Mr Averell – Gridlock

Mr Averell – Gridlock
Equally Tuned / Gonzo Multimedia (2013)
(12 Stücke, 47:47 Minuten Spielzeit)

Hinter Mr. Averell verbirgt sich der Niederländer René van Commenée, der vielleicht einigen Fans von VdGG und Konsorten durch seine Zusammenarbeit mit David Jackson (gemeinsame CD „Batteries Included“) oder Judge Smith bekannt sein dürfte. Daher verwundert es auch nicht, dass auf dieser, der zweite CD des Musikers diverse Musiker aus genau diesem Umfeld mitwirken - genannt seien neben den beiden erwähnten noch Hugh Banton, Stuart Gordon oder John Ellis.


Darüber hinaus wirken ein ausgebildeter Kirchenorganist (Willem Tanke), Lene Lovich oder der Bowie-Pianist Mike Garson mit. Wenn ich eine Einsatzbesprechung abgeben müsste, würde sie lauten:

„Eine der besten Peter Hammill Scheiben der letzten 10 Jahre“, die dieser nicht aufgenommen hat.

Mit der nicht ganz einminütigen bedrohlich wirkenden Klangcollage „Look“ führt uns Mr. Averell in düstere Tiefen um gleich danach eher melancholisch-fröhlich Tom Waits-mäßig über einen Menschen zu singen, der allein in seinem Haus sitzt und endlich den Spiegel zerbrechen soll.

Danach kommt Lene Lovich in „Kiss The Girl“ zu ihrem ersten Einsatz. Der Titel klingt dann wie VdGG auf WavePop mit weiblichem Sprechgesang. Das Ganze ist sehr flott gespielt mit tollen knappen Gitarrenriffs und schönen Einlagen von David Jackson.

Ab „Deliberately“ beginnen die Höhepunkte der CD. Erst wird es ruhig und elegisch mit starken Assoziationen an Peter Hammills Solowerken, wobei die Stimme von Mr. Averell deutlich tiefer ist und er nicht so „schreit“. Wer also Hammills Stil mag, aber nicht seine Stimme, sollte mal rein hören. „Boxes“ besteht nur aus Stimme, Orgel und Akkordeon, wobei Millem Tanke im Mittelteil den Orgelpart auf einer Kirchenorgel übernimmt und ein furioses Solo hinlegt. „The Fear Of Dreaming (For Marijke)“ als auch „Sightseeings“ klingen stellenweise so, als ob Peter Hammill am Mikrofon sitzt und singt (das schreit in meinen Ohren quasi nach Coverversionen von ihm). Überhaupt ist die Stimme von René van Commenée recht wandlungsfähig, von Tom Waits über Judge Smith bis Peter Hammill in tieferen Lagen gehen dabei meine Assoziationen.

Mit dem Titeltrack „Gridlock“ wird es wieder flotter und Lene Lovich kommt als Duettpartnerin wieder zu Gehör, ebenso David Jackson mit seinen typischen Saxophonklängen. Mit dem fast schon zirkusartigem „Rideehoo!!“ klingt die CD aus.

Insgesamt erinnern die Titel also sehr an Werke von Peter Hammill/VdGG oder den songorientierten Werken von Judge Smith. Ausnahmen bilden die kurzen Tracks „Look“, „Babel“ und „Unlock“, die mit ihrer Collagetechnik aus diversen Tönen/Geräuschen für die nötige Spannung zwischen den Songs sorgen.

Die Produktion ist übrigens sehr dynamisch und transparent und wirkt besonders unter einem Kopfhörer. Für mich eine der TOP10-Anwärter für das Jahr 2013 bisher.

Andreas Plaeschke, Mai 2013

   

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