Neronia – Blue Circles
 

Neronia – Blue Circles
Eigenvertrieb www.neronia.eu (2008)
(9 Stücke, 51:32 Minuten Spielzeit)

Und noch eine Formation, die ich über myspace.com entdeckt habe. Neuronia nennt sich eine Progrock-Band aus der hessischen Stadt Darmstadt. Im Jahr 2001 ist die Band aus der Neo-Prog-Formation Ulysses entstanden. Nach dem selbst produzierten Demo „Neronia 2002“ erschien im Jahr 2003 das eigentliche Debütalbum „Nerotica“. Aktuell ist von der Ur-Formation nur noch Sänger Falk Ullmann dabei. Anfang 2007 begann die neue Besetzung Falk Ullmann (Gesang), Rüdiger Zaczyk (Gitarre), Rainer Teucher (Keyboards), Lutz Beberweil (Bass) und Dirk Hartel (Schlagzeug) mit dem Schreiben neuen Materials, das im September 2008 auf ihrem zweiten Album „Blue Circles“ erscheint.


Die neun Stücke, die zwischen 4:05 und 7:15 Minuten lang sind, bewegen sich im Umfeld von Progressive Rock und klassischem Hardrock. Letzteres vor allem durch Rüdigers Gitarrenarbeit und Falk’s Gesang. Ob es hier Gemeinsamkeiten zu Ulysses gibt, kann ich nicht sagen, da mir die Musik dieser Band nicht geläufig ist.

Mit einer ausladenden Pianopassage beginnt der erste Song „Desert Sand“ zu der Falk’s unverkennbarer, eindringlicher Gesang einsetzt, der recht theatralisch klingt und gut zu dieser Art von Musik passt. Erst nach fast zwei Minuten kommt die E-Gitarre hinzu, die den Progstil damit einläutet und später auch Hardrock Riffs aufzuweisen hat.

„Shockwaves“ ist für mich eine Mischung aus Prog und 80’er Pop-/Wave-Anleihen, was vor allem durch den Sound der Keyboards hervorgerufen wird. Das mag jetzt seltsam klingen, funktioniert aber sehr gut weil das Stück von einer sehr eingängigen Melodie bestimmt wird. Sehr gut gefällt mir auch das Zusammenspiel von E-Gitarre und Keyboard im Mittelteil.

Die Progballade „Naked Pale“ weist ebenfalls sehr schöne Melodiebögen auf. Und wieder geht es nur mit Piano und Gesang bei „One On One“ los. Später kommt noch eine Akustikgitarre hinzu. Die Band scheint auf balladenhafte Parts zu stehen. Doch was ist das? Im folgenden „Cold And Strange“ geht es Hard Rock mäßig weiter. Rhythmus und Melodie sowie Falk’s Gesang sind absolut mitreißend. Tolle Nummer.

Eine Keyboardsequenz mit einsetzender Akustikgitarre leitet in „Faceless Smile“ ein. Dieser zunächst wieder sehr balladesk angelegte Song entwickelt sich im Laufe der Zeit zu einer richtigen Rocknummer. Etwas verspielt und theatralisch, wie von Bands in den 70’ern praktiziert, zeigt sich „We’ve Brushed“. Er weist auch einige Anleihen von Krautrock auf, obwohl der Begriff ja sehr vielfältig eingesetzt werden kann, fällt er mir trotzdem spontan zu dem Stück ein.

Wie eine Mixtur aus Spieluhr und Xylophon klingt das Keyboard zu Anfang von „Lost In Grey“ und Falk singt seinen Part noch intensiver, als bei den anderen Songs. Ich kann mir schon gut vorstellen, mit welcher Präsenz, ähnlich der von Peter Gabriel oder Peter Nicholls er auf der Bühne agiert. Auch wenn man den Text aufgrund von sprachlichen Barrieren nicht versteht, kann man doch spüren, dass hier eine Geschichte erzählt wird. Sehr gut finde ich, dass sich über weite Strecken dieses Keyboardmotiv durch das Stück zieht, auch wenn andere Instrumente wie E-, Akustikgitarre, Bass und Schlagzeug mit einsetzen.

Das recht forsche „Seven Shades“ mit seinem knackigen Rhythmus ist wieder mehr im klassischen Hardrock mit Proganleihen (Keyboard) zu Hause. Hier scheint auch wieder eine Portion Saga durchzuscheinen. Das Stück beendet diese wirklich gelungene CD.

Mit „Blue Circle“ ist Neronia eine gute Prog-CD geglückt, die neben eingängigen Melodien sehr sauber und transparent produziert wurde. Zwar merkt man ihr, aufgrund Falk’s Aussprache die deutsche Herkunft an, was hier aber kein Manko darstellt. Neronia haben bereits einen eigenen Stil, der mir von Anfang an gefiel. Manchmal kommen mir allerdings Stellen bekannt vor, ohne dass ich sagen kann, woher ich sie kenne. Klingt da vielleicht eine Spur Saga oder Styx durch, oder ist es doch was ganz anderes? Auf jeden Fall bietet „Blue Circle“ tolle Musik, die man sich oft anhören kann. Probehören möglich unter www.myspace.com/neronia.

Stephan Schelle, Oktober 2008

   

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