Phil Collins
– ... But Seriously
Die
große Take A Look At Me Now-Retrospektive von Phil Collins führte zu einer
umfangreichen Wiederentdeckung seines außergewöhnlichen Back-Kataloges.
Nicht nur, dass seine Alben nach Jahrzehnten wieder in den Charts zu finden
waren, viele der bisher unveröffentlichten Songs ermöglichten es den Fans,
ganz neue Aspekte an seiner Musik zu entdecken. So haben die erweiterten
Albumformate zu einer erneuten Würdigung seines Werkes geführt. Am 10.06.2016 kommen mit „... But Seriously“ und „The Essential Going Back“ die beiden letzten remasterten Studioalben von Phil Collins im Rahmen der „Take A Look At Me Now“-Reihe auf den Markt. Damit sind seine Alben Nummer 4 und Nummer 8 erneut als CD, 180 Gramm Vinyl (enthält nur das Originalalbum) oder digitalem Dowenload erhältlich. Mir lagen zur Besprechung wieder die Extended und Remastered Editionen in der DoppelCD-Variante vor. |
||||
Während
die jeweils erste CD die Originalalbumtracks aufweist, hat Phil auf der
Bonusdisc wieder umfangreiches, bisher unveröffentlichtes Material
zusammengestellt. „...
But Seriously“ erschien erstmals Ende 1989 und entwickelte sich zu
Collins’ Bestseller. Allein in Großbritannien hielt sich das Album 15
Wochen auf Platz 1 der Album-Charts. Das Album bescherte Collins darüber
hinaus einen Brit-Award in den Kategorien „Bester männlicher britischer
Künstler“ und „Beste britische Single“ für seinen Erfolgssong
„Another Day In Paradise“, bei dem er zusammen mit David Crosby singt.
Aber auch in Deutschland und in den USA kletterte das Album an die Spitze
der Charts. Weitere Hits des Albums waren „Something Happened On
The Way To Heaven“, „Do You Remember?“ und „I Wish It Would Rain
Down“. Bei
letzterem Stück spielte Collins Freund Eric Clapton Gitarre. Der Song
„Another Day In Paradise“ hat darüber hinaus ein ernstes Thema,
handelt er doch von Obdachlosen. Jeder wird sich wohl noch an das
bewegende Video dazu erinnern. Die
BonusCD enthält sechs Liveversionen, zwei Single B-Seiten und fünf
Demoversionen. Vor allem die Liveversionen haben wieder mächtig Drive. Die
beiden B-Seiten „Thats How I Feel“ und „You’ve Been In Love (That
Little Bit To Long)“ ergänzen die Albumtracks gut. Das
Demo von „Another Day In Paradise“ ist schon nah am Original, kommt
aber etwas reduzierter und nicht so glatt poliert rüber. Die Bonusdisc
enthält wieder schöne Versionen, die in der Tat zeigen, wie sich die
Songs entwickelt haben. So hatte Collins beispielsweise bei den Demos noch
nicht die Texte komplett fertig sondern singt streckenweise in
Lautsprache. Das
letzte Studioalbum von Phil Collins, „Going Back“ erschien im Jahr
2010, acht Jahre nach seinem siebten Album „Testify“. Als
Projekt, das ihm persönlich sehr am Herzen lag, interpretierte er auf
„Going Back“ eine ganze Reihe von Motown- und Soul-Standards, die ihn
in seinem Leben und seinem musikalischen Schaffen inspiriert hatten. Das
Konzept des Albums, so sagte er damals, sei es „nicht gewesen, den
bereits großartigen Songs etwas Neues zu geben, sondern zu versuchen, die
Klänge und Gefühle wiederzugeben, die ich hatte, als ich sie zum ersten
Mal gehört habe.“ Das Ziel wurde erreicht, nicht zuletzt durch die
Mitarbeit der Special Guests, darunter die drei verbliebenen Mitglieder
der Funk Brothers: Eddie Wills (Gitarre), Bob Babbitt (Bass) und Ray
Monette (Gitarre). Die
Idee, alte Soul- und Motown-Songs zu interpretieren, hatte Erfolg, denn
das Album kletterte in Großbritannien auf Platz 1 und in Deutschland
immerhin auf Platz 2. Der Zusatz „The Essential“ in der 2016’er
Auflage von „Going Back“ bedeutet, das Collins nur 13 der auf dem
Original enthaltenen 18 Songs platziert hat. So fehlen die Stücke „In My Lonely Room“, „Blame
It On The Sun“, „Standing In The Shadows Of Love“, „Jimmy Mack“
und „Love Is Here And Now You’re Gone“, dafür gibt es noch den Song
„To Many Fish In The Sea“. Zum
leicht reduzierten Tracklisting der remasterten Version erklärt Collins:
„Ich entschied mich, dieser neuen Version von „Going Back“ den Titel
„The Essential Going Back“ zu geben. In der Rückschau stellte ich
fest, dass ich zu viel Musik auf der Original-Version zusammengebracht
hatte. Aber ich denke, dass zu viel nicht immer gut ist, daher diese etwas
zurechtgestutzte Version meiner Lieblings-Motown-Songs.“ So
weit ist der Soul-/Motownstil ja nicht von Collins Solostücken entfernt
und daher macht er auch bei der Interpretation der Klassiker eine gute
Figur. Ein Song wie „Papa Was A Rolling Stone“ macht auch in Collins
Version, die nicht weit vom Original entfernt ist, richtig Spaß. Ist halt
ein klasse Song. Auf
der BonusCD finden sich dann neben einem Intro noch 15 Songs aus dem Album
in Liveversionen, die bisher nicht auf CD erhältlich waren. Die Songs
gewinnen hier noch einmal an Dynamik. Im Vergleich zur Studioversion ist
beispielsweise der Song „Papa Was A Rolling Stone“ in der Livefassung
noch mal um Längen spannender geraten. Zum
Ende der Veröffentlichungsreihe von Phil Collins-Studioalben kommen am
10.06.2016 noch einmal zwei richtige Knaller heraus. Für den guten Klang
der remasterten Version war wieder Nick Davis verantwortlich, der mit
seiner Arbeit am Box-Set „Genesis 1970-1975“ bereits eine
Grammy-Nominierung einheimsen konnte. Beide Alben sind sehr zu empfehlen. Stephan Schelle, Juni 2016 |
||||