Panzerballett
– X-Mas Death Jazz Was hat es zu bedeuten, wenn die Münchner Jazz-Metal-Band Panzerballett ein Album auf den Markt schmeißt, das den Namen „X-Mas Death Jazz“ trägt in dem sie auch noch bekannte Weihnachtssongs präsentieren? Wie es im Pressetext steht lässt sich das Album mit „Hurra, entweihnachtetes Weihnachten!“ zusammenfassen. Genau, sie krempeln mal eben das christliche Weihnachtsfest auf links und sorgen dafür, dass die süßliche Festtagsstimmung ein ganz neues Gesicht bekommt. |
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Die
Münchner haben sich so bekannte Songs wie „White Christmas“,
„Kling, Glöckchen“, „Little Drummer Boy“, Wham‘s „Last
Christmas“, „Rudolph, The Red-Nosed Reindeer“, „Jingle Bells“
oder „Let It Snow“ vorgenommen. Die Stücke wurden von ihnen teilweise
bis zur Unkenntlichkeit zerlegt, so dass nur Fragmentweise die
Originalmelodien zum Vorschein kommen. Wer
von der alljährlichen Dauerberieselung mit dem Song „Last Christmas“
genervt ist, der findet in der Version von Panzerballett ganz neue
Facetten, die mit dem schmalzigen Original nichts zu tun haben. Schon der
Anfang klingt durch das Saxophon ungewöhnlich und der Schlagzeugrhythmus
mit seinen a-typischen Mustern sorgt ebenfalls dafür, dass man sich in
einem ganz anderen Metier bewegt. Diese Instrumentalfassung ist wild und
ungestüm und alles andere als weihnachtlich und genau das hatten
Panzerballett auch geplant. „White
Christmas“, mit dem das Album beginnt wird zunächst von mehrstimmigem
Gesang und harten Riffs sowie Schlagzeugrhythmen bestimmt. Der Text wird
dann aber zur Originalmelodie gesungen, was im krassen Gegensatz zu den
disharmonischen Instrumenten steht. Aber genau das macht den Reiz der
Produktion aus. Wer die Musik von Panzerballett kennt, der weiß genau was
ihn hier erwartet. In ihren jazzigen Monstertracks kombinieren sie eine
technische Wucht mit einer warmen Luftigkeit. Das findet sich schon im Eröffnungstrack
„White Christmas“. „Kling,
Glöckchen“ wirkt am Anfang als würde eine Metalspeedband diesen Song
spielen. Wenn dann das Saxophon einsetzt, wird es aber sehr jazzig, in dem
das Motiv des Originals aufgenommen und in eine andere Phrasierung und
Rhythmik umgewandelt wird. Wenn
die E-Gitarre „Little Drummer Boy“ zu Beginn des Stückes aufnimmt,
dann wirkt es noch wie das Original. Doch immer wieder aufkommende heftige
Einschübe transportieren den Track dann in eine andere Richtung, die
manchmal verstörend (z. B. beim Gesang), aber auch irgendwie faszinierend
wirkt. Es
ist ein außergewöhnliches Projekt der Münchner Jazz-Metal-Band
Panzerballett sich am musikalischen Weihnachtsgut zu vergreifen. Was zunächst
verstörend wirkt, zeigt aber nach mehrfachem Hören, das die Band schon
mit viel Respekt an die Originale gegangen ist, sie allerdings in ihren
ganz eigenen Musikkosmos gebeamt haben. Herausgekommen ist eine
faszinierende Melange aus bekannten Melodien und vertrackten, manchmal
brachialen Passagen, denen man sich zunächst hingeben muss. Dann aber
entwickelt die Musik - wie bei Panzerballett üblich - eine große
Faszination. Stephan Schelle, Oktober 2017 |
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