil Collins selbst enthält.


Nach seinem großen Erfolg von „Vace Value“ legte Collins nur ein Jahr später mit dem Album „Hello, I Must Be Going!“ ein Werk vor, das zwar nicht ganz das Kaliber seines Debüts aufwies, sich aber trotz alledem auf dem zweiten Platz der britischen Albumcharts etablieren konnte. Einziger großer Hit des Albums war die Coverversion des Supremes-Hits „You Can’t Hurry Love“. Auch der Opener „I Don’t Care Anymore“ ist durch die Kombination von Schlagzeug, Keyboards und Collins Gesang auch heute noch unverzichtbar. Daneben finden sich von Genesis beeinflusste Songs wie „Like China“, „Do You Know, Do You Care?“ und streckenweise „Thu These Walls“ sowie Soul bestimmte Nummern mit Bläsersätzen wie „I Cannot Believe It’s True“ “, „I Don’t Matter To Me“  und natürlich der Klassiker „You Can’t Hurry Love“ auf dem Album.

Das Besondere an dieser Wiederveröffentlichung ist neben dem sehr gut remasterten Klang aber die BonusCD mit neun Live- sowie zwei Demoversionen. Vor allem die Liveaufnahmen zeigen, mit welchem Herzblut Collins an die Interpretation der Songs bei den Konzerten herangegangen ist. Sehr interessant ist „The West Side“, das hier aus den Rehearsals zu den Liveauftritten mitgeschnitten wurde. Diese siebeneinhalbminütige Version klingt wie von einer Bigband eingespielt und enthält eine jazzige Passage mit einem Drumsolo. Und auch die Demoversionen machen Spaß wie zum Beispiel „Oddball“, eine frühe Version von „Do You Know, Do You Care?“, die in dieser Phase noch ohne Text auskommt.

Das Jahr 1996 war von der Trennung seiner Band Genesis sowie von seiner zweiten Ehefrau Jill Tavelman geprägt. Collins wollte sich fortan mehr Zeit für sein Privatleben und seine Solokarriere nehmen. Das Ergebnis findet sich auf dem im selben Jahr veröffentlichten sechsten Soloalbum mit dem Titel „Dance Into The Light“. Das Album, das sehr stark im Pop verortet ist, glänzte mit dem Titelstück, das sich auch in den Charts platzierte. Obwohl er die Eheprobleme in den einzelnen Songs verarbeitete, war der Rest des Albums allerdings recht zahnlos und vom Collins-Wohlklang bestimmt. Der ganz große Erfolg blieb so aus, was auch sicherlich der Grund dafür ist, dass Collins sechs Jahre brauchte um den Nachfolger im Jahr 2002 nachzulegen. Vielleicht waren die Musikfans auch seinen Musikstil überdrüssig, der in den letzten Jahren stark den Sound von Genesis bestimmte.

Das Album ist sehr stark vom Soul, atmosphärischem Pop und dem Sound von Bands wie den Travelling Wilburys (z. B. in „Love Police“), Paul Simon (z. B. in „Wear My Hat“) etc. geprägt. Allerdings schaffte es Collins nicht wirklich nachhaltige Melodien zu schreiben, denn nach dem Hören bleibt außer dem Titelstück nicht viel im Ohr hängen. Daneben enthält das Album noch mit „The Times Are A-Changing“ ein Bob Dylan-Cover, das zu den Highlights des Albums zählt.

Auf der BonusCD befinden sich fünf Live- sowie zwei Demoversionen sowie drei Single-B-Seiten. Auch hier haben die Liveversionen mehr Power, als die Studiofassungen. Sehr gefällig kommt die B-Seite „Another Time“ rüber und auch die sehr zerbrechliche Ballade „It’s Over“ kann überzeugen. Beide Nummern hätten dem Album damals gut getan.

Wieder zwei sehr schöne Wiederveröffentlichungen von Phil Collins-Alben, von denen aus meiner Sicht „Hello, I Must Be Going!“ unverzichtbar ist. „Dance Into The Light“ gehört dagegen nicht zu Collins stärksten Alben. Die Wiederveröffentlichung wird daher eher die Fans des Musikers ansprechen.

Stephan Schelle, März 2016

   

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