Nani - Homeless
Manda Rekords (2021)
(10 Stück, 40:34 Minuten Spielzeit)

Am 28.01.2022 erscheint das Debütalbum „Homeless“ der deutsch-indonesischen Künstlerin NANI. Der Titel „Homeless“ wurde gewählt, weil sich die Künstlerin zum einen leidenschaftlich für Berliner Obdachlose engagiert. Zum anderen ist die Entstehungsgeschichte des Albums ganz eng mit dem Titel verknüpft. So hatte NANI ursprünglich die Idee, Straßenmusik zu machen, um Geld für Obdachlose zu sammeln.


Um an ihren gesanglichen Fähigkeiten zu arbeiten, begab sie sich 2019 auf die Suche nach einem Gesangslehrer. Nach einigen Irrläufen fand sie schließlich den Berliner Musiker, Songwriter und Musikproduzenten Marcus Friedrich Schultz, den sie schnell für ihr Projekt begeistern konnte. Nach einigen Stunden Vocal Coaching kam dann schon der Auftrag an ihn, einen Song zu schreiben, mit dem man auf die Situation der Berliner Obdachlosen aufmerksam machen kann. Auf diese Weise entstand der erste Song des Albums mit Titel „Homeless“.

Als dann 2020 der Corona-Lockdown kam, entschieden sich die beiden Musiker in der Zwangspause weiter zu komponieren. Alle Titel auf dem Album sind zwar inspiriert durch die persönlichen Erlebnisse der Musiker, sie haben aber auch durchaus universellen Charakter. Es geht um die großen Themen des Lebens, wie Liebe („Kenangan“), wahre Freundschaft („Jenny“) und die Lust am Reisen („Route 66“). Auf der anderen Seite kommen aber auch gesellschaftliche und politische Themen nicht zu kurz, wie beim Song „Lost“, in dem es um unseren Umgang mit der Natur und unserem Planeten geht oder beim Song „Absurd“, der die Auswüchse der Weltwirtschaft thematisiert.

Das Album, das zehn Stücke mit Laufzeiten von 2:53 bis 5:16 Minuten Spielzeit aufweist, beginnt mit dem Song „My Dream“, der neben Rock auch ein gewisses Popappeal aufweist. Hier wird schon deutlich das NANI eine angenehme Stimme hat, die sich auch ausdrucksstark – hier vor allem im Refrain – zeigt, allerdings gesanglich noch Luft nach oben hat. Sehr gut gefallen mir aber die Melodie und das Gitarrensolo im Mittelteil.

Balladesk zeigt sich dann – mit leicht rockigem Einschlag – „Lost“. Hier sorgt eine Hammondorgel für Retrotouch und ein Gitarrensolo für leichtes Queen-Feeling. Die meisten Titel werden von NANI in Englisch gesungen. Erste Ausnahme ist das Liebeslied „Kenangan“, in dem Nani eine Erinnerung an eine alte Liebe verarbeitet. Diesen Song interpretiert NANI auf Indonesisch. Das Stück besitzt darüber hinaus einen eingängigen Reggae-Rhythmus.

Nach einigen sanften Songs wird es dann in „Absurd“ wieder wesentlich rockiger. In den rockigeren Songs macht NANI die beste Figur. Nur in den langsameren, wenn ihre Stimme ins Vibrato wechselt, klingt sie noch ein wenig dünn. Mit „Berlin Berlin“, einer Hommage an ihre Heimatstadt, hat sie dann noch einen Song auf dem Album, den sie auf Deutsch singt. Der Song wirkt aber ein wenig konstruiert und pathetisch. Den Abschluss bietet dann „Get Into The Groove“, ein Dance-Hit, der rein elektronisch aufgenommen wurde. Der Track eignet sich ganz hervorragend für die Tanzfläche in den Clubs.

„Homeless“, das Debütalbum der deutsch-indonesischen Sängerin NANI, bietet zehn Songs, die zwischen Pop, Rock, Reggae und Dance wechseln. Zwar wirkt NANI’s Stimme in den sanfteren Passagen noch etwas dünn, aber über den Großteil der Stücke macht sie eine gute Figur. Großes plus des Albums sind die von Marcus Friedrich Schultz geschriebenen Songs und die von Profis eingespielten Instrumente, die Bandcharakter aufweisen. Auch die Idee sich für Berliner Obdachlose zu engagieren macht das Album und die Sängerin sehr sympathisch.

Stephan Schelle, Januar 2022

   

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