Nine Below Zero – Live In Gifhorn
Sireena Records / Broken Silence Distribution (2016)

(21 Stücke, 98:06 Minuten Spielzeit)

Seit nunmehr fast vierzig Jahren begeistern Nine Below Zero mit ihrer Musik Blues-Enthusiasten auf der ganzen Welt. Nicht nur, aber auch deshalb hat die Band eine der treuesten und aktivsten Fangemeinden überhaupt. Während 1977 das Vereinigte Königreich dem Punk verfallen war, beschlossen Dennis Greaves (Gitarre) und Mark Feltham (Gesang, Mundharmonika) eine Bluesrockband zu gründen, was sich als Glücksfall für die Musiker und das Publikum erweisen sollte. 


Die stimmige Mischung aus Pubrock und Bluesrock begeisterte Publikum und Kritiker gleichermaßen. Gleich ihr erstes Album „Live At The Marquee“ schlug ein wie eine Bombe. Bereits auf diesem Album befinden sich Klassiker wie „Homework”, „Keep On Knocking” und „Ridin’ On The L&N”. In hohem Tempo ging es weiter. Auftritte mit The Who und Dr. Feelgood sind mindestens ebenso erinnerungswürdig wie die Alben der Band. In den 80ern nahmen die Künstler eine schöpferische Auszeit, um dann 1990 einen fulminanten Neustart hinzulegen.

Sireena Records veröffentlicht am 02.09.2016 einen Livemitschnitt, der während des Abschlusskonzertes ihrer „A to Z”-Tour am 14.04.2015 im Kulturbahnhof in Gifhorn aufgenommen wurde. Der Mitschnitt, der unter dem Titel „Live In Gifhorn” als DoppelCD erscheint beweist eindrucksvoll, das die Band nichts von ihrer Energie und Spielfreude eingebüßt hat.

Auf dem Programm des Livesets von Nine Below Zero, die an diesem Abend in der Besetzung Dennis Greaves (Gesang, Gitarre), Mark Feltham (Gesang, Mundharmonika), Benjamin Willis (Bass) und Mickey Burkey (Schlagzeug) auftraten, standen neben Eigenkompositionen auch einige Klassiker wie „Rockin’ Robin”, „On The Road Again”, „I’ve Got My Mojo Working” und „Albatros”.

Mit der tollen Bluesrocknummer „Mechanic Man” starteten sie in ihren Gig sehr eindrucksvoll. Der Mitschnitt ist sehr direkt und man hat das Gefühl mitten im Publikum zu stehen. Neben Bluesrock gab es auch Rock’N’Roll-Nummern wie „Rockin’ Robin”. Aber auch traditioneller Blues wie „Hard Going Up (Twice As Hard Going Down)” gehörten zum Repertoire der Band, die vom Publikum gefeiert wurde. Bluesrock mit einer Spur 80er Jahre Britrock kommt dann im Song „Johnny Weekend” auf. In den Song „Down In The Dirt” mischten die Jungs dann mal eben eine Sequenz aus dem berühmten „James Bond Theme”. Den Klassiker „On The Road Again” präsentierten sie in einer sehr erdigen Version, die sich nah am Original hielt.

Für die Freunde des klassischen Blues hatten sie dann eine Version des Muddy Waters-Klassikers „I’ve Got My Mojo Working” im Programm. Ein Titel der prädestiniert ist vom Publikum mitgesungen zu werden. Dass sie auch Downtemponummern können, zeigen sie dann in „Stormy Monday”. Leicht funky wird es dann in „It’s Never To Late”. In diesem zehnminütigen Stück haben dann alle Musiker die Chance zu einem ausufernden Solo. Aus dem Fleetwood Mac-Klassiker „Albatros”, den die Band allerdings nur gut eine Minute anspielt, machen sie eine Version, die jedem Western als Soundtrack zu einem Ritt in den Sonnenuntergang gerecht wird, was vor allem an der Mundharmonika liegt.

„Live In Gifhorn”, das eine neue Reihe beim deutschen Label Sireena unter dem Titel „On Stage In Concert” einläutet, ist ein sehr schönes Bluesrockalbum der Band Nine Below Zero, das die Atmosphäre dieses Clubkonzertes gut einfängt.

Stephan Schelle, September 2016

   

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