Nervenbeisser – Alles Gut
Echozone / BOB-Media (2019)

(6 Stücke, 33:21 Minuten Spielzeit)

Nervenbeisser ist eine Band im Umfeld der Neuen Deutschen Härte (NDH). Auf dem 2017’er Album „Zeitenwandel“ bewiesen sie schon, dass sie in der Lage sind, Brachialrock mit Industrialelementen perfekt zu vermischen und trotz alledem auch Melodien nicht zu vernachlässigen. Am 01.03.2019 erschien nun eine EP unter dem Titel „Alles Gut“. Darauf enthalten sind vier neue Songs mit Laufzeiten zwischen 4:52 und 7:27 Minuten Länge sowie zwei Remixe als Bonustracks.


Den Opener macht aber nicht etwa das Titelstück, sondern der 7:27minütige Longtrack „Liebesschmerz“. Zu Beginn des Stückes spricht eine weibliche Stimme darüber, wie man mit einer gescheiterten Liebesbeziehung umgehen kann. Hier wird dies aber damit ausgedrückt, sich Schmerzen zuzufügen, in dem sich im Arm geritzt wird. Dazu erklingen im Hintergrund düstere Industrialsounds. Sehr bedenklich ist der Text, denn er zeugt von einer Depression. Dann setzen brachiale Riffs ein und dann Olaf Seider’s Gesang ein. Schnell wird deutlich, dass sich Nervenbeisser an der Szenegröße Rammstein orientieren. Nach fünf Minuten Spielzeit wird es dann für gut anderthalb Minuten atmosphärischer und auch die Gitarren wechseln in einen Rock-Modus außerhalb der NDH. Hier hätte die Band aber besser daran getan, den Song auslaufen zu lassen um ihn kürzer zu halten.

Danach kommt dann das mit 5:40 Minuten Spielzeit lange Titelstück. Der Song ist OK, wird aber durch die ständige Wiederholung der Worte etwas eintönig. Auf der EP findet sich auch noch ein Remix von Das Ich, das den Song „Alles Gut“ elektronischer angelegt hat. Der Song geht hier aus meiner Sicht wesentlich besser ins Ohr, kann aber die Eintönigkeit durch die ständigen Wiederholungen nicht kaschieren.

Der dritte neue Song ist das 5:46minütige „Märchenland“. Mit elektronischen Sounds und einem treibenden Schlagzeug beginnt das Stück, um nach 46 Sekunden wieder in den Rammstein-Modus umzuschalten. Hier wechselt Olaf in den Textzeilen in eine andere Stimmlage die dann aber im weiteren Verlauf wieder in Growling übergeht. Mit dem 4:52minütigen „Probleme“ enden dann die neuen Stücke auf der EP. Hier zeigt sich noch deutlicher die Nähe zu Rammstein, denn der Track hätte sicherlich gut Platz auf einem ihrer Alben finden können. Wer Rammstein mag wird hiermit sicherlich das Highlight der EP finden.

Als zweiter Bonustrack findet sich ein Remix des Stückes „Verkehrte Welt“ auf der EP, der von Andy Haywire erstellt wurde. Dieser Song wartet wieder mit elektronischen Industrialklängen auf.

Wenn Nervenbeisser mit der EP einen Vorgeschmack auf ein zukünftiges Album geben wollten, wird deutlich, dass sie ihrem Stil treu geblieben sind. Fans der NDH sollten allerdings erstmal die Songs antesten.

Stephan Schelle, April 2019

   

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