Nits - La Nuits
 

Nits - Les Nuits
Sony/BMG France (2005)
(11 Stücke)

Die holländischen Nits (bis Anfang der 90er Jahre „The Nits“) dürften dem einem oder anderem noch mit Ihrem skurrilen Welthit „In The Dutch Mountains“ bekannt sein, der noch heute auf kaum einem 80er Jahre Sampler fehlt und sogar im Lokalfunk gespielt wurde. Der stammte vom 1987er gleichnamigen Werk, das „Live im Studio“ eingespielt, und eigentlich alles andere als Chartskompatibel war. Es folgte noch ein kleinerer Hit mit „J.O.S. Day“ vom selben Album, danach verschwanden die Nits aus der öffentlichen Wahrnehmung (nur in Holland charten sie regelmäßig.)


Somit werden sie als One Hit Wonder angesehen, was aber totaler Nonsens ist, denn sie gibt es bereits seit 1974 und haben bis heute eine Vielzahl von sehr unterschiedlichen, aber doch immer als Nits identifizierbare, Platten veröffentlicht.

Nach dem eher Jazz beeinflusstem „Wool“ aus 2001 folgte dann letztes Jahr mit „1974“ ein fast typisches Nits Popalbum, wenn auch sehr elektronisch. Danach viel die Band mal wieder auseinander um sich neu um die ewigen Mitglieder Robert Jan Stipps (Gesang, Klavier, Giitarre) und Rob Kloet (Perkussionen) zu formieren. Neu hinzu kam diesmal mit Robert Jan Stips (Keyboards) ein verlorener Sohn, der die Nits von Mitte der 80er bis Ende der 90er bereits entscheidend mitprägte.

Mit „Les Nuits“ folgt dann auch recht zügig nach nur einem Jahr das neue Werk. Und diesmal geht es wieder sehr ruhig, dunkel und gefühlvoll zu. Das eröffnende Titelstück besteht aus dunklen Akustikgitarren-Akkorden, ein langsames Postrockschlagwerk, leicht angejazzt, schwirrende Keyboardsounds umspielen den traurigen, von einer Frauenstimme unterstützten Gesang. So wird man direkt in das Album hineingezogen und erreicht sofort einen wohlig sentimentalen Zustand um in der bittersüßen Melodie zu zergehen.

„The Rising Sun“ nimmt den Faden etwas schneller auf, Schlagzeug und Gitarre klingen beschwingter, aber nach wie vor Sehnsüchtig, was durch das erneut schwebende Keyboard untermalt wird. Hier kommt das allen Nits-Songs zu Grunde liegende Gespür für packende Melodien besonders hervor. Der erneut zweistimmige Gesang gibt dem ganzen die fehlende Note. Die Stimmung geht mit „The Eifeltower“ wieder zurück. Eine kristallklare Akustikgitarre wirft Tupfer über dunkle Keyboardsounds und die erzählerische Stimme bringt einen ernsten Unterton. Synthetische Streicher geben dann die benötigte Sehnsuchtsnote, das große Gefühl. Hier werde ich an Meisterwerke wie „Two Skaters“ vom „Dutch Mountain“ Album erinnert. Ein sehr zerbrechlicher Song, der durch den großen Pathos des Refrains zusammengehalten wird.

Mit unpassend übermütig wirkenden Drums startet „Red Dog“, was mit den dann eingesetzten, nach Rumpelkapellen klingenden Bläsern noch verstärkt wird. Dies ist der typische Nits Aussetzer pro Platte, der sicherlich auch seine Momente hat, bei dem man sich aber fragt, ob es wirklich ernst gemeint ist. Das folgende „The Long Song“ mach gleich wieder eine Kehrtwendung, traurige Keyboardtöne und ein kaum hörbares Schlagzeug verhallen, bis die Stimme, diesmal von Stips, einsetzt. Langsam zieht sich die bittersüße Mischung zum Refrain, in dem wieder mit unterstützender Frauenstimme geschmachtet wird. Kaum hörbar stimmt dann eine Gitarre mit ein, bevor wieder diese großen Keyboardmelodien aufgefahren werden, die dann von Streichern verziert, traumhaft schön werden.

Das wieder schnellere „The Launderete“ hat treibende Perkussionen, unwirkliche Gitarren und schräge Keyboards, bis es im Nichts verhallt und nur eine zarte Akustik Gitarre verbleibt. Der dann einsetzende, hohe Gesang wird von schwebenden Keys ummalt. Langsam klopfendes Schlagzeug, Sounds und Stimme bilden eine unwirkliche Stimmung zwischen Melancholie und aufkommender Freude. „The Pizzeria“ besteht in erster Linie aus einer feinen Akustikgitarre und dem zweistimmigen Gesang, die zusammen eine traurige Melodie darbieten. Dann setzen psychedelisch anmutende, flirrende Keyboards ein, ganz kurz, um zurück zum Ursprung zu gehen. Danach folgt ein weiterer schnellerer Song, Gitarren, Bratsche und Bass treiben „The Key Shop“ voran. Im Unterton eigentlich auch düster, doch durch einen kräftigen Chorus und der für dieses Album untypischen Wucht der Klänge ist es ein überraschend kräftiger Song.

„The Wind-Up Bird“ ist dann so typisch Nits wie es nicht anders geht. Eine beschwingte akustische Gitarre, eine sehnsüchtige Keyboardnote und diese betörende Beatlesharmonien. Ich denke, wenn Paul Mac Cartney dem hier die Stimme leihen würde, gälte es als verschollenes Beatles Juwel. „The Hole“ dagegen ist dann wieder Verzweiflung pur. Aber eben bittersüße, die nicht kalt, sondern sehnsüchtig daher kommt. Verklärte Pianonoten, eine nachdenkliche Stimme, eine einsetzende Gitarre und langsam steigert sich alles in diesen Chorus hinein „There is a hole, there is a hole in my heart“. Wenn dann noch die elektronischen Perkussionssamples einsetzen ist die Szenerie perfekt. Der Bass pumpt langsam, die Geräusche verhallen, die Gitarre zurrt und das Piano verhallt in den sich immer weiter steigernden Song, bis er zusammenbricht und im Nichts verhallt. Das abschließende „The Milkman“ verabschiedet uns mit sanften Klängen von Keyboard und Schlagzeug mit verträumter Melodie aus diesem schönen Album.

Das tolle Album, verpackt in einen schönen dreiseitigem Digipack erscheint nun endlich auch in Deutschland, nachdem es bereits im September letzten Jahres in Holland und Frankreich erschienen ist. Vertrieben wird es von Sony und sollte so eigentlich nun leicht zu erstehen sein

Wolfgang Kabsch, 2006

   

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