Mombasa – Shango Over Devil’s Moor
Sireena Records / Broken Silence (2017)

(11 Stücke, 74:57 Minuten Spielzeit)

Das deutsche Label Sireena Records hat vor einiger Zeit mit Veröffentlichungen begonnen, die Livekonzerte im Stagge’s Hotel, einer Location in Osterholz-Scharmbeck, dokumentieren. Vor allem in den 70’er Jahren traten dort zahlreiche Bands auf. Der neueste Output präsentiert ein Livekonzert der AfroJazzfunkband Mombasa, das am 02.09.1976 stattfand. Unter dem Titel „Shango Over Devil’s Moor” erscheint die in einem Digipack verpackte CD am 28.04.2017 mit dem Untertitel „Live At Stagge’s Hotel 1976”


Da ich die Band nicht kenne, hier zunächst einige Infos aus dem Pressetext: Mombasa entstand in Deutschland Anfang der Siebzigerjahre als der US-Jazzmusiker Lou Blackburn (Trombone) sich mit Musikern aus Afrika zusammentat und Mombasa gründete. Blackburn hatte vorher bei der Berliner Institution Agitation Free mitgespielt, da reifte bei ihm schon die Idee, europäische, amerikanische und afrikanische Musik in einem Projekt zu vereinigen.

Das Rocklabel von Intercord, Spiegelei, bot der Band die Möglichkeit, ihr Debütalbum „African Rhythms & Blues“ 1975 zu veröffentlichen, und die Platte kam zur rechten Zeit. Der pulsierende enorm groovende Ethno-Funk von Mombasa spielte sich umgehend in die Herzen und Beine eines zumeist studentischen Publikums, die Band war viel unterwegs, und bereits 1976 erschien das Nachfolgealbum „African Rhythms & Blues 2“. Ebenfalls ein starkes Album.

In jenem Jahr spielten Mombasa im Zuge ihrer Deutschlandtournee auch im Stagge’s Hotel in Osterholz-Scharmbeck. Das Repertoire bestand aus Titeln der beiden bisherigen Alben sowie aus Improvisationen. Die Band und besonders Lou Blackburn waren an dem Abend enorm gut drauf und lieferten einen begeisternden Auftritt ab, den das geradezu euphorische Publikum dankbar honorierte. Für viele bedeutete der Auftritt von Mombasa einen der Höhepunkte der damaligen Konzerte bei Stagge’s.

Im Hotel Stagges bestand die Band aus Lou Blackburn (Posaune, Percussion, Gesang), Bob Reed (Congas, Percussion), Alan Tatham (Schlagzeug), Don Ridgeway (Bass) und Doug Lucas (Trompete, Flügelhorn).

Die CD beginnt mit dem vierteiligen „Soletho”, die es zusammen auf ca. 16 Minuten bringen. Part I beginnt zunächst mit Trompete und Schlagzeug, um dann in einen wüsten Percussionpart überzugehen. Mombasa verwandelte mit seinen Rhythmen das Stragges in eine afrikanische Umgebung, in die man damals unweigerlich hineingezogen wurde. Das ist schon zu Beginn ekstatisch und mitreißend. Die Blasinstrumente streuen in diesen ersten Part einige Melodien ein, die dem Ganzen noch mehr Flair und auch eine gewisse jazzige Atmo verleihen. Jazziger wird es dann noch im zweiten Part, das von Lou’s Posaune bestimmt wird. Part drei verbindet dann Blas- und Percussioninstrumente, während der vierte Part aus einer Percussionorgie besteht.

Nach einer gut zweiminütigen Ansage kommt dann mit dem fast zehnminütigen „Makishi” ein erster Titel des Debütalbums „African Rhythms & Blues“. Dieser Titel ist eine Spur ruhiger und verbindet perfekt die Rhythmen, die aus verschiedenen Elementen bestehen und Jazzmusik. Eine gelungene Mischung. Mit „Shango” und „Kenia” standen dann noch zwei weitere Stücke des Debütalbums und mit „African Hustle” ein Stück vom Zweitwerk auf dem Programm. Der Rest waren Improvisationen bzw. neue Stücke, die sich perfekt ins Gesamtbild integrierten.

In „Kenia” hat man durch die Instrumentierung das Gefühl sich auf einem afrikanischen Bazar zu befinden und einem Schlangenbeschwörer zuzuschauen. „Serengeti” besteht dagegen aus westlichen Rhythmen mit einem hohen Jazzanteil. Den Abschluss bildet dann das leicht funkige „Lopalop”.

Mit „Shango In Devil’s Moor” hat das deutsche Label eine Liveaufnahme einer hochgradig interessanten Band ausgegraben, die Jazz und vor allem afrikanische Rhythmen perfekt miteinander verband. Mombasa waren nicht nur Mitte der 70’er Jahre außergewöhnlich, ihre Musik ist es auch heute noch, denn sie ist auf eine gewisse Weise völkerverbindend.

Stephan Schelle, April 2017

   

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