Novalis - Konzerte
 

Novalis - Konzerte
revisitedrec / spv (1977 / 2008)
(10 Stücke, 78:55 Minuten Spielzeit)

Die nach dem deutschen Dichter und Frühromantiker Friedrich Freiherr von Hardenberg (brachte unter dem Pseudonym Novalis seine Texte heraus) benannte deutsche Rockformation Novalis gehörte in den 70’er Jahren zu den Aushängeschildern der deutschen Rockmusik. Vor allem durch ihre symphonische Musik, verknüpft mit Texten deutscher Lyrik, waren sie bekannt und beliebt. Nach drei Studioalben stand im Jahr 1977 das erste Livealbum an, das den Titel „Konzerte“ trägt. Dieses Album, das im Herbst 2008 in einer remasterten Form neu aufgelegt wird und in neuem Glanz erscheint, gehört mit zu den wichtigsten Livealben der Krautrockära.


Nach „Novalis“ und „Vielleicht bist du ein Clown“ ist „Konzerte“ die dritte Wiederveröffentlichung von Novalis auf dem revisitedrec/spv-Label. Für dass Mastering konnte kein Geringerer als Eroc gewonnen werden, der wieder Mal das Beste aus dem Material herausgeholt hat.

Hatten sich auf ihrem dritten Album „Sommerabend“, das sich mehr als 100.000 Mal verkaufte, noch Detlef Job und Heino Schünzel den Gesang geteilt, stieß 1976 der Österreicher Fred Mühlböck zur Gruppe, der fortan den Leadgesang übernehmen sollte. Er hatte sich bis dato nicht als Sänger (höchstens im Background), sondern mehr als Gitarist in diversen Bands betätigt. Fred als Sänger zu engagieren, entpuppte sich aber für Novalis als Glücksgriff, denn er verlieh den Songs mit seiner markanten Stimme noch mehr Charakter. Das Ergebnis konnte man auf den ersten Konzerten und dem Album „Konzerte“, dessen Material auf einer Tour zwischen Januar und April 1977 mitgeschnitten wurde, hören.

Die remasterte Version enthält das komplette Material des 1977 erschienenen Originalalbums. Beginnend mit einer Intro-Einspielung von Ravel’s „Bolero“, mit dem die Konzerte damals begannen, über das Instrumental „Dronsz“ bis hin zu „Es färbte sich die Wiese grün“, „Wer Schmetterlinge lachen hört“, „Wunderschätze“ und „Sommerabend“ waren alle bis dato wichtigen Stücke der Band auf dem Album enthalten. Eroc hat bei seinem Mastering die Wärme des Originals beibehalten und dennoch die Transparenz erhöht. Beim Hören glaubt man direkt auf der Bühne neben den Musikern zu stehen.

Darüber hinaus hat man als Bonus mit „Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren“, „Astralis“ und „Irgendwo, irgendwann“ noch drei weitere Livetitel auf die CD gebannt, die im Dezember 1978 aufgenommen wurden und vom 77’er Studioalbum „Brandung“ stammen. Das vierseitige Digipack wird mit einem achtseitigen Booklet ausgeliefert, das sehr interessante Linernotes aufweist, aber keine neuen Fotos zeigt. Unverständlich ist mir allerdings, das im Innenteil des Digipacks die verfremdeten Bilder von Mühlböck, Job, Rahn und Biereichel prangen, die aus dem 82’er Album „Neumond“ entnommen wurden (die Band agierte da als Quartett) und auf denen Heino Schünzel fehlt. Das ist aber auch das einzige Manko der wirklich hervorragenden Produktion, wenn man denn ein Haar in der Suppe finden will.

Mit der remasterten Version hat eines der wichtigsten Livealben der Krautrockgeschichte, das in der gleichen Liga wie Grobschnitt’s „Solar Music live“ oder Birth Control’s „Live“ zu finden ist, sein würdiges Gewand erhalten. In dieser Version ist das Album unverzichtbar, enthält es schließlich neben dem außerordentlich guten Klang auch noch als Bonus Livemitschnitte von Stücken, die bisher in der Form nicht erhältlich waren.

Stephan Schelle, November 2008

   

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