Pavlov’s Dog – Has Anyone Here Seen Sigfried?

Pavlov’s Dog – Has Anyone Here Seen Sigfried?
Rockville Music / Soulfood Music (2014)
(19 Stücke, 72:54 Minuten Spielzeit)

Die amerikanische Band Pavlov’s Dog legte gleich mit ihrem Debütalbum „Pampered Menial“ ein phänomenales Werk hin, das gleich bei Fans und Kritikern einschlug. Mit Stücken wie „Julia“ und „Song Dance“, die zu Klassikern der Band wurden, war die Spitze des Rock-Olymp nicht weit. Das lag unter anderem auch an der markanten und unglaublichen Stimme von David Surkamp. Allerdings schieden sich an ihr auch die Geister, denn entweder man mochte sie, oder man hasste die Stimme.


Nach einem rasanten Aufstieg, ist der Fall meist nicht weit und so kriselte es auch bei Pavlov’s Dog schon bei den Aufnahmen zum zweiten Album „At The Sound Of The Bell“. Der Violinist Sigfried Carver hatte die Band bereits verlassen und war spurlos verschwunden. 1977 löste sich daraufhin die Band noch während der Aufnahmen zum dritten Album auf.

Da die Geschichte des Albums so einzigartig ist, hier erst einmal die Vorgeschichte aus dem Pressetext: Frustriert setzten sich David Surkamp und Douglas Rayburn mit den unfertigen Bändern von St. Louis nach New York ab, wo sie die Aufnahmen mit Unterstützung von Elliot Randall und Jeff Baxter von Steely Dan zu Ende brachten. Columbia Records aber verweigerte angesichts des Splits die Veröffentlichung. Die Musiker bekamen eine Kopie als Kassette in drittklassiger Soundqualität. Die originalen Masterbänder verschwanden spurlos. 36 Jahre lang dachte man sie seien verloren.

In den 80ern fertigte ein Beteiligter von seiner Kassettenkopie eine Kleinstauflage in Vinyl (die unter Sammlern begehrte LP „St. Louis Hounds“; Pavlov’s Dog traute er sich nicht zu verwenden). Von dieser LP wiederum fertigten dubiose Labels Bootlegs, betitelt z. B. „Third“, „St. Louis Hounds“ oder „Great Lost Third“. Notgedrungen veröffentlichten die 2004 reformierten Pavlov’s Dog über Rockville Music 2007 erstmals eine legale Version des Albums unter dem Arbeitstitel „Has Anyone Here Seen Sigfried?“ (in Anlehnung an den spurlos verschwundenen Violinisten Carver). Mangels der Originalbänder litt zwar auch diese Veröffentlichung unter zweifelhafter Soundqualität, konnte dafür aber mit 10 Bonustracks entschädigen. Damit hätte diese Geschichte zu Ende sein können, wenn ...

... nicht 2013 die längst verloren geglaubten original Masterbänder wiederentdeckt worden wären. Nach aufwendiger Restauration präsentieren sich die Bänder in hervorragender Soundqualität. Der Unterschied zu den bisherigen, allesamt aus Kopien der Kassettenkopien von 1977 (!) hervorgegangenen Versionen ist unglaublich. Endlich - nach 36 Jahren - können die Fans das Album so hören, wie es damals entstanden ist.

Die am 14.03.2014 erscheinende Wiederveröffentlichung des Albums, das  eigentlich schon 1977 erscheinen sollte, erfolgt mit dem ursprünglich angedachten Cover, auf dem Sherlock Holmes und Dr. Watson nach Sigfried suchen. Die Qualität des Sounds der Originalstücke ist wirklich hervorragend gelungen.

Geboten wird straighter Rock mit Westcoast-Einschlag, der stark von David Surkamp’s Stimme, die ähnlich der von Rush’s Sänger Geddy Lee klingt, beeinflusst wird.

Als Bonustitel hat die Band nicht etwa auf die 10 Stücke der 2007’er Version zurückgegriffen sondern vielmehr neun weitere, bisher unveröffentlichte Stücke auf den Silberling gepackt. Darunter befinden sich das Stück „Sto Short“ aus dem Jahr 1977 sowie sechs Liveaufnahmen aus den Jahren 2011 und 2012. Das macht diese Edition auch für diejenigen Interessant, die sich nicht wegen des verbesserten Sounds das Album erneut zulegen würden.

Neben den Songtexten hat David Surkamp die Geschichte des Albums in Form von Linernotes verfasst, die im achtseitigen Booklet zu finden sind

Es ist schön, dass die Bänder wieder aufgetaucht sind und nun endlich die Stücke in transparentem Sound gehört werden können. Ein tolles Album, das so in einer würdigen Version remastert wurde.

Stephan Schelle, Januar 2014

   

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