Phil Collins – ... But Seriously
Phil Collins – The Essential Going Back
Atlantic Records /Warner Music Entertainment (1989 / 2016)
Atlantic Records /Warner Music Entertainment (2010 / 2016)

(25 Stücke, 128:37 Minuten Spielzeit 
30 Stücke, 101:52 Minuten Spielzeit)

Die große Take A Look At Me Now-Retrospektive von Phil Collins führte zu einer umfangreichen Wiederentdeckung seines außergewöhnlichen Back-Kataloges. Nicht nur, dass seine Alben nach Jahrzehnten wieder in den Charts zu finden waren, viele der bisher unveröffentlichten Songs ermöglichten es den Fans, ganz neue Aspekte an seiner Musik zu entdecken. So haben die erweiterten Albumformate zu einer erneuten Würdigung seines Werkes geführt.

Am 10.06.2016 kommen mit „... But Seriously“ und „The Essential Going Back“ die beiden letzten remasterten Studioalben von Phil Collins im Rahmen der „Take A Look At Me Now“-Reihe auf den Markt. Damit sind seine Alben Nummer 4 und Nummer 8 erneut als CD, 180 Gramm Vinyl (enthält nur das Originalalbum) oder digitalem Dowenload erhältlich. Mir lagen zur Besprechung wieder die Extended und Remastered Editionen in der DoppelCD-Variante vor.


Wie gehabt zeigen die Cover die von Phil Collins aktuell nachgestellten Fotos. Das Gesicht eines gereiften Menschen/Musikers blickt nun von den Album-Hüllen. Die CDs kommen in der gewohnten Form, also in einem sechsseitigen Digipack mit einem 16seitigen Booklet, das zu einem Poster ausgefaltet werden kann. Darin befinden sich alle Infos, Fotos und Linernotes von Phil selbst.

Während die jeweils erste CD die Originalalbumtracks aufweist, hat Phil auf der Bonusdisc wieder umfangreiches, bisher unveröffentlichtes Material zusammengestellt.

„... But Seriously“ erschien erstmals Ende 1989 und entwickelte sich zu Collins’ Bestseller. Allein in Großbritannien hielt sich das Album 15 Wochen auf Platz 1 der Album-Charts. Das Album bescherte Collins darüber hinaus einen Brit-Award in den Kategorien „Bester männlicher britischer Künstler“ und „Beste britische Single“ für seinen Erfolgssong „Another Day In Paradise“, bei dem er zusammen mit David Crosby singt. Aber auch in Deutschland und in den USA kletterte das Album an die Spitze der Charts. Weitere Hits des Albums waren „Something Happened On The Way To Heaven“, „Do You Remember?“ und „I Wish It Would Rain Down“. Bei letzterem Stück spielte Collins Freund Eric Clapton Gitarre. Der Song „Another Day In Paradise“ hat darüber hinaus ein ernstes Thema, handelt er doch von Obdachlosen. Jeder wird sich wohl noch an das bewegende Video dazu erinnern.

Die BonusCD enthält sechs Liveversionen, zwei Single B-Seiten und fünf Demoversionen. Vor allem die Liveversionen haben wieder mächtig Drive. Die beiden B-Seiten „Thats How I Feel“ und „You’ve Been In Love (That Little Bit To Long)“ ergänzen die Albumtracks gut. Das Demo von „Another Day In Paradise“ ist schon nah am Original, kommt aber etwas reduzierter und nicht so glatt poliert rüber. Die Bonusdisc enthält wieder schöne Versionen, die in der Tat zeigen, wie sich die Songs entwickelt haben. So hatte Collins beispielsweise bei den Demos noch nicht die Texte komplett fertig sondern singt streckenweise in Lautsprache.

Das letzte Studioalbum von Phil Collins, „Going Back“ erschien im Jahr 2010, acht Jahre nach seinem siebten Album „Testify“. Als Projekt, das ihm persönlich sehr am Herzen lag, interpretierte er auf „Going Back“ eine ganze Reihe von Motown- und Soul-Standards, die ihn in seinem Leben und seinem musikalischen Schaffen inspiriert hatten. Das Konzept des Albums, so sagte er damals, sei es „nicht gewesen, den bereits großartigen Songs etwas Neues zu geben, sondern zu versuchen, die Klänge und Gefühle wiederzugeben, die ich hatte, als ich sie zum ersten Mal gehört habe.“ Das Ziel wurde erreicht, nicht zuletzt durch die Mitarbeit der Special Guests, darunter die drei verbliebenen Mitglieder der Funk Brothers: Eddie Wills (Gitarre), Bob Babbitt (Bass) und Ray Monette (Gitarre).

Die Idee, alte Soul- und Motown-Songs zu interpretieren, hatte Erfolg, denn das Album kletterte in Großbritannien auf Platz 1 und in Deutschland immerhin auf Platz 2. Der Zusatz „The Essential“ in der 2016’er Auflage von „Going Back“ bedeutet, das Collins nur 13 der auf dem Original enthaltenen 18 Songs platziert hat. So fehlen die Stücke „In My Lonely Room“, „Blame It On The Sun“, „Standing In The Shadows Of Love“, „Jimmy Mack“ und „Love Is Here And Now You’re Gone“, dafür gibt es noch den Song „To Many Fish In The Sea“.

Zum leicht reduzierten Tracklisting der remasterten Version erklärt Collins: „Ich entschied mich, dieser neuen Version von „Going Back“ den Titel „The Essential Going Back“ zu geben. In der Rückschau stellte ich fest, dass ich zu viel Musik auf der Original-Version zusammengebracht hatte. Aber ich denke, dass zu viel nicht immer gut ist, daher diese etwas zurechtgestutzte Version meiner Lieblings-Motown-Songs.“

So weit ist der Soul-/Motownstil ja nicht von Collins Solostücken entfernt und daher macht er auch bei der Interpretation der Klassiker eine gute Figur. Ein Song wie „Papa Was A Rolling Stone“ macht auch in Collins Version, die nicht weit vom Original entfernt ist, richtig Spaß. Ist halt ein klasse Song.

Auf der BonusCD finden sich dann neben einem Intro noch 15 Songs aus dem Album in Liveversionen, die bisher nicht auf CD erhältlich waren. Die Songs gewinnen hier noch einmal an Dynamik. Im Vergleich zur Studioversion ist beispielsweise der Song „Papa Was A Rolling Stone“ in der Livefassung noch mal um Längen spannender geraten.

Zum Ende der Veröffentlichungsreihe von Phil Collins-Studioalben kommen am 10.06.2016 noch einmal zwei richtige Knaller heraus. Für den guten Klang der remasterten Version war wieder Nick Davis verantwortlich, der mit seiner Arbeit am Box-Set „Genesis 1970-1975“ bereits eine Grammy-Nominierung einheimsen konnte. Beide Alben sind sehr zu empfehlen.

Stephan Schelle, Juni 2016

   

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