OAK - The Quiet Rebellion Of Compromise
Karisma Records / Plastic Head Distribution (2022)
(7 Stücke, 49:32 Minuten Spielzeit)

OAK ist eine norwegische Progressive-Pop/Rock-Band, die ursprünglich aus einem Folk-Rock-Duo hervorgegangen ist. Die Kernbesetzung der Band besteht aus Simen Valldal Johannessen (Gesang, Piano, Keyboards), Øystein Sootholtet (Bass, E- und Akustikgitarre, Keybords, Programmierung), Sigbjørn Reiakvam (Schlagzeug, Programmierung, Keyboards, Gitarre) und Stephan Hvinden (Gitarren). Darüber hinaus wirkten noch als Gastmusiker Ole Michael Bjørndal (Gitarren) und Steinar Refdal (Saxophon) mit.


Die vier Mitglieder haben einen vielseitigen Hintergrund, der von klassischem Klavier bis hin zu Electronica, Prog- und Hardrock reicht, mit Bezügen zur alternativen Szene sowie zu progressivem Rock - etwas, das sich zu einem hervorragenden und einzigartigen Sound zusammengefügt hat. Am 11.11.2022 erscheint ihr mittlerweile drittes Album mit dem Titel „The Quiet Rebellion Of Compromise”.

Musikalisch ist „The Quiet Rebellion Of Compromise” das bisher dynamischste Oak-Album, bei dem eine breite Palette von Einflüssen durchscheint. Wir befinden uns immer noch auf sehr vertrautem Oak-Terrain, aber mit schärferen Kanten und einigen überraschenden Wendungen. Nach ihrem letzten Album „False Memory Archive” wollte die Band zur Abwechslung mal kürzere Songs schreiben - und landete bei ihren bisher längsten Liedern. Wie auf ihren anderen Alben gibt es auch hier subtile Andeutungen auf vergangene und zukünftige Songs im Oak-Universum.

Für das neue Album, das in einem vierseitigen Digipak erscheint und ein achtseitiges Booklet enthält, entschied sich die Band, über ein wichtiges und heikles Thema zu schreiben - Selbstmord und psychische Gesundheit im Allgemeinen. Musik als Kunstform kann sehr offen für Interpretationen sein, und um sicher zu gehen, dass die Botschaft ankommt, haben sie erfahrene Gelehrte zu diesem Thema um Rat gebeten.

Das Album beginnt mit dem fast sechsminütigen „Highest Tower, Deepest Well“. Elektronische Klänge, sanfte Percussion und ein Pianomotiv leiten in dieses Stück ein. Nach etwa einer Minute kommen dann fette Gitarren auf und vermischen sich mit den atmosphärischen Klängen. Sobald der Gesang einsetzt kommt eine gewisse Nähe zu Bands der Marke Anathema und den melodischen Porcupine Tree auf. Sehr melodisch präsentieren sie sich in einer Mischung aus Art- und Progressiverock mit leichten Metalanklängen.

Sehr melodisch mit herrlichen Gitarren, akzentuierten Drums und sanftem Gesang kommt dann das 4:51minütige „Quiet Rebellion“ an zweiter Position. Im Mittelteil haben sie dann ein besinnliches Pianosolo eingebaut. Rhythmische, elektronische Grooves und ein markanter Bass plus Schlagzeug starten dann in das 5:37minütige „Dreamless Sleep“. Die Band baut hier eine ganz besondere Atmosphäre auf und setzt mit Saxophon von Steinar Refdal einen weiteren Akzent. Auch wenn es wieder an sanftere Porcupine Tree erinnert, besitzt der Song doch eine eigene Handschrift.

Auf fast sechs Minuten bringt es „Sunday 8 am“, das mit einem ruhigen und nachdenklichen Pianopart beginnt. Das wirkt auch durch die Art des Schlagzeugspiels, den Gesang und die eingestreuten Keyboardsounds wie ein Trauermarsch. Der Song passt perfekt zum Thema des Albums.

„Demagogue Communion“ ist ein 6:16minütiger Track, der streckenweise druckvoller ausgearbeitet ist, was vor allem an der Rhythmusgitarre und dem Schlagwerk liegt. Ein markanter Bass übernimmt nach wenigen Momenten und der Gesang setzt ein. Hier kommen dann auch leicht poppige Elemente mit in den Sound.

Mit 13:52 Minuten ist „Paperwings“ der Longtrack des Albums. Dröhnende elektronische Sounds sorgen zunächst für eine eigentümliche Stimmung auf die dann Simen Valldal Johannessen seinen Gesang setzt. Dabei variiert er seine Stimme im Vergleich zu den anderen Songs, sodass diese eigentümliche Stimmung noch unterstützt wird. Erst nach mehr als zwei Minuten führt er seine Stimme in seinen „normal Charakter” zurück. Wie es sich für einen guten Longtrack gehört variieret die Band auch in diesem Stück Melodieführung, Rhythmik und Strukturen und spielt mit der Dynamik. Den Abschluss des Albums stellt das siebenminütige „Guest Of Honour” dar, dessen Melodie sich im Ohr festsetzt.

Im Sommer 2019 traten OAK beim Night Of The Prog auf und zeigten, dass sie durch ihren Stil die Szene bereichern und das beweisen sie auch mit ihrem neuen Album „The Quiet Rebellion Of Compromise“. Ein klasse Album, das noch einige Durchläufe in meinem Player zu absolvieren hat.

Stephan Schelle, November 2022

   

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