Mike And The Mechanics – Let Me Fly
BMG Rights Management (2017)

(12 Stücke, 50:43 Minuten Spielzeit)

Vor 32 Jahren gründete der Genesis-Gitarrist und -Bassist Mike Rutherford sein Musikprojekt Mike + The Mechanics. Wer hätte gedacht, dass sich dieses Projekt so lange erfolgreich hält und am 07.04.2017 das mittlerweile achte Studioalbum erscheinen würde. Das neue Album heißt „Let Me Fly“ und bietet die typischen musikalischen Elemente, die man von Rutherford & Co. kennt und erwartet.


„Ich hätte nie gedacht, dass Mike + The Mechanics so lange Bestand haben würde. Aber als 15-Jähriger hätte ich mir auch nicht träumen lassen, dass sich Genesis über viele Jahre beständig weiterentwickelten“, resümiert Mike Rutherford, der für immer mit dem Song „The Living Years“ assoziiert werden wird. „Ich weiß, dass ich nie wieder einen so weitgreifenden Song schreiben werde. Dieser Song über Verlust und Freude, ist ein Teil des Lebens vieler Leute geworden. Aber er ist kein Mühlstein, der mich zermürbt. Die Resonanz auf den Song ist immer noch ermutigend. Es ist überwältigend, was der Song ausgelöst hat.“

Mike Rutherford lässt sich mit seinen Veröffentlichungen aber Zeit und so ist seit dem letzten Album „The Road“ eine Zeitspanne von gut sechs Jahren vergangen. Neben Rutherford, der Gitarre und Bass spielt sind – wie schon beim letzten Album - Luke Juby (Keyboards), Gary Wallis (Schlagzeug), Anthony Drennan (Gitarre), Andrew Roachford (Gesang) und Tim Howar (Gesang) mit von der Partie. Und dieses eingespielte Team hat wieder ein Dutzend herrlicher Popsongs eingespielt.

Das Album beginnt mit dem Titel gebenden Song. Zunächst wähnt man sich in einem Phil Collins Stück, denn Piano und der Schlagzeugrhythmus klingen nach dem 80’er Stil des Genesis-Kollegen. Schnell entwickelt sich aber ein Song mit den typischen Ingredienzien die man von Mike + The Mechanics her kennt. Die eingängige Melodie und die unter die Haut gehende Stimme von Roachford tun ihr Übriges. Am Ende kommt dann noch ein mehrstimmiger Chor mit einem Flair von Gospel hinzu, der dem Song noch ein größeres Volumen verleiht. Ein Song wie fürs Radio gemacht.

Das von Andrew Roachford gesungene Stück „Let Me Fly“ gibt dem Album seinen Titel und seinen emotionalen Kern. „Für das Cover-Foto engagierten wir einen Base Jumper, der auf einem Trampolin sprang. Er musste sich den Kopf für das Foto kahl rasieren. In dem Song gibt es eine schöne Formulierung, die aufstrebenden Charakter besitzt. Aber in dem Song geht es nicht nur um Liebe, sondern auch ums Leben. Andrews Stimme klingt großartig und sie wird von einem Chor komplementiert, was fantastisch ist. Ich stelle mir beim Hören einen Typen auf einem Hügel vor, der einfach loslässt und sich aufs Unbekannte einlässt. Wenn man Dinge nicht ausprobiert, wird man sich für den Rest des Lebens in Bedauern darüber üben müssen“, erläutert Mike.

Schon an den Gitarrenklängen ist Mike Rutherford zu erkennen. Nun kann man der Meinung sein das sich Mike mit seiner Band musikalisch nicht weiterentwickelt hätten, da stilistisch genau das geboten wird, wo er bei „The Road“ aufgehört hat. Aber sind wir mal ehrlich, genau das erwarten wir doch auch von einer Band, dass sie mit den wohlbekannten Klängen ein neues Gewand strickt, das man sofort erkennt. Und so ist „Let Me Fly“ ein Album voller herrlicher Melodien geworden, die perfekt von der Band eingespielt wurde. Da gibt es keine Ecken und Kanten, aber es ist perfekt gespielter Pop, der aktuelle Musikströmungen aufnimmt und bei dem man sich wohlfühlt und der das Herz erwärmt. Nicht mehr aber auch nicht weniger.

 „Are You Ready?“ sorgt mit seinem treibenden Beat für gute Stimmung. Und Tim Howar bringt mir seinem Gesang nochmal eine neue Note ins Spiel. Dass Mike wieder mit zwei herausragenden Sängern gearbeitet hat, macht das Album abwechslungsreich.

In „The Best Is Yet To Come“ hat sich Mike Rutherford sehr stark an den aktuellen Strömungen der Popmusik orientiert und „High Life“ könnte auch ein Song von Ed Sheeran sein. Dagegen sind „Save The World“, „Love Left Over“ und das abschließende „Save My Soul“ wunderbare, verträumte Balladen während „The Letter“ an die kommerziellere Phase von Genesis erinnert und darüber hinaus einige Klangfolgen von „Silent Running“ enthält.

Wer die Musik von Mike + The Mechanics mag, der kommt mit dem neuen Album „Let Me Fly“ voll auf seine Kosten.

Stephan Schelle, April 2017

   

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