Mauvais Sang – La Faune
Daaganda Records / The Orchard (2025)

(12 Stücke, 54:05 Minuten Spielzeit)

Mauvais Sang ist eine französische Noise-Pop-Band aus Haute-Savoie, bestehend aus Mathis Saunier (Gitarrist und Komponist), Léo Simond (Sänger und Texter), Antoine Vercellotti (Schlagzeuger), Florent Rigot (Bassist), Anouck Bizon (Sängerin und Harfenistin) und Anastasia Egorova (Sängerin und Violinistin). Am 16.05.2025 ist ihr Album „La Faune“ erschienen. Ihre 2024’er EP „La Flore“ wurde von der Presse besonders positiv aufgenommen: Rock N Folk France schrieb, dass die EP „mit ihrem kühnen klanglichen Ansatz überrascht, der eine Brücke zwischen Chanson und Noise, Rock und Elektro schlägt: Mit ihren eindringlichen Melodien, die von schweren Gitarren unterbrochen werden, spielt sie mit den Kontrasten und neigt sogar dazu, sie auf die Spitze zu treiben.“


Mit einer Mischung aus Noise-Pop-Texturen, sozialer Poesie und organischen Rhythmen zeichnet „La Faune“ eine Reise nach, die sowohl zutiefst persönlich ist als auch universelle Resonanz findet - ein Porträt einer Welt im Wandel, einer Menschheit am Abgrund, hin- und hergerissen zwischen dem Drang zu entkommen und dem Sog ihrer Wurzeln. Er erforscht die zeitgenössische Gesellschaft, die Spannungen zwischen dem Individuum und dem Kollektiv sowie die Herausforderungen der Moderne und lädt zu einem kollektiven Erwachen ein.

Getreu seinem Namen drückt „La Faune“ eine tiefe Ehrfurcht vor der natürlichen Welt aus und verdeutlicht gleichzeitig die Zerbrechlichkeit der Ökosysteme angesichts des menschlichen Einflusses. Die Kompositionen beschwören die raue Schönheit der Natur und rufen zu einer neuen Harmonie zwischen Mensch und Umwelt auf.

Und diese Beschreibung passt auch gut zum neuen Album der französischen Band. Es sind manchmal recht raue Klänge zu hören, die dann aber wieder von herrlichen, teils sanften Melodien abgelöst werden. Gesungen wird in der französischen Heimatsprache.

Die Stücke sind recht elektronisch angelegt. Eine besondere Wirkung erzielt die Band durch den gemeinsamen oder duettartigen Gesang von Léo Simond, Anouck Bizon und Anastasia Egorova. In Songs wie „Modèle“ kommen dann auch schon mal sanfte Harfenklänge auf die dann von druckvollen Industrialsounds abgelöst werden. Das ist außergewöhnlich, hat aber Esprit.

Und wenn dann in „Nouvelle Ère“ sanfte Harfenklänge und lieblicher Gesang über weite Strecken erklingen, wird diese Harmonie dann zum Ende hin in einen verzerrten heftigen Part übergeleitet. Ein weiteres Beispiel für die Stimmungswechsel in den Songs ist „Nuit Venin“, bei dem bedrohlich klingende Synthesizersounds auf sanften Gesang treffen und dieser dann später wieder von heftigen Industrialparts und dann von Streichersounds abgelöst wird. Das ist schon eine musikalische Achterbahnfahrt.

Ebenso wie Lazuli im Prog mit Chansonanteilen und Folk spielen, so mischen Mauvais Sang in ihren Stücken Noise-Pop mit Rock, Folk und Chanson, was eine gewisse Ausstrahlung besitzt. Beschreiben kann man das nicht wirklich, man muss die Musik auf sich wirken lassen, denn sie besitzt eine eigenartig faszinierende Wirkung. Da man diese Art von Musik nur lieben oder hassen kann (ersteres trifft auf mich zu), empfehle ich zuvor in das Album hinein zu hören.

Stephan Schelle, Juli 2025

   

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